Die Idiotie im Quadrat
Geschrieben von franke43 am 30. April 2002 16:01:18:
Als Antwort auf: Re: Ei und Henne geschrieben von Gaia am 29. April 2002 17:04:13:
Hallo liebe Leut
>Die Bezeichnung Ellenbogengesellschaft trifft die heutige Zeit sehr gut, denke ich. Jeder ist sich selbst der Nächste.
Tendenziell war das immer so.
>>Mit "wenn sich die Anderen ändern, mache ich natürlich mit" haben wir selbst die gegenwärtigen Verhältnisse geschaffen und tun es täglich neu. Bloß nicht als Idiot und Verlierer dastehen!
Was soll eigentlich schon dieser unnütze, unbrauchbare und kontraproduktive
Ausdruck "Verlierer" ? In welchem Spiel, nach welchen Regeln ? Wie kann
ich verlieren, wenn ich gar nicht mitspiele ? Ob mich jemand als Idiot
ansieht, das geht mir voll am A... vorbei, denn ich kenne mich von
innen besser als irgendwelche anderen von aussen. Aber wenn jemand
das laut zu mir sagt, ist derjenige fällig.>Ja sicher. Statussymbole sind nun einmal da, um seine Position innerhalb >unserer Gesellschaft anzuzeigen.
WOZU irgendeine "Position" anzeigen ? Lebt man deshalb länger oder
glücklicher ? Wie soll Horaz gesagt haben:Si hortum et bibliothecam habeas, nihil deerit
Hast Du einen Garten und eine Bibliothek, fehlt Dir nichts>Was kommt denn da besser - ein klappriges altes Auto oder ein, besser zwei >neuere Modelle?
Wer definiert "besser", wer hat die Unverschämtheit, den Massstab
zu setzen ? Die alte klapprige Kiste wird vielleicht wenigstens
nicht im Handumdrehen vom Parkplatz weg geklaut und ist ausserdem
nicht mehr kreditfinanziert, sondern bis zur letzten Schraube bezahlt.>Letzterer wird sicher eher als Gewinner angesehen, eben als jemand, der WEISS, >wie man es eben besser machen kann. Deswegen kaufen viele über ihre >Verhältnisse... - das ist ein Teufelskreislauf.
Und wieder: WOZU um alles in der Welt und VOR WEM als
"Gewinner" dastehen wollen ? Wenn ich im Wald spazierengehe
oder auf dem See paddle, dann habe ich keinen Referenzrahmen
um mich, vor dem ich einen Macho markieren muss. Und meine
Arbeitskollegen sind durch die Bank gute Kumpel, vor denen
jegliches Profilieren unnötig ist.> Leider ist das der direkte Weg in eine unvernünftige Lösung. Die vernünftige >ist längst bekannt, aber eben nicht von Anderen zu fordern, sondern nur von >sich selbst.
Ich glaube das teilweise (!!) und in Ansätzen bereits seit
beträchtlicher Zeit zu leben.>Jeder will Jeden "in die Pflicht" nehmen. So geht das ja auch wirklich nicht >weiter, wo nehme ich bloß das Geld für den neuen Zweitwagen her, der Nachbar >hat ja auch einen, wieso soll ausgerechnet ich meine Bedürfnisse einschränken, >die neue billige Jacke, gefertigt von geschickten Kinderhänden, ist wirklich >schön, wenn ich Geld hätte, würde ich Kinderarbeit natürlich nicht fördern.
Also bei der billigen Jacke habe ich auch kein reines Gewissen,
bei dem Geld für den sauteuren Zweitwagen (habe keinen) schon.>Ich würde mal behaupten, es ist wirklich eine Frage des Geldes. Wenn ich in >meinem Geldsäckl nicht genügend drin hab, muss ich auf Waren (notfalls >Kinderarbeit), die billig sind, zurückgreifen.
Bzw. wenn ich die Sachen als "Notvorrat" für die von uns hier
befürchteten Szenarien einkaufe. Ich kann mich nämlich für den
Notvorrat an Kleidern, Lebensmitteln, Werkzeugen etc. nicht
über die Ohren verschulden, und den Kindern helfe ich nicht,
wenn ich jetzt auf die Billigausrüstung für den Ernstfall
verzichte.>Was nützt es mir, wenn ich beispielsweise teure Markensachen kaufe, und am >Ende kaum mehr Geld über habe, um was zu Essen zu kaufen?
Richtig, was nützt es uns ?
>Nicht umsonst brachte ich die Meldung mit den Kindern ins Spiel. Bei einer >Million Kindern, die von Sozialhilfe leben, gibt es dementsprechend viele >Eltern dazu, die demnach sehr geringes Einkommen haben. Denkst Du wirklich, >die interessiert es, ob ein Kind die Jacke gefertigt hat? Nein, sie >interessiert nur, ob es billig ist.
Und sie können nicht anders. Da wird das arbeitende Kind durch
die real existierenden Verhältnisse gegen das von der Sozial-
hilfe abhängige Kind ausgespielt.>>Die Einsicht, daß nicht Gerhard und Hans die Schuldigen sind, sondern ich >selbst, ist sicher nicht sehr angenehm, aber nötig. Dabei ist die Einsicht nur >der erste Schritt und nur das Handeln führt zur Lösung. Grölend durch die >Straßen zu ziehen oder Jagd auf Politiker zu machen, führt nur in die nächste >Runde.
Aber es gäbe durchaus Möglichkeiten, von der Politikl zumindest
passive Hilfen zu erhalten. Ein Beispiel: ich hatte mir
eigentlich erhofft, dass eine Regierung mit grüner Beteiligung
eine neue grosse Etablierungswelle für umweltfreundliche
Biobauern lostritt. Und die tritt man los, indem man steuerlich
und auch sonst faire Rahmenbedingungen schafft, die den
Biobauern die selbstversorgende und zudem Überschüsse produzierende
Erzeugung erlaubt und ermöglicht. Was ist passiert ? Pustekuchen.>Ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Denn auch und besonders unsere >Herren und Damen Politiker haben dank ihrer Gesetzgebung und Steuer->/Abgabenerhöhungen mit dafür gesorgt, dass wir uns hier befinden.
Zumindest ist der Ausweg in eine autarke Kleinstlandwirtschaft
(d.h. die Art und Weise, wie wir eigentlich leben sollen) durch einen
Dschungel von Vorschriften und Abgaben versperrt.>ICH selber bin schuld daran??? Wie das? ICH/WIR bin/sind schuld an der >Erhöhung der Abgaben, ICH/WIR bin/sind schuld an immer stärkeren >Preissteigerungen??? Wenn ich das jetzt also falsch verstanden habe, dann >bitte erklär mir das mal... Ich denke nicht, dass so etwas vom eigenen Volk >gewollt ist. Ja sicher führt es nur in die nächste Runde. Aber etwas verändert >wird zumindest im ersten Moment als logische Konsequenz daraus. Man kann das >Volk nicht unendlich schröpfen, und dann noch erwarten, dass es zu allem ja >und amen sagt...
Im Zweifelsfall gibt es leider mal wieder Kanonen statt Butter.
>>Viele Grüße
>>Torsten
>
>Tschaui GaiaUnd mein Gruss dazu
Franke 43