@Badland Warrior: Re2 'Hypothesis non fingo'

Geschrieben von JeFra am 24. April 2002 19:27:49:


Moses wird kaum aus dem Ägyptischen stammen. Es ist eine graecisierte bzw. romanisierte Form von "Moshe".

Weiß man, wie die Ägypter der 18. Dynastie 'Thutmosis' ausgesprochen haben?


Daß Moses ein Ägypter war hat z. B. Siegmund Freud geglaubt (was natuerlich kein Beweis ist).


Ob der Monotheismus bei den Juden so früh entstanden ist, wie Sie es annehmen, ist auch nicht klar. Es gilt z. B. als ziemlich schwierig, die Herrscher aus Gen. 14:1 mit realen Herrschern (und ihre Invasion in Palästina mit einem realen Krieg) zu identifizieren. Den Tidal wollte man einmal mit einem Tudhalija I. identifizieren, den die Hethitologen aber mittlerweile als nicht-existent aus ihren Königslisten gestrichen haben.


Wenn meine Vorstellung von den Resultaten der Hethitologie richtig sind, liefert diese noch einen weiteren Einwand gegen die Entstehung des Monotheismus bei den Juden vor dem Ende der 18. ägyptischen Dynastie. Danach müßten nämlich die Hethiter in Syrien/Palästina erst seit Suppiluliuma I. aktiv gewesen sein. Da andererseits nach der Genesis (etwa 15:20 und 23:5ff) die Hethiter zu Abrahams Zeiten in dieser Gegend ansässig sind, ist entweder Abraham in die Zeit nach dem Ende der 18. Dynastie einzuordnen, oder (was ohnehin wahrscheinlich ist) die Genesis taugt nicht als historische Quelle und ist damit als Beleg für die frühe Entstehung des Monotheismus bei den Juden hinfällig.


Obwohl es riskant sein mag, mit Ihnen über ein Thema zu streiten, das Sie im Gegensatz zu mir studiert haben, möchte ich noch weitere Gründe anfügen, die dafür sprechen, daß sich der Monotheismus bei den Juden erst in der Königszeit durchgesetzt hat. Da wäre beispielsweise der Kult der eisernen Schlange, angeblich von Moses selbst eingeführt, abgeschafft von Hiskia (2. Könige 18,4, was wohl eher der historischen Realität entspricht als die Stiftung durch Moses).


Um eine Vorstellung von der jüdischen Religion etwa in der Richterzeit (in der es möglicherweise noch Menschenopfer gab, siehe Jephtas Tochter) zu bekommen, kann man Vergleiche mit anderen altorientalischen Quellen anstellt und etwas spekulieren. Der Historiker E. Meyer soll folgendes Bild gezeichnet haben:


In der ältesten Patriarchenfigur Isaak erkennt Meyer die genealogische Verwendung eines Gottes, der pachad jizchak (1. Mose 31, 42 u. 54) bzw. "Schrecken Isaaks" hieß. Die Bedeutung von "jitzchak"="er lacht" verweise dabei nur auf andere Götter schrecklichen Grinsens, wie etwa Pan, Baal und ihm verwandte Figuren, denen Kinder verbrannt wurden. ... Verehrt wurde der "Schrecken Isaaks" in Berscheba.


Die in Abraham steckende Gottheit wurde im heiligen Baum von Mamre (1. Mose 18:1-16) verkörpert. Von ihr ist der ursprüngliche Name nicht erhalten. ... Durch eine Inschrift in Bosra, in der neben dem Dusares eine Göttin namens Sarjat erscheint, glaubt Meyer in Abraham-Sarah dieselbe Art von Götterpaar erkennen zu können, wie sie allenthalben anzutreffen ist - Inanna-Dumuzi, Ischtar-Tammuz, Aphrodite-Dionysos, mit welchem Meyer den Abraham auch ausdrücklich gleichsetzt. Die Heimat des Götterpaares ist Hebron, wo Sahrah der "Brunnenschacht" von Machpela zugehört ... .


Der ursprüngliche Gottesname hinter dem Patriarchen Jakob ist mit "abir jaakob" (1 Mose 49:24) wiederum vorhanden und als "Stier Jakobs" zu übersetzen. ... Der Kultort des "Stiers Jakob" ist nicht ganz eindeutig identifiziert und wird im Ostjordanland oder Bethel gesucht.


Ich zitierte nach Heinsohn (den ich übrigens ablehne), "Die Sumerer gab es nicht", S. 22f.


MfG
JeFra

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