MASSAKER die 2te
Geschrieben von peacemaker2002 am 20. Juni 2002 01:19:27:
Ein Dokumentarfilm bezichtigt die USA des Massenmords
an Kriegsgefangenen in AfghanistanNach Vorab-Vorführungen werden Forderungen nach Ermittlungen
wegen möglicher Kriegsverbrechen lautVon Stefan Steinberg
18. Juni 2002
aus dem Englischen (17. Juni 2002)Vergangene Woche wurde vor ausgewähltem Publikum an verschiedenen
Orten in Europa der Dokumentarfilm "Massaker in Masar" des irischen
Regisseurs Jamie Doran gezeigt. Danach wurde die Forderung nach
internationalen Ermittlungen laut, die untersuchen sollen, ob die
USA in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen haben.Der Film erhebt den Vorwurf, dass sich amerikanische Soldaten in der
Nähe der Stadt Masar-i-Scharif an der Folter von Kriegsgefangenen und
an der Ermordung Tausender gefangener Taliban-Kämpfer beteiligten.
Er dokumentiert die Ereignisse nach dem Fall von Konduz, der letzten
Hochburg der Taliban in Nordafghanistan, am 21. November 2001Die PDS-Fraktion führte den Film am 12. Juni Abgeordneten des Bundes-
tags vor. Am nächsten Tag wurde er in Straßburg Abgeordneten des
Europaparlaments und Pressevertretern gezeigt.Nachdem der französische Europaabgeordnete Francis Wurtz von der
gemeinsamen Fraktion der Linken den Film gesehen hatte, organisierte
er eine weitere Vorführung und sagte, er werde auf der nächsten,
für Juli vorgesehenen Sitzung des Europäischen Parlaments einen
Dringlichkeitsantrag für eine Debatte über seinen Inhalt stellen.
Eine Reihe Abgeordneter forderten, dass das Internationale Rote
Kreuz die im Film erhobenen Vorwürfe überprüfen solle.Andrew McEntee, ein führender Anwalt auf dem Gebiet der internationalen
Menschenrechte, erklärte nach der Sondervorführung in Berlin, der Film
enthalte "hinreichende eindeutige Beweise für schwere Kriegsverbrechen
nicht nur nach internationalen Gesetzen, sondern auch nach den Gesetzen
der USA selbst".McEntee forderte Ermittlungen von unabhängiger Seite. "Kein funktio-
nierendes Strafrechtssystem kann es sich leisten, solche Beweise zu
übergehen", sagte er.Das Pentagon veröffentlichte am 13. Juni eine Erklärung, in der die
Beteiligung der USA an der Folter und Ermordung von Kriegsgefangenen
dementiert wurde, und das US-Außenministerium schloss sich dem am
14. Juni mit einem offiziellen Dementi an.Doran, ein mit mehreren Preisen ausgezeichneter unabhängiger Filme-
macher, dessen Dokumentarstreifen bereits in mehr als 35 Ländern
gezeigt wurden, begründete die Vorführung einer Rohfassung seines
neuen Films mit der Befürchtung, dass bei einer Verzögerung das
afghanische Militär die Beweise für die Massenmorde endgültig be-
seitigen werde. "Es ist unabdingbar, dass der Ort des Massengrabes
bewacht wird", erklärte Doran nach der Vorführung in Straßburg
gegenüber United Press International. "Sonst werden die Beweise
verschwinden."Der in Boston ansässige Verband "Physicians for Human Rights"
("Ärzte für die Menschenrechte") gab am 14. Juni eine Erklärung
heraus, in der sofortige Maßnahmen zum Schutz des mutmaßlichen
Massengrabs in der Nähe von Masar-i-Scharif gefordert werden.Im vergangenen Jahr machte Doran Aufnahmen von der Festung Kala-
i-Dschangi außerhalb von Masar-i-Scharif, nachdem dort Hunderte
gefangene Taliban-Soldaten massakriert worden waren. Die Bilder der
Gefangenen, die offenkundig mit gefesselten Händen erschossen worden
waren, lösten einen weltweiten Aufschrei über das Verhalten der
amerikanischen Sondereinsatztruppen und ihrer Verbündeten, der Nor-
dallianz aus.Dorans neuer Film enthält Interviews mit Augenzeugen der Folter und
Ermordung von etwa 3.000 Kriegsgefangenen. Er bringt auch Aufnahmen
von dem Ort in der Wüste, wo das Massaker stattgefunden haben soll.
Noch mehr als sechs Monate danach sieht man Schädel, Kleidungsfetzen
und Gliedmaßen aus dem Sandhügel ragen.Die europäische Presse hat ausführlich über den Film berichtet.
Einige der größten französischen und deutschen Zeitungen (Le Monde,
Süddeutsche Zeitung, Die Welt) brachten Artikel darüber. Außerdem
gab Jamie Doran zwei der größten deutschen Fernsehsender Interviews.In den amerikanischen Medien hingegen wurde der Dokumentarfilm fast
völlig totgeschwiegen. Die Nachrichtenagentur UPI gab vergangene
Woche eine Kurzmeldung darüber heraus, doch die führenden Tages-
zeitungen (New York Times, Los Angeles Times, Washington Post)
schwiegen sich sogar über die bloße Existenz des Filmes aus. Auch
die Fernsehsender und speziell die Nachrichtensender unterdrückten
jegliche Informationen über den Film und die darin erhobenen Vor-
würfe amerikanischer Kriegsverbrechen.Der Verfasser dieses Artikels hatte Gelegenheit, in Berlin die
zwanzigminütige Vorführung zu sehen. Im Verlauf des Films treten
einige Zeugen auf, die berichten, wie sich amerikanisches Militär
an dem bewaffneten Angriff auf mehrere hundert in der Festung Kala-i-
Dschangi gefangen gehaltene Taliban beteiligten. Die Zeugen erheben
außerdem den Vorwurf, dass sich nach den Vorfällen in Kala-i-Dschangi
die amerikanische Militärführung daran beteiligt habe, weitere 3.000
der insgesamt 8.000 Gefangenen, die sich nach der Schlacht von Konduz
ergeben hatten, zu töten und fortzuschaffen.Die Namen der afghanischen Zeugen dieser Gräueltaten werden nicht
genannt, doch laut Angaben des Regisseurs wären sie ausnahmslos
bereit, sich mit Namen zu melden und vor einem internationalen
Gerichtshof auszusagen, der die Ereignisse von Ende November und
Anfang Dezember vergangenen Jahres untersuchen würde.In Dorans Film erklärt Amir Jahn, ein Verbündeter des Befehlshabers
der Nordallianz Rashid Dostum, dass die islamischen Soldaten sich in
Konduz nur unter der Bedingung ergeben hätten, dass ihr Leben geschont
würde. Rund 470 Gefangene seien in Kala-i-Dschangi eingesperrt worden.
Die übrigen 7.500 habe man in ein anderes Gefängnis in Kala-i-Zein
gebracht.Nach einer Revolte einiger Häftlinge in Kala-i-Dschangi wurde die
Festung von amerikanischen Truppen aus der Luft und vom Boden aus
unter schweren Beschuss genommen. Die Gräueltaten, die sich innerhalb
der Festung abspielten, werden in dem Film vom Vorsitzenden des
regionalen Roten Kreuzes, Simon Brookes bestätigt. Er besuchte sie
kurz nach dem Massaker, inspizierte die Umgebung und fand Leichen
mit oftmals schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck.Der amerikanische Taliban John Walker Lindh gehörte zu den 86 Kämpfern,
die das Massaker überlebten, weil sie sich in unter der Festung ge-
legenen Tunneln versteckt hatten. In einer erschreckenden Szene des
Films sieht man geheime Aufnahmen der Vernehmung Lindhs. Er kniet im
Wüstensand vor einer langen Reihe gefangener Afghanen und wird von
zwei CIA-Beamten verhört. Der Beamte, der das Wort führt, sagt: "Es
geht nur darum, dass er entscheiden muss, ob er leben oder sterben
will. Aber er wird hier sterben, ob er will oder nicht, denn wir
werden ihn hier lassen, und er wird für den Rest seines Lebens im
Gefängnis bleiben."Massaker in Masar beschreibt weiter die Behandlung der übrigen mehreren
Tausend Gefangenen, die sich der Nordallianz und den amerikanischen
Truppen ergeben hatten. 3.000 der insgesamt 8.000 Gefangenen wurden zu
einer Gefängnisanstalt in der Stadt Shibarghan gebracht.Der Transport erfolgte in geschlossenen Containern ohne Belüftung.
Ortsansässige afghanische LKW-Fahrer wurden zwangsverpflichtet, in
jedem Container 200 bis 300 Gefangene zu transportieren. Einer der
beteiligten Fahrer erzählt, dass bei der Fahrt 150 bis 160 Menschen
pro Container starben.Ein afghanischer Soldat, der den Konvoi begleitete, wurde von einem
amerikanischen Kommandeur angewiesen, Löcher in den Container zu
schießen, um für Luftzufuhr zu sorgen, obwohl klar war, dass die
Schüsse mit Sicherheit die Häftlinge treffen würden. Ein afghanischer
Taxifahrer berichtet, dass er mehrere Container gesehen habe, aus
deren Unterseite Blut geflossen sei.Ein weiterer Zeuge berichtet, dass viele der 3.000 Gefangenen gar
keine Kämpfer waren und zum Teil nur deshalb von den US-Soldaten
und ihren Verbündeten gefangen genommen worden waren, weil sie
Pashto sprachen, einen lokalen Dialekt. Afghanische Soldaten
bezeugen, dass die überlebenden Kriegsgefangenen nach ihrer Ankunft
im Gefängnis von Shibarghan gefoltert und einige von amerikanischen
Soldaten willkürlich getötet wurden.Ein weiterer Afghane, dem man die Strapazen des Kampfs ansieht,
beschreibt die Behandlung der Gefangenen in Shibarghan: "Ich sah,
wie ein amerikanischer Soldat einem Gefangenen das Genick brach
und einen weiteren mit Säure übergoss. Die Amerikaner taten, was
sie wollten. Wir konnten sie nicht aufhalten."Ein weiterer afghanischer Soldat erklärt: "Sie schnitten ihnen die
Finger und Zungen ab, sie schnitten ihnen die Haare und die Bärte.
Manchmal taten sie das zum Vergnügen, sie brachten die Gefangenen
nach draußen, verprügelten sie und brachten sie ins Gefängnis zurück.
Aber manchmal kehrte ein Gefangener nicht zurück und verschwand.
Ich war dabei."Ein weiterer afghanischer Zeuge erhebt den Vorwurf, dass die
amerikanischen Offiziere, um Satellitenaufnahmen zu entgehen,
die Fahrer angewiesen hätten, die mit toten und noch lebenden
Opfern gefüllten Containern in die Wüste zu bringen und dort
abzuladen. Zwei der zivilen afghanischen LKW-Fahrer bezeugen,
dass sie gesehen haben, wie rund 3.000 Gefangene in der Wüste
abgeladen wurden.Nach Angaben eines dieser Fahrer wurden im Beisein von 30 bis 40
amerikanischen Soldaten die noch lebenden Gefangenen erschossen
und in der Wüste liegen gelassen, um von Hunden gefressen zu werden.
In den letzten, schrecklichen Filmszenen sieht man menschliche
Knochen, Schädel und Kleidungsfetzen weit verstreut in der Wüste
liegen.Bitte senden Sie Ihren Kommentar an: wsws@gleichheit.de!.
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- Re: MASSAKER die 2te Swissman 20.6.2002 13:54 (0)