Das wirre Weltbild der Lichtknechte - eine Analyse

Geschrieben von Badland Warrior am 19. Juni 2002 21:26:05:

Das wirre Weltbild der Lichtknechte - oder: die wundersame Welt des Wahnsinns

Mit diesem zugegeben etwas längeren Beitrag möchte ich einen Einblick geben in das Denken der abgehobenen Lichtknechte, welche immer wieder mit abstrusen, nicht beweisbaren Thesen, aufwarten, angeblich von Licht und Liebe erfüllt sind und uns doch recht seltsame Sachen aufoktroieren wollen. Was für ethische Konsequenzen das hat, wird auch erwähnt. Wer mir das Gegenteil beweisen kann, ist willkommen. Vorausschicken möchte ich folgende Zitate, einmal die Aussprüche eines mir nicht näher mit Namen bekannten chinesischen weisen "Was wahr ist, klingt nicht immer angenehm, und was angenehm klingt, ist nicht immer wahr.", sowie einen Ausspruch aus der Bibel, der zwar christlich ist, aber dennoch als Allgemeingut gelten kann: "Seht euch vor vor den falschen Propheten, welche in Schafskleidern zu euch kommen, aber innerlich sind sie reißende Wölfe!"

Tief unten im Magma, bzw., in der Erdkruste, wo sich ständig die Gesteinsschichten übereinander schieben, gemäß der Kontinentaldrift, genervt durch Vulkanismus und Ölbohrungen, leben die Vrilya, eine hochentwickelte Rasse, welche den Menschen skeptisch gegenüber stehen, kein Wunder, sie haben ja auch genug mit den Erdbewegungen und dem Vulkanismus um die Ohren. Der Einstieg in diese hohle Welt, so hohl wie die Köpfe derer, die daran glauben, befindet sich an den Polen (nicht IN Polen! Teresa Orlowsky gehört nicht dazu!) und im Death Valley, Kalifornien. Nachdem Charles Manson inhaftiert wurde, hatten die Vrilya zeitweilig ihre Ruhe, schließlich suchte er nach ihnen und schien ihnen auf die Nerven zu gehen. Das Einzige, was sie jetzt noch aus der Fassung bringt, sind halbverweste Nazis, die mit ihren Flugscheiben durch die Hohlwelt brettern, als würden sie dafür bezahlt werden, die Saurier von Caprona und die Geschöpfe von H. P. Lovecraft, welche manchmal nicht besonders umgänglich sind.
Außerdem haben die Vrilya furchtbare Angst, wenn plötzlich die Pole kippen, nicht nur magnetisch, denn daran sind sie ja gewohnt, sondern auch geographisch, das Unterste zuoberst gekehrt wird. Daß bei einem derartigen Polsprung, der keineswegs bewiesen ist, die Erdkruste völlig außer Kontrolle geriete, interessiert sie nicht, aber sie haben Magenprobleme und befürchten, sich bei der Planetenschaukelei übergeben zu müssen.

Andere Probleme haben die Esoteriker oder Lichtknechte. Sie glauben zu wissen, daß ein Riesenplanet im Anflug ist. Er befindet sich noch außerhalb des Sonnensystems, dort, wo kein Leben existieren kann, aber im Innern dieser Welt, die übrigens ferngesteuert ist wie der Todesstern von Darth Vader und mit annähernd Lichtgeschwindigkeit fliegt, leben irgendwelche Weltraumrowdies, welche nichts weiter zu tun haben, als alle Fünftausendundpaarzerquetschte Jahre an der Erde vorbeizuschrammen, um die Vrilya durch massive gravitationsbedingte Erschütterungen der Erdkruste zum Kotzen zu bringen.
Daß es ausgereifte Meßmethoden und Beobachtungsinstrumente gibt, sowie Raumsonden, welche schon unser Sonnensystem verlassen haben, und dieser seltsame Planet namens Nibiru schon längst hätte entdeckt werden müssen, aber nicht ist, interessiert die Lichtknechte nicht. Sie erklären es einfach damit, daß Nibiru nicht mit normaler Himmelsmechanik zu erklären sei. Echte Beweise bringen sie nicht.

Das wäre ja auch verkopft uns seriös, und nichts fürchten die Lichtknechte so sehr, wie Seriosität (bei der sich die meisten ihrer abstrusen Theorien in Schall und Rauch auflösen würden, wenn sie beweisbar wären. Eigentlich ein schlauer Schachzug, denn was nicht zu beweisen ist, kann man auch schlecht widerlegen.). Außerdem haben sie noch ganz andere Probleme:

Es tobt ihrer Ansicht nach nämlich ein Kampf Gut gegen Böse. Nicht nur auf der Erde, sondern auch im Weltraum. Da gibt es die Grauen, welche Vieh verstümmeln und Menschen entführen, um mit ihnen intergalaktischen Schweinkram zu machen und noch viel fiesere Gestalten von jenseits der Sterne, welche wiederum mit den Figuren von Lovecraft zu tun haben, die schon in vormenschlicher Zeit verehrt wurden einerseits, und die Hellen andererseits. Irgendwo im Doppelsternsystem Sirius, wo nie Leben existieren konnte, da sich in so einem Gravitationsumfeld kein Planet halten kann, sitzen irgendwelche Schlaumeieraliens, welche sich, anstatt sich um den eigenen Kram zu kümmern, nichts weiter zu tun haben, als irgendwelchen psychotischen Hausfrauen auf der Erde Botschaften zu channeln. Dann sind da noch die Plejadier, welche sich anscheinend sämtliche billigen Esoterikbücher im Sonderangebot haben kommen lassen über die Zentrale der MIB, damit sie nun Allgemeinplätze telepathisch weitergeben können, um Licht und Liebe zu verbreiten.

Das ist aber noch nicht alles. Um die Erde huscht eine unsichtbare UFO-Flotte, die mit Christusenergie angetrieben wird. Das Speichersystem sind wahrscheinlich überdimensionierte Bergkristalle. Der Anführer dieser Raumflotte heißt Ashtar Sheran und channelt Botschaften von Licht und Liebe an Leute, die es im Leben nicht weit gebracht haben. Commander Ashtar sieht auf den Bildern, die von ihm gezeichnet wurden, wie ein Musterbeipiel aus dem NS-Lehrbuch für Rassenkunde aus, der Musterarier aus dem All. Dies ließe böse Vermutungen zu, wie die Leute geprägt sind, welche seine Botschaften verbreiten, aber wenn man ihn genauer ansieht, stellt man fest, daß es noch ganz anders sein könnte.

Er hat nämlich lange Haare und das typisch grenzdebile Lächeln, das einem bei Leuten unter dem Einfluß von Cannabis auffällt. Ashtar Sheran und seine intergalaktische Haschkommune schippern nicht nur um die Erde, um Allgemeinplätze und Versatzstücke aus den irdischen Hochreligionen, gepaart mit a bisserl Spiritismus, zu verzapfen, sondern hatten sogar Kontakt mit den Raumfahrern, die auf dem Mond landeten, behaupten manche Lichtknechte. Wie es dann damit zusammenpaßt, daß die Mondlandung eine Fälschung aus Hollywood sein soll, ist bisher ungeklärt, aber es ist nur einer der vielen Widersprüche dessen, was die Lichtknechte verzapfen. Auch muß Ashtar Sheran eine Tarnvorrichtung wie die klingonischen "Bird of Prey" haben, weil nämlich trotz intensivsten Forschens keines dieser Raumschiffe, weder mit Teleskopen, noch mit Infrarotabtastung, Radar oder UV gefunden werden konnte. Auch müssen sie wahre Meister der Flugkunst sein, hat doch nicht nur unser Mond einen neuen Trabanten eingefangen, sondern dümpelt um die Erde herum ein gigantischer weit verteilter Müllhaufen aus Weltraumschriott, ganz zu schweigen von Satelliten. Wie sie es fertigbringen, dem ganzen Dreck auszuweichen und nicht mit den Satelliten zu kollidieren, ist ebenfalls ein Rätsel, wie so Vieles. Aber das ist noch lange nicht alles, schließlich bestreichen Ashtar Sheran und seine Leute ungefragt und ungebeten die Welt mit der Energie von Licht und Liebe, um die kosmische Harmonie näher zu bringen. Davon war allerdings weder in Vietnam noch im Bosnienkrieg viel zu merken. Wahrscheinlich räkelten sie sich gerade auf ihren Matratzen und rauchten einen Joint nach dem anderen. Auf außerirdische Hippies scheint nicht unbedingt verlaß zu sein. Aber das darf man alles nicht so eng sehen, so die Lichtknechte, schließlich soll man positiv denken, doch dazu später...

Das ist aber noch nicht alles, sitzt doch unten in der Erde, irgendwo in der Nähe der Vrilya, der Satanas mit seinen Heerscharen der Hölle und schickt den Menschen Dämonen. Dann sind da noch die DEROs, bösartige Zwerge, welche irgendwie mit den Vrilya zusammenhängen und nichts weiter zu tun haben, als den Menschen mit ihren Migränemaschinen Kopfschmerzen zu bereiten. Früher sind sie anscheinend noch mit der Spitzhacke unterwegs gewesen und haben "Hei-hoooooo!", gesungen, aber die Zeiten sind vorbei.
Ach ja, und da sind noch Cthulhu und seine Leute, ganz unangenehme Gesellen. Daß die zwar von Lovecraft erfunden wurden und keine der Ausgaben des Necronomicon echt ist, interessiert niemanden.

Dann sind auf der anderen Seite die Engel, lichtdurchflutete Gestalten, komplett mit Pausbacken und Trompeten, sowie Schwanenflügeln vom Kostümverleih, welche Menschen als Medium benutzen, nicht nur um Allgemeinplätze und Hausfrauenwahrheiten zu channeln, sondern auch um der Menschheit gegen ihren dunklen Bruder zu helfen. Wer das sein soll, weiß zwar keiner oder will es weder zugeben, noch belegen, aber es muß wohl niemand sein, den man gern zum Tee einlädt. Aber da die Lichtknechte ja einen ganzen Zoo an irdischen, spirituellen und intergalaktischen Bösewichtern haben, kann man sich nach Lust und Laune was aussuchen. Daß das keinerlei religionswissenschaftlich nachweisbare oder wissenschaftlich belegbare Basis hat, braucht ja keinen zu interessieren, solange sich die entsprechenden Bücher gut verkaufen. Da stört es dann auch nicht, wenn eine durchgeknallte Blondine wie Omnec Onec verkündet, sie käme von der Venus, wo nachweislich aufgrund der Hitze und Druckverhältnisse keinerlei intelligentes organisches Leben, weder auf Kohlenstoff-, noch auf Silikatbasis existieren kann.

Ach ja, die Engel. Die Engellehre der Lichtknechte widerspricht zwar den Aufzeichnungen der Zoroastrier, der Juden und der Christen, auch den neueren Werken (welche ihre Basis auf den alten haben), aber das ist auch nicht so wichtig, denn wichtig und richtig ist, was ein Lichtknecht sich einbildet. Fakten zählen da weniger. Waren die Engel in der Bibel noch interessante Gesellen, welche es auch mal mit Menschentöchtern trieben, siehe Genesis, oder sich auch mal rauften, wie der eine Engel, der mit einem Propheten Wrestling übte oder jener, der Paulus immer wieder aufsuchte, um ihm ein paar Ohrfeigen zu verpassen, aus welchem Grund auch immer, und ansonsten frohe Botschaften überbrachten und auch schon mal Leute aus einer Stadt retteten, verkünden nun nicht mehr direkt Engel, die in leibhafter Gestalt auftauchen, irgendwelche Botschaften (auch die Preise für Schwanenflügel aus dem Kostümverleih scheinen gestiegen zu sein), sie verprügeln dafür aber auch keine Leute mehr, und lassen ihre Finger von den Menschenfrauen. Stattdessen fahren sie wie irgendwelche mittelalterlichen Dämonen, bei denen laut kirchlichen Dokumenten anscheinend Besessenheit zum Volkssport gehörte, in Leute, um Allgemeinplätze und religiöse Versatzstücke von sich zu geben. Ansonsten helfen sie der Menschheit beim Kampf gegen den dunklen Bruder (wer immer das ist). Das nennt man dann Engelarbeit.

Hat einst der Magier Aleister Crowley noch den eigenen Schutzengel beschworen und sich danach vor Angst beinahe in die Hose pogacnikt, so geben sich die Engel bei den einzelnen Lichtknechten heute anscheinend die Klinke in die Hand. Weshalb sie nicht mehr als Erscheinung auftreten und stattdessen Leute besetzen, was übrigens weder bei den Zoroastriern, noch in der Bibel, dem Talmud oder der Kabbala nachzulesen ist, bleibt ein Rätsel. Man könnte sich fragen, ob die damals alle blöd waren, oder ob uns da jemand einen riesengroßen Esoterikbär aufbinden will. Auch Erzengel Michael, der in der wirren Johannesoffenbarung auftaucht, scheint ein vielgefragter Engel zu sein, schließlich sind mir mehrere Fälle von Leuten bekannt, die plötzlich eine "göttliche Eingebung" bekamen, daß sie der Erzengel Michael seien und danach Straftaten verübten, meist Vandalismus, und schließlich in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie landeten. Sie alle waren Lichtknechte und schienen nach ihrer eigenen Angabe einen guten Draht nach oben zu haben. Weshalb Michael in letzter Zeit angeblich so ein Rabauke zu sein scheint, weiß ich nicht. Aber Lichtknechte brauchen ja auch nichts zu begründen, denn sie haben den direkten Draht zum Chef - sagen sie. Daß die Gemeinschaft der Erleuchteten vielleicht einfach nur verblendet sein könnte, darauf kommt keiner. Daß der Teufel nach christlicher Ansicht sich manchmal als Engel des Lichts ausgibt, macht die ganze Sache noch sehr viel komplizierter, aber das ist etwas, das ich dem Disput zwischen Lichtknechten und Fundamentalchristen überlasse.

Das ist auch alles nicht weiter wild, gibt es schließlich auch noch die aufgestiegenen Meister der Theosophen, welche bei den Lichtknechten eine Rolle spielen, die so illustre Namen tragen wie Kut Humi und Morya (ja, so ähnlich wie diese Bergfestung im Herrn der Ringe).
Auch sie waren am Channeln und zogen sich dann auf ihr Altenteil zurück. Inzwischen war Wachablösung durch Ramtha und Seth. Daß Seth der ägyptische Gott des Chaos und der Vernichtung war, mit dem mörderischen Biest von Gevauden in Verbindung gebracht wird vom Aussehen her und von Gruppen wie dem "Temple of Seth" als andere Bezeichnung für den christlichen Butzemann, Verzeihung, Teufel (soviel Zeit muß sein) verehrt wird, stört da nicht weiter. Schließlich sind die Lichtknechte erleuchteter als der Rest des Erdengewürms - oder vielleicht doch nur verblendet? Nun ja, als Farbe der Reinheit tragen sie auch weiß, denn weiß bedeutet Reinheit und schwarz bedeutet das Böse. Das ist auch einfach zu erklären, ähnelt doch weiß dem licht und schwarz der Materie, nämlich dem schwarzen Mutterboden, und die Materie muß ja, nach Ansicht der Lichtknechte überwunden werden. Man kann auch sagen weiß = gut und schwarz = böse. Welche Folgen ein solches Denken hat, dazu später.

Interessanterweise war weiß in der Lehre der Ägypter die Farbe des Todes. Da macht es auch Sinn, daß es angeblich eine Weiße Bruderschaft geben soll, welche über die Geschicke der Menschen wacht, im Verein mit den ganzen anderen Gestalten. Daß Weiße Bruderschaft da an die "weiße Bruderschaft" des Ku Klux Klan erinnert, stört da auch nicht weiter. Außerdem haben Neger ja keine Farbe der Reinheit (wenn man die simplizistische Farbenlehre der Lichtknechte bis zur letzten Konsequenz durchdenkt), das muß man halt alles nicht so eng sehen.

Daß aber die einzelnen Botschaften nur Allgemeinplätze oder nicht nachprüfbare Behauptungen enthalten, daß solche "Durchgaben" auch psychotisch induziert sein können, ist zwar enttäuschend, zumindest für jemanden, der etwas Gehaltvolles erwartet, jedoch für unsere esoterischen Freunde nicht weiter wild, denn in dem ganzen Pandämonium der Lichtknechte gibt es noch eine weitere illustre Gestalt, ebenso abgekupfert aus den Versatzstücken von Überlieferungen und mit ein paar exotischen Details ausgeschmückt, um die Sache schmackhafter zu machen: Jesus himself.

Dies ist aber weder der nachweisliche historische Jesus, noch der von den verschiedenen Kirchen geehrte Jesus, sondern ein ziemlich reisefreudiger Typ, welcher zuletzt ein Megawerk namens "Ein Kurs in Wundern", nebst Zusatzbüchern, gechannelt hat. Daß dieses Werk sowohl den kanonischen als auch den gnostischen Schriften hinten und vorne widerspricht, macht nichts (schließlich ist der Lichtknecht tolerant, solange man das, was er verkündet, nicht hinterfragt) und scheint eine Art spirituell angetünchtes Selbsthilfebuch zu sein. Aber das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich ist der Jesus der Lichtknechte ziemlich viel gereist und nach seinem angeblichen Scheintod gleichzeitig nach Indien, nach Glastonbury (wo eine Mysterienschule sich darauf beruft, daß er persönlich dagewesen sei), zu den Mayas und nach Japan gereist. Wo er denn nun gestorben ist und dergleichen, da sind sich die Lichtknechte nicht ganz einig, denn anscheinend ist er jetzt ein aufgestiegener Meister, der per Christusenergie in die Geschicke der Welt eingreift (wovon nicht viel zu merken ist) und gleichzeitig in mehreren Leuten wiedergeboren. Einer dieser Jesi wird vom Theosophen Benjamin Creme gesponsert und hat den Beinamen Maitreya.

Daß das alles so fürchterlich widersprüchlich ist, das ist alles gar nicht so schlimm, denn: Wie sollen wir kleinen Menschenhirne (außer denen der Lichtknechte) den göttlichen Plan des Kampfes des Lichtes gegen die Finsternis begreifen? Schließlich ist Denken und erst recht Nachdenken oder gar Nachforschen (pfui aber auch!) böse, weil es zu sehr an der Materie haftet und am Be-Greifbaren. Wir sollen alle nur hirnlos den selbsternannten Gurus folgen und ihnen abkaufen, was sie sagen. Dann gehören wir auch zu den Auserwählten, so wie die Opfer der Sonnentempler, der Heavens' Gate und des Peoples' Temple. Schließlich waren diese Massenselbstmorde ein Akt der Liebe, und die Leute sind endlich von ihren bösen, schlimmen, minderwertigen physischen Körpern befreit, die es zu überwinden gilt. So sehen es jedenfalls die Lichtknechte. Oder vielleicht nicht? Jedenfalls wäre es die Lehre von der Minderwertigkeit des Körpers bis in die letzte Konsequenz durchgedacht.

Ja, der Körper ist SCHLECHT, nach Aussage der Lichtknechte. Ganz schlimm ist natürlich Sexualität, aber auch solche Sachen wie Nahrungsaufnahme. Schließlich sind solche Sachen ja natürlich, und alles was natürlich ist, das ist materiell und muß überwunden werden.
Da haben wir das glänzende Beispiel der Frau Jasmuheen, welche zwar selbst den einen oder anderen Salatteller verdrückt oder auch mal an einer Schokolade knabbert, aber ihren Jüngerinnen und Jüngern beibringt, man könne sich von kosmischem Stoff, nämlich Lichtnahrung, ernähren. Zu essen brauche man nicht. Daß über dieser Geschichte schon mehrere ihrer Anhänger auf der Intensivstation behandelt wurden oder gar starben, interessiert nicht weiter, schließlich ging es um Vergeistigung. Ferner zeichnet der Totalverzicht auf Nahrung auch einen spirituell hochstehenden Menschen aus. Dazu gehören natürlich Menschen aus der Dritten Welt nicht. Weshalb? Sie verhungern, anstatt sich von Lichtnahrung zu ernähren. Aber Rassismus kann man der Frau Jasmuheen wirklich nicht unterstellen, ist sie doch erfüllt von Licht und Liebe einerseits, von einem gesunden Geschäftssinn andererseits und außerdem haben die sterbenden Leute sich ja ihres furchtbaren physischen Körpers entledigt, was nur zu begrüßen ist auf dem Weg zur Vergeistigung. Man muß das alles halt positiv sehen. Jedenfalls nach Auffassung der Lichtknechte, konsequent bis zum bitteren Ende weitergedacht.

Die Lichtknechte denken nämlich nur positiv. Oder sie tun so, als ob sie es täten.
Wer denkt, erschafft sich nämlich seine eigene Wirklichkeit. Warum sie dann trotzdem noch Steuererklärungen ausfüllen müssen, ist nicht ganz klar, vielleicht liegt das daran, daß sie einen Moment nachlässig waren im positiv Denken, aber das wollen wir ihnen natürlich nicht unterstellen, ebensowenig wie Geldgier und Volksverblödung.

Wer nämlich positiv denkt, der erschafft für sich nur Gutes und zieht nur Gutes an. Wer aber negativ denkt, der zieht für sich also Negatives an und wer auch nur über Böses spricht, der zieht es ebenfalls an. Das schlägt sich dann auf das Schicksal nieder, so die Lichtknechte.
Man könnte ihnen insofern zustimmen, daß jemand, der ständig nur jammernd mit langem Gesicht durchs Leben schleicht, es geradezu herausfordert, schikaniert zu werden und jemand, der selbstbewußt und mit einer gesunden Prise Selbstbewußtsein und Humor durchs Leben geht, es leichter hat. Die Sache ist aber nicht so gemeint, sondern in ihrer Konsequenz viel krasser, wie ich in etlichen Foren lesen und in Gesprächen erleben durfte.

Wer nämlich Opfer von etwas wird, hat es selbst verursacht und sich dafür entschieden, so die Lichtknechte. Die Toten der Weltkriege, die verdampfte Bevölkerung von Hiroshima und die mißbrauchten Kinder sind also alle selbst schuld. Hätten sie alle positiv gedacht, wäre das schließlich nicht passiert. Schließlich erschafft sich jeder seine Wirklichkeit selbst.
Mörder, Kriegsverbrecher, Massenmörder und Kinderschänder sind also alle unschuldig, denn schließlich haben die Opfer sich ihr Schicksal ausgesucht und damit erst die Tat verursacht. Daß dies eine völlige Umkehrung von Ursache und Wirkung ist, stört die Lichtknechte nicht weiter, auch nicht die ungeheure ethische Tragweite dieser Aussagen, welche jedem Greuel Tür und Tor öffnet. Denn sich darüber Gedanken zu machen, hieße ja über Negatives nachzudenken und das ergibt? Richtig: Negative Gedanken. Und man soll ja schließlich positiv denken. Da interessiert es auch nicht, wenn in Tschernobyl ein Kernkraftwerk hochgeht, die Leute von Bhopal und Seveso verseucht werden oder die schlimmsten Bestialitäten, die man sich ausmalen kann, zum Alltag dieser Welt gehören. Uuups, das war wohl ein negativer Gedanke, ich pöser Pursche, ich! Andererseits: Die Menschen, die überall auf die erbärmlichste Art krepieren, lassen ja ihren physischen Körper hinter sich, der schließlich schlecht ist, weil materiell, überwunden werden muß und es um Vergeistigung geht. Der Lichtknecht sieht da keine soziale Verantwortung, sondern betrachtet das Ganze auf seine Weise positiv. Denn schließlich darf man nicht negativ denken. Zumindest wäre das die logische Schlußfolgerung und Konsequenz ihres Denkens.

Einen Haken hat die Sache allerdings: Wenn sich jeder seine Wirklichkeit durch Gedanken erschafft, weshalb tauchen dann solche analytischen Kritiker wie ich im Leben der Lichtknechte auf? Schließlich bin ich weder ein Außerirdischer, noch ein Dämon, und auch kein Migränezwerg, sondern einfach ein Mensch, der das Leben liebt und gern Dinge hinterfragt, aber uuups, wieder was ganz Schlimmes: Ich hab was hinterfragt. Böser, böser Badland Warrior! Denn schließlich brauchen die Lichtknechte nichts zu begründen. Alle anderen ja, bitteschön, aber nicht sie, schließlich sind sie die Auserwählten, oder behaupten es zumindest von sich.

Wer jetzt denkt, damit sei des Wahnsinns der Lichtknechte noch nicht genug, der hat sich geirrt: Es kommt noch dicker!

Sie warten nämlich auf das Zusammentreffen von verschiedenen Ereignissen, für die es weder einen Beleg noch sonst eine Basis gibt außer das, was geschäftstüchtige Wichtigtuer schrieben. Aber wie gesagt, nicht hinterfragen, sondern blinder Glaube sind gefragt.

Zuerst kommen der Erde die Weltraumchaoten von Nibiru in die Quere und schütteln mit ihrem alle Gesetze der Himmelsmechanik und Biologie widersprechenden Riesengefährt den Planeten durch. Dadurch kippt die Erde. Die Magnetpole sind schon jetzt am Wandern, aber die Nibirugläubigen und anderen Lichtknechte gehen davon aus, daß die Welt als Ganzes kippt, also auf den Kopf gestellt wird. Daß dabei sämtliche Kontinentalplatten aus den Fugen geraten würden, interessiert sie nicht. Sie denken ja positiv und halten es tatsächlich für möglich, daß danach trotzdem noch biologisches Leben existieren könnte. Tja, und die armen Vrilya werden wahrscheinlich ziemlich durchgeschüttelt werden und wochenlang nur am Göbeln sein. Aber wenigstens rasen dann nicht mehr die halbverfaulten Nazis mit ihren Flugscheiben durch die Hohle Erde, wie die Besengten. Wie gesagt, positiv denken.

Hinzu kommt, daß angeblich die Zeit schneller läuft. Nicht nur bei uns, sondern auch im Rest des Universums. Woher das kommt, wie man das beweisen kann und wozu das gut sein soll, kann keiner der Lichtknechte nachweisen, aber hierbei ist ja auch wie gesagt, kein analytisches Denken gefragt, sondern blinder Glaube.
Nun wird das alles etwas kompliziert, denn nach Aussage der einen Fraktion der Lichtknechte landen dann die UFOs von Ashtar Sherans fliegender Haschkommune, und schlagartig haben sich alle Menschen unglaublich lieb! Wie das geschehen soll, wird nichts Brauchbares erwähnt. Es wird halt dumpfnaive Gläubigkeit gefordert.

Nach einer anderen Fraktion landen zwar UFOs, aber sie nehmen die Auserwählten auf, wer immer das sein mag. Der Rest darf verrecken, Verzeihung, sich vergeistigen.

Wieder eine andere nimmt an, daß alle Überlebenden von den Aliens mitgenommen werden. Was dann geschieht, ist nicht so ganz klar.

Eine letzte Fraktion schließlich nimmt noch abstrusere Sachen an. Das schnellere Laufen der Zeit (welches nicht beweisbar ist) kommt nämlich davon, daß die Elektronen sich in letzter Zeit schneller bewegen. Ein guter Freund, Diplomphysiker am Institut für Quantenoptik, bestritt das zwar, aber für die Lichtknechte ist er wahrscheinlich Teil einer Verschwörung.
Und daß Zeit insgesamt eine Konstante ist, interessiert dabei auch weniger. Schließlich geht es um das blinde Glauben an puren Unsinn.

Durch die schnellere Zeit und die schnelleren Elektronen nämlich kommt es zu einer Erhöhung der Schwingung. Was damit gemeint ist, das bleiben die Lichtknechte schuldig. Schwingung kann ja für alles herhalten. Nur naturwissenschaftlich beweisbar ist es nicht.
Daß auch führende Hexen und Schamanen dergleichen abstreiten, ist wahrscheinlich Teil einer Verschwörung.
Was passiert nun genau? Nun, die bösen, bösen Amis (die ja immer an allem schuld sind, es sei denn, amerikanische Lichtknechte verbreiten ihre Theorien) haben etwas aufgebaut, nämlich Sendeanlagen. Daß die Amis Sendeanlagen aufbauen, ist genausowenig neu, wie daß die Telekom niemand ist, dem man sein Geld anvertrauen sollte. Nur sind es halt die bösen Amis gewesen, welche die Sendeanlagen aufgebaut haben. Und weil es Amis sind, müssen sie auch gleich was Böses damit im Schilde führen, da gruselt es dem sonst so positiv denkenden Lichtknecht. Weshalb das so sein MUSS, wird nicht näher erläutert.
Letztendlich ist es aber auch egal. Einerseits schimpft der Lichtknecht darüber, daß Haarp das Weltklima verändern könnte (obwohl ja jeder seine Realität selbst erschafft und er damit selbst schuld wäre, wenn es so käme, weil er nicht positiv genug gedacht hat), andererseits freut er sich, weil dadurch die Schwingungserhöhung beschleunigt wird. Daß es ausgerechnet der Ami ist, der sowas tut, nimmt er ihm aber doch übel, jedenfalls, wenn er Deutscher ist.

Was passiert durch die angebliche Erhöhung der Schwingung? Nun, die Welt wird auf einmal vergeistigt oder auf ein höheres Niveau geschraubt, und alle haben sich auf einmal furchtbar lieb, und die Fleischfresser werden plötzlich zu Vegetariern. Wie die das mit dem so unterschiedlichen Darmtrakt hinkriegen sollen, und wie die Nahrungskette dann aussehen soll, die jeder Biologie Hohn spräche, dazu äußern sich die Lichtknechte nicht.

Wieder ganz andere glauben, daß wir zeitgleich oder unabhängig von der Sache mit der Schwingungserhöhung durch den Photonengürtel, einem hypothetischen Konstrukt, dem keinerlei Basis zugrunde liegt, reisen und dadurch ruckzuck vergeistigt werden. Dann sind wir unsere schlimmen Körper los. Eigentlich sollte das ja schon 1998 geschehen, aber irgendwie ist da wohl was schiefgelaufen, könnte man meinen, aber man sollte natürlich auch das positiv sehen.

Es gibt noch verschiedene andere Abweichungen davon, und die Lichtknechte sind sich da nicht so ganz einig, aber das Ganze hat mit Grundlagenforschung, Beweisbarkeit, oder Logik ja sowieso nichts zu tun.

Interessant sind letztendlich folgende Merkmale:

1. Im Gegensatz zu anderen synkretistischen Religionen lassen sich keine analogischen oder religionshistorischen Herleitbakeiten feststellen, die ein gewachsenes Ganzes bilden. Die Lehre der Lichtknechte besteht hauptsächlich aus Versatzstücken. Bei anderen religiösen Gruppen ist es möglich, religionshistorsiche Herleitbarkeiten festzustellen und auch eine gewachsene Struktur. Lichtknechte jedoch reagieren sehr allergisch darauf, wenn es jemand tut.
2. Hinzu kommt die scheinbar wissenschaftliche Argumentation, welche jedoch bei näherer Überprüfung keinen Bestand hat und die tautologischen Hinweise (Argumentation innerhalb der Lehre in dem Fall, die Sache mit sich selbst erklären und begründen) nicht von außen ang4etastet werden dürfen und keinerlei wirklich greifbare Grundlagen aufgrund seriöser wissenschaftlicher Forschung präsentiert werden können.
3. Die manichäisch gnostische Art des Dualismus, im Verbund mit einfachem Schwarzweißdenken und der Ablehnung des Leibes, seiner Bedürfnisse und des Materiellen an sich dergestalt, daß Vergeistigung anzustreben ist. Ob dies nun durch die Transformation, die Schwingungserhöhung oder durch Lichtnahrung geschieht, ist egal. Das zugrunde liegende Prinzip ist die Ablehnung dessen, was wir als Geschenk bekommen haben: einen Körper.
4. Der totalitäre Anspruch: Die Lehre darf weder hinterfragt, noch kritisiert werden. Die Führer geben vor, was zu Denken ist und begründen nichts wirklich, weil keine wirklich seriösen Quellen vorhanden sind. Das erinnert nicht nur an die ekstatisch asketische Raserei der Montanisten, welche glaubten, Botschaften von oben zu erhalten, sondern auch an Regimes, in denen Denkverbot herrscht oder herrschte.
5. Die Lehre ist potentiell rassistisch wegen ihrer Farblehre und des elitären Denkens der "Auserwählten".
6. Die Lehre des positiven Denkens ist in letzter Konsequenz so positiv nicht, sondern ungeheuer menschenverachtend, weil Mitleid oder soziale Verantwortung dabei völlig den Bach hinuntergehen. Hinzu kommt die gezielte Abschottung, weil negative Informationen oder negative Gedanken nicht zugelassen werden. Dadurch entsteht Realitätsverlust.
7. Da diese Welt sowieso verwandelt wird, ist ökologisches Denken nicht nötig. Dieses aber erhöht die Gleichgültigkeit gegenüber der Sicherung der Lebensgrundlagen.
8. Bezüglich Prophezeiungen ist interessant, daß diese keinen bezug zu nachvollziehbaren Fakten haben und anderen Prophezeiungen, welche einen Untergang der Zivilisation voraussagen oder gar mehrere Kriege, widersprechen. Statt sich auf ökonomische, historische oder politische Faktoren zu beziehen, bringen die Lichtknechte hochhypothetische Konstrukte wie UFOs und interstellare Verkehrsrowdys ein, sowie seltsame nicht beweisbare Konzepte von physikalischen Behauptungen, die nicht beweisbar sind und nicht hinterfragt werden dürfen.
9. Die Feindlichkeit gegenüber wissenschaftlichen Nachprüfungen jeder Art und das dazugehörige Denkverbot. Kritik und Hinterfragen ist tabu.

In letzter Konsequenz, wenn alle die Auffassungen, welche von den Lichtknechten vertreten werden, zu Ende gedacht werden, handelt es sich nach meiner Analyse nic

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