Umfragen/Vietnam

Geschrieben von Swissman am 24. August 2002 01:05:40:

Als Antwort auf: Re: N: Protestkundgebung in Portland, Oregon geschrieben von Apollo am 23. August 2002 23:19:59:

>Im moment beträgt der anteil der ablehner ca.60 %, gegüber 50 % bei der >letzten befragung.

Ich habe letzte Woche eine Umfrage gelesen, nach der ca. 60% der US-Bürger einen Irakfeldzug befürworten, unter der Bedingung, dass dadurch keine, oder nur geringe eigene Verluste entstehen. Die Zustimmung sinkt freilich auf weniger als 40%, wenn es zu nennenswerten eigenen Verlusten kommt... - Ich wundere mich immer wieder aufs Neue, angesichts der Naivität des Durchschnittsamerikaners: Zwar wird sofort nach der Armee gerufen, aber wehe, sie erleidet schwere Verluste (wobei unter "schweren Verlusten", wie man in Somalia gesehen hat, offenbar 18 Mann und zwei Hubschraubern zu verstehen sind...)

Rund 20% der Befragten, anders lässt sich die Umfrage nicht interpretieren, glauben offenbar tatsächlich, Krieg sei ein Nintendo-Spiel, und ein Schlachtfeld sei klinisch rein... - Krieg ist zwangsläufig immer eine blutige Angelegenheit, und eigene Verluste lassen sich ebenfalls niemals vermeiden (wenn nur eine Seite Verluste erleidet, ziehe ich es vor, von einem Massaker zu sprechen).

>irgendwie erinnert es an die ehem. protestbewegung gegen den Vietnamkrieg.

Der sowjetische Überläufer Stanislaw Lunew schreibt, dass allein das GRU, der Geheimdienst des sowjetischen Generalstabes, dem er selbst angehört hatte, ein Mehrfaches der Summe, mit der es die Nordvietnamesen unterstützte, einsetzte, um damit die US-Friedensbewegung zu unterstützen...

>Ein General hatte später mal freimütig eingeräumt, dass Amerika den >Vietnamkrieg - nicht zuletzt - wegen dem FERNSEHEN verloren habe..das die >bevölkerung immer mehr gegen diesen furchtbaren wahnsinn aufgebracht hat !

Ich stimme dem grundsätzlich zu, behaupte aber, dass der Vietnamkrieg bereits lange zuvor verloren wurde: Die eigentliche Hauptursache orte ich in den völlig untauglichen "Rules of Engagements" (RoE --> von Washington vorgegebene Rahmenbedingungen), unter denen zu operieren die Truppe gezwungen war. Die meiste Zeit tat man in Washington so, als ob es sich im Grunde genommen um nichts weiter als einen Bürgerkrieg unter Südvietnamesen handeln würde - Dass der Vietcong keinen einzigen Tag hätte kämpfen können, wenn der Nachschub aus dem Norden augeblieben wäre, und die VC's teilweise von jenseits der Demarkationslinie operierten, versuchte man zu ignorieren.

Die US-Luftwaffe bombardierte jahrelang den Ho-Tschi-Minh-Pfad, weil man es ihr verwehrte, die nordvietnamesischen Lagerhäuser, von denen er ausging, auszuschalten.

Einzig zu Beginn des US-Engagements, im Rahmen der Operation "Rolling Thunder" unternahm man den (erfolgreichen) Versuch, dem Vietcong das Rückgrat zu brechen, indem man intensive Angriffe auf seine logistische Infrastruktur jenseits der Demarkationslinie flog. Tatsächlich kam die Aktivität der kommunistischen Aufständischen nach kurzer Zeit weitegehend zum Erliegen.

Anstatt nun mit Bodentruppen nachzustossen und den Drachen in seiner eigenen Höhle zu erschlagen, befahl Lyndon B. Johnson die Einstellung der Operation. Die RoE's wurden dahingehend abgeändert, dass man den grössten Teil Nordvietnams dem Zugriff der Luftwaffe und Marineflieger entzog, mit Ausnahme eines Streifens unmittelbar nördlich der Demarkationslinie.


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