Re: Weltpolitik
Geschrieben von Torsten am 02. Mai 2002 09:53:16:
Als Antwort auf: Re: Weltpolitik geschrieben von katzenhai2 am 02. Mai 2002 02:43:17:
Lieber KH,
die Festigung irgendeiner Position durch militärisches Mitmischen ist auch nur eine Behauptung aus den Medien. Über UN-"Friedensmissionen" kann man geteilter Meinung sein, aber die Teilnahme an der Invasion Afghanistans widerspricht nicht nur unseren angeblichen Grundsätzen (die somit ohnehin ad absurdum geführt wurden), sondern kann uns keinerlei Vorteile bringen.
Leider entspricht das unserer derzeitigen Moral (vom Begriff her), widerspricht aber den Grundregeln zwischenmenschlicher Beziehungen (weil es sich nicht gehört, dem Nachbarn die Tür einzutreten und mit der Waffe in der Hand dafür zu sorgen, daß er seine Wohnung nach meinen Vorstellungen einrichtet). Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter. In dem Moment, in dem wir uns an einem unbegründeten Angriffskrieg beteiligen, müßten wir darüberhinaus jedem Anderen dieses Recht auch zugestehen. Dann wiederum wäre das Attentat vom 11.09. kein Verbrechen, wer immer das war. Und das ist offensichtlicher Quatsch.
Übrigens geht es noch nicht einmal darum, ob es jemand besser machen würde, sondern daß man Aggressionen unterläßt, was wohl von JEDER Regierung eines "demokratischen Rechtsstaats" erwartet werden darf.
Wir "müssen" gar nichts akzeptieren, nur weil es üblich geworden ist und durchaus nicht mitgehen, wenn Fehler gemacht werden. Dazu ist es aber nötig, sich von der Illusion der Heiligkeit (oder auch nur Ehrlichkeit und guten Absicht) von Medien und Regierung zu trennen.
Bei allen Beschwichtigern, Resignierten und Ignoranten hier im Forum gibt es doch einige Anzeichen, daß Etliches gar nicht gut läuft und auch keinerlei erkennbare Strategie verfolgt wird, das zu ändern (Wirtschaft, Umwelt, Konflikte).
Und der Grund dafür steht in den meisten Prophezeiungen: Gottlosigkeit (für Atheisten: der Verfall der Werte, die ich schon bis zum Erbrechen aufgezählt habe). Dabei ist das einfach zu erklären: der Mensch ist ein "gesellschaftliches" Wesen, das heißt, sein Wirken wird durch die Überlagerung von Einzelhandlungen bestimmt. Weil dieses individuelle Handeln derzeit nicht (bzw. nicht überwiegend) im Interesse der Gemeinschaft und nach den Spielregeln der Natur erfolgt, sondern von egoistischen Zielen und Hochmut bestimmt wird, gibt es keine sinnvolle Strategie. Die Folgen unseres Handelns können sich global in keiner guten Richtung überlagern, noch nicht einmal zufällig.
Jeder Arsch weiß, daß ein Betrieb nur funktioniert, wenn alle Vorgänge aufeinander abgestimmt werden oder jede Militäraktion eine Strategie erfordert, um erfolgreich zu sein. Im nationalen und globalen Maßstab wird das unverständlicherweise ignoriert. Der Grund ist einfach: die Aufgabenstellung wird vernachlässigt bzw. ist unbekannt.
Das heißt, einige Organisationen haben sich darüber schon Gedanken gemacht, und wer zu dumm oder zu faul ist, selbst zu denken, braucht sich nur "Our Global Neighbourhood" der UNO-"Commission on Global Governance" durchzulesen. Daraus ließe sich schnell eine nationale und internationale Strategie entwickeln. Dazu müßte man sich aber von der Flickschusterei derzeitiger Politik (wie auch persönlichen Handelns) trennen und das Ding zwischen den Ohren für etwas mehr benutzen, als seine eigene materielle Situation aufzubessern.Viele Grüße
Torsten
- Re: Weltpolitik katzenhai2 03.5.2002 00:09 (0)
- Re: Weltpolitik Guerrero 02.5.2002 20:10 (5)
- Demagogie Torsten 02.5.2002 21:57 (4)
- Re: Demagogie katzenhai2 03.5.2002 00:33 (0)
- Re: Demagogie katzenhai2 03.5.2002 00:20 (0)
- Re: Demagogie Guerrero 02.5.2002 23:06 (1)
- Re: Demagogie katzenhai2 03.5.2002 00:17 (0)