Indische Übung - Strategische Implikationen
Geschrieben von Swissman am 01. Mai 2001 16:35:37:
Am 2. Mai starten die indischen Streikräfte ein Manöver auf Korps-Ebene (ca 50'000 Mann). Die Übungsanlage geht von einem überraschenden Nuklearangriff einer fiktiven fremden Macht (im Klartext: Rotchina oder Pakistan) aus. Das Ziel des Manövers besteht darin, genügend eigenen Kräften das Überleben des Erstschlages zu ermöglichen, um sodann einen vernichtenden Gegenschlag zu führen: Bei früheren Übungen ging man davon aus, den Feind solange zu beschäftigen, bis die Diplomatie einen Waffenstillstand ausgehandelt hätte. Die diesjährige Übung nennt sich nicht umsonst ‘Poorna Vijay’ ("Völliger Sieg"): Die Luftwaffe soll Ziele tief im feindlichen Hinterland ausschalten, Spezialeinheiten üben den Einsatz hinter den feindlichen Linien. Sodann sollen Fallschirmjäger eine grossangelegte Luftlandung bei Nacht durchführen. Auf dem Boden werden Panzer, motorisierte Infanterie und Artillerie, in enger Zusammenwirkung mit der Luftwaffe, die feindlichen Kräfte angreifen, nach Möglichkeit völlig vernichten, und schliesslich in Blitzkriegmanier auf das Hoheitsgebiet des Angreifers vordringen, um die Bedrohung endgültig auszuschalten.
Kommentar von mir: Im Gegensatz zu den verweichlichten westlichen "Staatseunuchen", äh, "-männern" ;-) sind sich die politische und die militärische Führung Indiens offenbar bewusst, dass ein Nuklearkrieg keine blosse Science-fiction, sondern eine reale Möglichkeit ist. ‘Poorna Vijay’ soll jedem potentiellen Angreifer (damit ist nicht so sehr Pakistan, als vielmehr Rotchina gemeint: Zu Recht geht Indien davon aus, dass längerfristig die von Rotchina ausgehende Gefahr erheblich grösser ist - Man würde sich wünschen, die indische Führung möge erkennen, dass ihr Partner Russland und Rotchina in Wahrheit zwei Seiten derselben Medaille sind...) eine unmissverständliche Botschaft überbringen: "Wenn Du uns angreifst, wirst Du vernichtet!"
Die Planer der Übung haben ebenfalls richtig erkannt, dass ein ausschliesslich defensiv geführter Krieg, insbesondere im Nuklearzeitalter, Unsinn ist (natürlich hat die Geschichte dies bereits 1940 bewiesen, aber die wichtigste Lektion, die die Geschichte uns lehrt, besteht darin, dass der Mensch aus ihr nichts lernt...): Letztlich kann und wird allein die Offensive die Entscheidung bringen - nachdem den gegnerischen Panzerkeilen erst einmal die Spitze gebrochen ist, vorgedrungene feindliche Einheiten umfasst und vernichtet wurden, MUSS der errungene taktische Erfolg ohne falsche Rücksichtnahmen (ich denke hierbei namentlich an die UNO, und andere falsche "Freunde") ausgenutzt und in einen strategischen Sieg umgewandelt werden. Zwangsläufig bedingt dies den Vorstoss ins feindliche Hinterland, wo in kühnem Angriff seine Reserven zerschlagen, sowie seine kriegswirtschaftlichen Ressourcen übernommen werden (müssen).
Der Schlüssel zum Erfolg liegt im engen Zusammenwirken der verschiedenen Waffengattungen ("kombinierte Waffen") und blitzschnellen Vortössen.
Im Artikel wird dies nicht ausdrücklich erwähnt, aber man darf wohl davon ausgehen, im Rahmen dieser Übung auch simulierte Einsätze taktischer Nuklearwaffen erfolgen werden.
Wenn die Übung die gesteckten Ziele erreicht, wird Rotchina möglicherweise Truppen, die sonst gegen Taiwan eingesetzt werden könnten, an seiner Flanke zu Indien belassen, bzw. zusätzlich dorthin verlegen müssen...
- Re: Indische Übung - Strategische Implikationen ExImagina 02.5.2001 12:53 (0)
- Re: Indische Übung - Strategische Implikationen Mick 01.5.2001 17:49 (0)