Fragliche geographische Zuordnungen
Geschrieben von franke43 am 15. August 2002 13:56:33:
Als Antwort auf: Re: Besorgniserregender Traum geschrieben von Heaven am 15. August 2002 11:43:53:
Hallo
Es ist sehr fragwürdig, den altnordischen Göttern unbedingt und
eindeutig Heiligtümer im nördlichen Deutschland zuweisen zu
wollen.Grund:
Es ist nicht genau bekannt, wie einheitlich die germanischen
Gottheiten von allen Germanenstämmen verehrt wurden. Bekannt ist
aber, dass den Göttern mehrere heilige Orte zugesprochen wurden.
Das waren in erster Linie Wäldchen, also Haine für die heiligen
Opferriten (oft: Menschenopfer).Aus Orts- und Flurnamen lässt sich nur herleiten, wo überall
solche Opferstätten waren. So sind die skandinavischen Karten
übersät mit Ortsnamen, die von altnordischen Göttern herrühren,
was wohl auch kaum überrascht. Allein im Südosten der schwedischen
Stadt Örebro findet man z.B. ein Torsborg (Thors Burg) und ein
Odensbacken (Hügel des Odin). Auch Frövi (Hain des Frey) liegt
hier in Schweden. Die dänische Stadt Odense, der Geburtsort von
H.C. Andersen (Märchenautor), beansprucht in ihrem Namen der
"Sitz des Odin" zu sein.Es ist daher sinnlos, aus dem Vorkommen von germanischen
Götternamen in deutschen Orts- und Flurnamen ableiten zu wollen,
dass der Ort von zentralen Ereignissen der Prophezeiungen der
Völa ausgerechnet in Deutschland liegen müssen. Schliesslich
wurde die Edda auf Island aufgezeichnet.Es ist nicht einmal sicher, wie alt der "altgermanische"
Götterglaube eigentlich ist. Noch Caesar gestand unseren
Vorfahren nur einen sehr einfachen Götterhimmel zu, wie in
seinem sechsten Buch der Kriegskommentare nachzulesen ist:"Deorum solum eos student, quos cernunt"
"Sie verehren nur die Götter, die sie sehen"
Es kann ja durchaus sein, dass sich der differenzierte
germanische Götterglaube erst durch den intensiven Kontakt
erst mit dem heidnischen und später mit den christlichen
römischen Reich entwickelt hat. Der Glaube an die Götter-
dämmerung (Ragnarök) scheint klar von den christlichen
Apokalypsen inspiriert zu sein.Jedenfalls muss man mit Auslegungen der Edda sehr vorsichtig
und zurückhaltend sein.Gruss
Franke 43