and again, and again, and again

Geschrieben von isthar am 23. April 2001 11:47:57:

Als Antwort auf: Wahrnehmungen geschrieben von Stefan am 23. April 2001 11:04:08:

zur verständigung in der sache der "wahrnehmung" hier mal zur abwechslung was (kleines) wissenschaftliches dazu....

ihr habt BEIDE recht! trefft euch in der mitte, und ALLES wird gut!

sagt

eve


wandlerin zwischen den welten
retterin verlorener seelen
behüterin des rechten weges

TEXT >>>>

es gibt 3 verschiedene bereiche des gehirns, und jedes ist für etwas anderes zuständig, man spricht auch vom "dreieinigen" gehirn:

1. das stammhirn (reptiliengehirn)

- ist der älteste hirnbereich
- verfügt über die vergangenheit, speicher der erfahrungen aus millionen von jahren evoloution
- es steuert die unbewußten biochemischen vorgänge, wie z.b. atmung
- selbsterhaltung, ur- instinkte

>> da es ganz auf seine erfahrungen angewiesen ist, eignet es sich nicht dafür mit gänzlich neuen situationen umzugehen. es benötigt fallbespiele, um sich orientieren zu können. es ist bestrebt, feste ordnungen zu schaffen und zu erhalten. (instinktiv)

2. das zwischenhirn (limbisches system)(älteres säugetierhirn)

- es wölbt sich wie eine kappe über das stammhirn
- verfügt über die gegenwart, weil irgendwann die fähigkeit spontan zu reagieren zur überlebensfrage wurde
- zwischenhirn- lebewesen können und müssen gut lernen, um zu überleben
- hat die fähigkeit spontan zu reagieren
- "binär kodierter digitalrechner"
- selbstbehauptung, überleben durch kampf oder flucht

>> das zwischenhirn bedient sich dazu der emotionen: zwischen aggression und angst bilden sich auslösereize für körperliche reaktionen. (emotional)

3. das großhirn (jüngeres säugetierhirn)
- über dem zwischenhirn, in zwei sysmetrischen hälften
- linke seite logisch- analytisch
- rechte seite arbeitet mit bildern, mustern und nonverbalen ideen: entwicklung von konzepten und visionen
- "analogrechner"
- erstellt ein analoges abbild der welt, und kann so weit differenzierter die signale der umwelt auswerten, damit können die eingabeparameter geändert werden, um auch auf "was wäre wenn?"- fragen eine antwort zu erhalten
- verfügt über die zukunft
- selbstbewußtsein, planendes und führsorgliches handeln

>> spezifische eigenart des großhirns: in die zukunft planen, planen überhaupt, übertragung der angst aus der gegenwart in die zukunft, um bedrohungen zu erkennen (rational/ abwägend)

aus dem zusammenwirken dieser drei gehirne ergibt sich das menschliche verhalten. dieses verhalten folgt den instruktionen aller drei gehirne, in denen unterschiedliche interessen verfolgt werden und die nur mäßig miteinander kommunizieren.

die täglichen zusammenhänge und anforderungen werden reflektiert. der mensch setzt sich ziele und erreicht sie: die "schaltstellen" des gehirns wachsen und vermehren sich. das gehirn verbessert sich dadurch, weil das selbstreflexive wahrnehmen und achtsamkeit in hinblick auf die eigenen emotionen gesteigert wird: die fähigkeit, mit sich selbst zu kommunizieren, steigt. (emotionale intelligenz)

ich- bewußtsein:
kann mit hilfe des gehirns erzeugt werden. teile von eigenschaften können ab- bzzw. aufgebaut werden.

reflexives bewußtsein:
anwendung von "erlebtem" auf situationen, man wird selbst zum objekt, und gelangt zur besseren einsicht über sich selbst und über die möglichkeiten, die man hat.

die "grundverkabelung" des gehirns ist ein "stammesgeschichtliches programm". es ist genetisch fixiert. das menschliche verhalten ist ebenso durch die evolution geformt, wie alles andere.

was die realität ist, werden wir niemals in vollem umfang erfahren, denn jeder sieht die welt durch seine eigene brille und spürt auf seine eigene individuelle art und weise. wir nehmen also unsere eigene subjektive realität der dinge wahr, und nicht ein objektives abbild der welt (selektive wahrnehmung). sie ist behrrscht von unseren eigenen erfahrungen, und ist unser eigenes werk. wir nehmen also nur einen sehr geringen teil der welt wahr, und selbst der ist für jeden anders.

wie läuft das nun alles zusammen konkret ab??

jede wahrnehmung wird zunächst von einem nervensystem des stammhirns gefiltert (im "ras", retikulär- aktivierendem system). diese signale können nur nacheinander, aber nie gleichzeitig verarbeitet werden. (ca. 10 bit/sekunde). es wird nach der lebenswichtigkeit der signale ausgesucht, nicht nach zufallsprinzip. dann geht es immer noch nicht an das bewußtsein, sondern an das zwischenhirn, wo alles mit einem "vorurteil" beladen wird. die info wird geprüft auf ihre gefährlichkeit oder ungefährlichkeit, freundlichkeit oder feindlichkeit. die grundlage hierführ sind die gespeicherten erfahrungen. ist etwas neuartiges auf uns zugekommen, dann wird zunächst auf verdacht ein negatives signal gegeben. mit einen vorurteil beladen gelangt die info schließlich in das großhirn, wo es nach den spielregeln der dort gespeicherten (unser eigenen welt) erfahrungen interpretiert wird. hat eine info schließlich all diese stationen durchlaufen, so handeln wir dementsprechend nach unseren erfahrungen ABER: paßt etwas nicht in unser bild, so wird es passend gemacht. die welt in unserem gehirn hat vorrang gegenüber der wiklichkeit.

>Ja?! Wenn ich also weiß, daß der andere Mensch einen anderen "blickwinkel"
>haben muß, als ich, bin ich dann, sozusagen automatisch, bereit entweder
>den "blickwinkel" meines Gesprächspartners eizunehmen (bzw. es zu versuchen)

nein, "automatisch" nicht. dazu gehört schon der wille dazu bzw. das bemühen den anderen verstehen zu WOLLEN. "automatisch" geht da gar nichts. was wieder viel toleranz, verständnis etc. voraussetzt. denn, wenn ich den anderen nicht verstehen WILL, bzw. es nicht versuchen MÖCHTE, also mich NICHT mit dem gegenüber auseinander will, dann hat es eh keine zweck. WIRKLICHES verständnis setzt für mich voraus, daß man dem anderen BEWUSST zuhört, BEWUSST VERSUCHT zu verstehen, und ihn bestehen läßt, in seiner meinung. es sein denn diese verhaltensweisen sind entweder sowieso schon unbewußt da, oder BEWUSST bewußt gemacht worden.

>oder ist die Folge dieser Einsicht, daß sich mein "blickwinkel" dann ab sofort
>auf die Menschheit als Ganzes bezieht????--

der "blickwinkel" bezieht sich immer auf die gesellschaft als ganzes. alles andere wäre "widernatürlich". entweder ich versuche IMMER zu verstehen, oder nicht. entweder ich bin ein IMMER toleranter mensch, oder nicht. sollte es anders sein, dann wäre es wohl ein fall einer multiplen persönlichkeit. tolerant und verständnisvoll zu einem zu sein, aber zu dem andern nicht, paßt für MICH nicht zusammen. abgesehen davon würden wir dann wieder unseren eigenen erfahrungen zuwider handeln.

aber es gibt eben die möglichkeit zu LERNEN, sich diese dinge klar zu machen. also zu versuchen, unseren gespeicherten erfahrungen neue hinzuzufügen, die dann dem mensch irgendwann bewußt werden, und von da an wird er danach handeln. sozusagen ein "update". aber auch das setzt voraus, es zu WOLLEN. darüber nachdenken zu WOLLEN.

"automatisch" geht da nichts, denn der mensch wird immer so weiter handeln, wie es ihm SEINE erfahrungen vorgeben.

du siehst also, WAS "automatisch" abläuft. er "muß" also BEWUSST erleben, daß es eben auch anders geht- BEWUSST dagegen angehen. BEWUSST versuchen, "den vorrang gegenüber der wirklichkeit" in unserem gehirn zu erkennen.... um so seinen erfahrungen neue hinzuzufügen, um dann irgendwann (unbewußt) danach handeln zu können. damit wäre dann das "update" vollzogen. (was sich, zugegeben, etwas "dämlich" anhört, aber mir fällt grade keine andere formilierung ein). aber das setzt eben das WOLLEN voraus. ohne dem geht nichts. (es sei denn, wir werden unbewußt einer gehirnwäsche unterzogen etc. aber das ist hier im moment nicht das thema).


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