Mit dem alten Äther gegen vatikanische Miasmen?

Geschrieben von KLL am 15. März 2001 21:07:20:

Als Antwort auf: Nimm dies! geschrieben von Stefan am 14. März 2001 10:04:51:

Es gibt verschiedene Theorien, daß die Gravitation eine anziehende und eine geringfügig abstoßende Komponente besitzt...

Es gibt allerdings auch Theorien, dass wir im Inneren einer Hohlkugel leben (Treten sich unsere Schuhe nicht vorne und hinten ab? Wie ist das möglich; wenn wir auf der Außenseite einer Kugel wären, müßten sie sich doch in der Mitte abtreten!) oder dass die englische Königsfamilie in Wirklichkeit außerirdische Echsen sind (Weiß im Moment leider nicht mehr, wo ich das las. War es bei Herrn Conrad?).

Von Stefan bin ich (was Sachinformation betrifft) eigentlich Gehaltvolleres gewohnt als den Hinweis auf eine - sich zugegeben sehr unterhaltsam selbst produzierende - Site, deren Aussagen auf Prämissen beruhen, die ein Astronomiestudent der ersten Semester widerlegen kann. Das will ich gerne einmal tun, vielleicht nächsten Sommer. Dass im Literaturverzeichnis des Beitrags unter Gate A9 (über die in einer intergalaktischen Äthersuppe herumwirbelnden Galaxien) die großen Fachzeitschriften der Astronomie wie Astronomy & Astrophysics, Astronomical Journal, Astrophysical Journal, Bulletin of the AAS etc. völlig fehlen, macht den Fachmann schon etwas misstrauisch, was die astrophysikalische Qualifikation dieses - ich gebe abermals zu, durchaus unterhaltsamen - Herrn angeht.

Carl Sagan (der in der "Der Drache in meiner Garage" den Begriff der Pseudowissenschaft so schön definierte - und natürlich auch mein Prophezeiungsbuch sogleich ins Altpapier befördert hätte :-) ) rotiert im Grab.

Entia non sunt multiplicanda sine necessitate (die Seienden sollen nicht ohne Notwendigkeit vervielfacht werden) lautet die landläufige Formulierung von Ockhams Rasiermesser.
Wozu eine abstoßende Gravitationskomponente hypostasieren, wenn es keine ernst zu nehmenden, wiederholbaren Experimente gibt, die eine solche stützen würden, solange unser schönes Gravitationsgesetz ohnehin alles erklärt?

Es ist freilich beuunruhigend, dass wir nur 5% der kosmischen Materie sehen, aber das müssen wir nun mal akzeptieren. Die aktuelle Arbeit von Tegmark, der 15.000 Galaxien auswertete, alle bisherigen Untersuchungen der Relativgeschwindigkeiten in Haufen und Superhaufen zeigen das. Die starre Rotationskurve von Spiralgalaxien ist durch eine diese umgebende Wolke von dunkler Materie elegant zu erklären. Rot- und Blauverschiebung korrelieren in der stellaren Nachbarschaft eindeutig mit den Bewegungen der Objekte, warum sollte der Effekt in der Ferne keine Rolle mehr spielen?

Ei, ich wollte gar nicht so lange zu diesem Thema schwafeln, das eigentlich nicht in dieses Forum gehört. Dazu fehlt mir im Moment nämlich die Zeit.

Mit besten Grüßen,

KLL



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