Pakistan, die Bombe und NY / OBL's Zielplanung

Geschrieben von Swissman am 09. Juni 2002 00:10:19:

Als Antwort auf: Pakistans Offiziere haben den Finger auf dem Atomknopf geschrieben von IT Oma am 08. Juni 2002 21:39:59:

Im Zusammenhang mit den pakistanischen Atomwaffen finde ich folgendes bemerkenswert: Der Seher E. Z. (diejenigen, die am München-Treffen dabei ware, wissen, wen ich meine) sagte mir gegenüber, dass die Atombombe, die NY zerstören wird, einen Bezug zu Pakistan habe - es handelt sich demnach wohl entweder um um einen pakistanischen Gefechtskopf, oder man wird dies zumindest vermuten... Sicher ist er sich dabei zwar nicht, aber er vermutet das erstere.

Wenn der von Dir gepostete Artikel den Tatsachen entspricht, bedeutet dies, dass die Abschusscodes in den Händen der Bedienungsmannschaft, bzw. deren Vorgesetztem, sind. Die Gefechtsköpfe wären zudem zusammengesetzt und geschärft. Da die pakistanische Armee bekanntlich mit Wahhabiten durchsetzt ist (dies ist auch der Grund, weswegen meine Sympathien in einem allfälligen Krieg den Indern gehören), ist die Möglichkeit, dass OBL auf diesem Weg an eine einsatzfähige Nuklearwaffe kommt, nicht von der Hand zu weisen.

Mit den vorhandenen Trägersystemen, dies sollte man einmal feststellen, ist es nicht möglich, den Westen direkt anzugreifen - dazu ist die Reichweite zu gering (man müsste die Bombe vielmehr einschmuggeln, etwa in einem Frachtcontainer). Indirekt lässt sich dieses dennoch erreichen: Mit einer geschätzten Reichweite von 1,350-1,500km kann die pakistanische Ghauri auf zumindest die Erdölverladeterminals an der saudischen Golfküste und einen Teil der Fordergebiete in der Hasa-Provinz erreichen, möglicherweise reicht es sogar für die Hauptstadt Riyad. Ein auch nur teilweiser Unterbruch der Erdölversorgung lässt die Wirtschaft eines Industriestaates innert kürzester Zeit implodieren - Al Quaida hat übrigens mehrmals angekündet, wirtschaftliche Ziele angreifen zu wollen. Vom kommunistischen Standpunkt her betrachtet sind der Börsencrash und die sich sodann entwickelnde Weltwirtschaftskrise ohnehin eine dialektische Notwendigkeit auf dem Weg zur Niederringung des Kapitalismus.

Bei OBL kommt noch hinzu, dass er die saudische Herrscherclique wahrscheinlich sogar noch mehr hasst, als Amerikaner und Israelis - sie sind in seinen Augen Verräter am Islam, die es daher zu vernichten gilt. König Fahd (besser gesagt: sein Bruder, Kronprinz Abdullah, der als faktischer Machthaber gilt, seitdem Fahd infolge eines Schlaganfalles meist nicht mehr ansprechbar sein soll) hat vielleicht dieselben Überlegungen bereits früher angestellt, und die königliche Familie vorsichtshalber nach Genf verbracht.

Was wird OBL also tun, wenn er Zugriff auf eine oder mehrere Ghauri's erhält? - Vermutlich dasselbe, was ich an seiner Stelle täte: Der saudische Erdölexport lässt sich am effizientesten unterbinden, indem man die Verladehäfen angreift - Es sind dies Ras at-Tannura, Dammam und Dahran, allesamt an der saudischen Golfküste gelegen. Wenn mehrere Raketen vorhanden sind, wären weitere Ziele das kuwaitische Al Ahmadi sowie die iranische Insel Kharg, wobei ich Kharg für wahrscheinlicher halte: Abgesehen davon, dass über Kharg die grössere Tonnage verladen wird, sind die Iraner grossmehrheitlich Schiiten, während OBL sich zum Wahhabismus bekennt - für einen Wahhabiten aber gibt es nichts hassenswerteres, als die Schiiten.

Auf einer mehr symbolischen Ebene könnte OBL versucht sein, Riyad oder Kerbela zu vernichten - Ich vermute ohnehin, dass OBL die wahhabitische "Heilsgeschichte" nachstellt: Das derzeitige Rätsel um OBL's Aufenthaltsort entspräche demnach Ibn Turki's Verborgenheit in der Wüste... Ein Angriff auf Riyad würde an die früheren Eroberungen der Stadt durch die Wahhabiten anknüpfen, die damit jeweils das Fanal zur Eroberung Mekkas und weiter Teile Arabiens setzten. Kerbela, für Schiiten eine heilige Stadt, wurde von den Wahhabiten ebenfalls bereits zweimal dem Erdboden gleichgemacht, seine Einwohner masskriert. In der Realität folgte der Angriff auf Kerbela jeweils mit einigem Abstand zur Eroberung Riyads - es ist anzunehmen, dass OBL sich danach richten würde, wobei Riyad und Kerbela natürlich auch beispielsweise durch Ras at-Tanura und Kharg ersetzt werden könnten - die Wahhabiten verstehen auch so, was gemeint ist, aber der Schaden ist grösser.

Eine grosse Unbekannte ist natürlich, wieviele Ghauris Pakistan überhaupt besitzt - die Angabe von FAS ist ebenfalls nicht geeignet, Licht ins Dunkel zu bringen: "some"

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die behaupteten Probleme des Ghauri-Programms: Die Rakete soll angeblich Probleme mit der Stabilisierung beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre haben - wenn dem so ist, kann die Rakete ins Taumeln geraten und mitsamt dem Gefechtskopf infolge der Reibungshitze schmelzen.

Der Artikel enthält freilich auch eine gute Nachricht: Wenn die Atomwaffen offenbar in dünn bis gar nicht besiedelten Gebieten des Landes stationiert sind, begünstigt dies einen allfälligen indischen Präventivschlag ausserordentlich. Im günstigsten Fall wäre es sogar möglich, die Abschussbasen auszuschalten, ohne dass die Zivilbevölkerung dadurch überhaupt in Mitleidenschaft gezogen wird.


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