Re: Tja, was machst Du dann?
Geschrieben von Johannes am 30. April 2002 00:13:01:
Als Antwort auf: Tja, was machst Du dann? geschrieben von Valanice am 29. April 2002 21:28:07:
> ...wirst Du dann mit denen teilen, die nichst haben, wie es Joseph in
> Ägypten mit seinen notleidenden Nachbarn macht (Du kennst vielleicht die
> Geschichte aus dem AT), oder bleibst Du darauf sitzen, und freust Dich,
> daß Du hast?
Hallo Valanice,
eine gute Frage, mit der wir uns im Prinzip öfters beschäftigen sollten.
Wenn ich mir das Beispiel von Joseph ansehen, dann stelle ich fest, daß er nicht nur ein paar mehr Vorräte angelegt hatte, sondern ein gewaltiges Lager. Es sollte ja für mehrere Jahre reichen, weil er von Gott wußte, daß die Hungersnot mehrere Jahre dauern wird.
Ja, sicher sollte man teilen. Nur, ganz praktisch, wenn ich mit jedem teile, der nicht selbst vorgesorgt hat, dann bleibt für niemanden etwas übrig. Er sei denn, es gibt eine Brotvermehrung wie bei Jesus (Flavius hat das angesprochen). Hm, nicht einfach.
Aber einmal anders herum gefragt: Für wen hat Josef Vorräte angelegt? Und da sehe ich, daß er nicht für jeden Menschen Lebensmittel gelagert hat, sondern für das Volk, das er mitregierte. Also für die Menschen, für die er verantwortlich war, und nicht z.B. für die Nachbarvölker. Für sein Herkunfsvolk war der Vorrat nicht gedacht, seine Brüder hat er ja daher extra erst nach Ägypten geholt, damit sie mit versorgt sind.
Was bedeutet das für uns? Für einen Vorrat, den wir bewußt und gezielt anlegen wollen, bedeutet das meiner Ansicht nach, daß wir uns Gedanken machen müssen, für wie viele Leute wir eine Verantwirtung haben. Leben wir alleine irgendwo weit draußen? Oder haben wir Familie und Freunde, die selbst nicht genügend vorsorgen? Für wieviel Leute und für welche Zeit soll der Vorrat also reichen?
Josef hatte es da in einem gewissen Sinn einfach, denn er wußte, daß eine Hungersnot ganz konkret kommen wird und wie lange sie dauern wird. Wir wissen beides nicht. Aber dennoch sollte unsere erste Frage die sein, für wie viele Menschen wir Verantwortung haben, wenn wir einen Vorrat planen wollen. Das werden dann aber schnell immense Mengen, die kaum noch möglich sind.
Aber wie heißt es so schön: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Vielleicht kommen plötzlich ganz andere Leute zu mir, an die ich nicht gedacht hatte, und hier heißt es dann natürlich teilen. Aber, und das ist es das Gute, wenn ich mich richtig vorbereitet habe, dann muß ich nicht das Essen teilen, von dem ich selbst kaum leben kann, sondern ich gebe von Essen ab, das ich ausreichend gelagert habe (für mich und für die, für die ich sorge).
Okay, hört sich leicht an, ist aber gar nicht einfach. Wissen wir denn konkret genug, was kommen wird, um uns genauso konkret darauf vorbereiten zu können? Oder bleibt nicht alles doch Spekulation?
Trotz Spekulation, ich sehe auch einen positiven Nebeneffekt von Lagerhaltung. Lagerhaltung bedeutet nämlich, daß ich es nicht mehr als selbstverständlich ansehe, daß andere Leute schon immer dafür sorgen werden, daß mein Bäcker morgens frisches Brot hat, sondern daß ich anerkenne, daß dies nicht selbstverständlich ist und ich die Verantwortung für mein Leben selbst übernehmen muß.
Es ist schön, wenn alles so gut funktioniert wie bisher, wenn das aber nicht sicher ist, dann muß ich eben wieder wie früher im Herbst soviel Kartoffeln einlagern, daß sie bis zur nächsten Ernte reichen. Auch jetzt werden die Kartoffeln gelagert, nur eben nicht von uns. Anders ausgedrückt: Die Frage ist nicht, ob etwas gelagert werden soll, sondern die Frage ist mehr die, ob diejenigen, die jetzt lagern, das auch morgen noch so gut tun werden.
Gruß
Johannes
- Re: Tja, was machst Du dann? Valanice 30.4.2002 08:11 (0)
- Re: Tja, was machst Du dann? katzenhai2 30.4.2002 05:06 (3)
- Re: Tja, was machst Du dann? katzenhai2 30.4.2002 05:07 (2)
- Re: Tja, was machst Du dann? Johannes 01.5.2002 01:24 (1)
- Re: Tja, was machst Du dann? katzenhai2 01.5.2002 02:21 (0)