Re: Hochwasserdiskussion / Schuldzuweisungen / @WesenheitX

Geschrieben von Bonnie am 18. August 2002 10:45:09:

Als Antwort auf: Re: Hochwasserdiskussion / Schuldzuweisungen / @WesenheitX geschrieben von Johannes am 18. August 2002 01:17:31:

Hallo Johannes, Hallo Wesenheit,
da habe ich ja was angerichtet mit meinem Beitrag ?
Also Johannes, was du geschrieben hast, kann ich nur unterstreichen, Wesenheit, ich kann dich auch verstehen (hatten wir ja schon gestern im Chat :-)).

Zum System: Es wird anscheinend sehr schnell zum Sündenbock gemacht, ohne die Nuancen zu unterschieden. Kapitalismus wird da mit Marktwirtschaft gleichgesetzt, Banken mit Teufeln... Wir haben gestern im Chat auch noch mal drüber gesprochen. Meine Meinung dazu: Die Marktwirtschaft ist klasse. Sie hat allerdings einen großen Nachteil: Die Tendenz, große Unternehmen (Monopole) hervorzubringen. Es wäre kein Problem für den Staat, das zu unterbinden (Kartellrecht). Leider haben die Nationen das verpaßt. Deshalb haben wir seit Ende der 90iger Jahre "Global Player", die (bekanntermaßen) auch keine Steuern mehr zahlen. Die Global Player sind mittlerweile mächtiger als Schröder und Co, die nationalen Regierungen sind kleine Würstchen geworden. Die Steuerausfälle der Großunternehmen sind verantwortlich für die desolaten Zustände der öffentlichen Haushalte! Was ich rüberbringen will: System ist nicht System. Nicht die Marktwirtschaft (die überhöhte Preise, seien es jetzt Produkte oder Zinsen, IMMER auf eine wunderbare Art und Weise zugunsten des Endverbrauchers regelt) ist "schuld", sondern die Entwicklung des Systems. Die Marktwirtschaft leidet meines Erachtens an folgenden Faktoren:
- falscher Interventionismus des Staates
- die Bildung von Großunternehmen, die mächtiger sind als Nationalstaaten

Global Player: Bevor man sie jetzt als "Teufel" brandmarkt: Auch sie können sich nicht anders verhalten. Wenn sie anfangen, sich umweltbewußt und human zu verhalten, verlieren sie Marktanteile an die Konkurrenz.

Banken: Bei dem Markt handelt es sich um ein Oligopol. Die Preise sind quasi abgesprochen. Genausogut kann man auf die Minerölkonzerne motzen, das ist ein ähnlicher Markt. Aber deshalb sind sie nicht die "Teufel". Jeder nimmt in diesem System, was er kriegen kann (ja, auch du und ich :-)). Es wäre Sache des Staates gewesen, solche Oligopole nicht entstehen zu lassen.. Nun ist es teilweise zu spät.

Politik: Auch das ist ein System. Politiker sind Wahlstimmenmaximierer. Sie MÜSSEN sich so verhalten, wie sie sich verhalten. Und es kommen auch ganz bestimmte Persönlichkeiten in diese Positionen (das gilt auch für hohe Managementpositionen). Worauf warten wir hier eigentlich? Daß ein "heiliger", integrer Mensch die Regierung übernimmt? Der integre Mensch wird schon ganz am Anfang seiner politischen Karriere tausend Steine im Weg haben.

Wer auf Politiker und Manager schimpft (auf die hohen Gehälter, das Verhalten), sollte sich auch mal überlegen, warum er selbst den Job nicht macht. Rein theoretisch könnte das jeder. Warum ist man kein Ron Sommer oder Gerhard Schröder? Ich weiß, warum ich den Job nicht machen möchte und neide auch deshalb nicht die hohen Gehälter.

Vielleicht sollten wir die überschwappenden Gefühle (sei es Hass, Neid, Mitleid, Selbstmitleid) durch ein wenig Nachdenken ergänzen.

Aber es tut mir echt leid, daß ich hier ein wenig nach erhobenem Zeigefinger klinge.... :-))

Liebe Grüsse, Bonnie




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