Ursprünge und Spätfolgen

Geschrieben von franke43 am 19. April 2002 07:49:37:

Als Antwort auf: Re: Renatus Cartesius - damals in Schweden gestorben geschrieben von Descartes am 18. April 2002 21:43:39:

Bonjour René

Zunächst mal finde ich es erfrischend, dass Du uns heute mit
einem korrekten Tonfall begegnest. Weiterhin schätze ich Deine
Franzismen viel höher als die Amerikanismen von etlichen anderen.
Den Gebrauch des Französischen hast Du mit Hubert gemeinsam.

>Bonjour!
>Biologisch gesehen und im Artenvergleich gibt es keine Schwächlinge, jede Art >hat ein ausgeklügeltes System der Anpassung und des Überlebens entwickelt.

Richtig, jede Art auf ihre Weise.

>Innerhalb einer Art sind die Schwachen schon von vornherein zum Sterben >verurteilt - kurzsichtige Löwen oder solche mit Herzfehlern gibt's in freier >Wildbahn keine, übrigens auch keine Eichhörnchen oder Kohlmeisen, etc. Nicht >mal ein Maikäfer hat die Chance, fehlerhaftes Erbgut weiterzugeben!

Stimmt, die Natur kennt keine "Gerechtigkeit". Schlechtes Erbgut und
damit kurze Lebenserwartung im "Kampf ums Dasein" ist einfach Einzel-
schicksal, und im Tier- und Pflanzenreich gilt wirklich der totale
Faschismus: Du bist nichts, deine Art ist alles. Wir Menschen
haben aber einen Bewusstseinszustand erreicht, der es uns ermöglicht,
weiter zu denken und weiter zu wünschen. Zum Beispiel Glück, langes
Leben und Gesundheit für jeden, auch für die Schwachen in unserer Art.
Also auch für diejenigen, die bei der Verteilung der Erbanlagen Pech
gehabt haben. Denn wir kennen seit Adam und Eva den Begriff der
Schuld, von Gut und Böse. Ein schlechtes Erbgut mitbekommen zu
haben ist ein Willkürakt der Natur, also nicht die moralische
Schuld oder Verfehlung des betroffenen Individuums. Deshalb fordern
wir ausgleichende Gerechtigkeit, WEIL WIR SIE DENKEN UND WÜNSCHEN
KÖNNEN. Die anderen Arten können das nach dem Stand unserer Erkenntnis
nicht und können und müssen daher mit Darwin zufrieden sein.

>Ich habe die von dir angegebenen links betr. Zimbabwe angesehen - über einen >über alle Maßen korrupten Negerhäuptling (="Präsident"), der möglichst viele >Weiße enteignet hat und über die Klinge springen ließ, nur damit seine >Wiederwahl gesichert war, habe ich dort aber merkwürdigerweise nichts gefunden!
>Auch ist Robert Mugabe keineswegs von seiner Hände Arbeit so stinkreich >geworden, sondern hat sich ausgiebig an den Geldern der Entwicklungshilfe >bedient, für die auf deinen angegebenen Seiten geworben wird und die manch >Gutgläubiger auch noch bezahlt (und so läuft's übrigens in fast allen >schwarafrikanischen Staaten!)

Wir können den schwarzfrikanischen Ländern nicht gerecht werden, solange
wir nicht weiter zurückdenken als an die letzten 150 Jahre. Wollen wir
Afrika und seinen zahllosen Völkern Recht tun, müssen wir uns geistig
in ein vorkoloniales Afrika zurückversetzen.

>Ich ersuche also nochmals um die Widerlegung meiner Behauptung "Faul und/oder >dämlich" - die war in etwas abgeschwächter Form übrigens in diversen Medien
>(auch solchen Mitte/links) vielfach zu lesen!

Das ist immer unsere Sichtweise. "Faul" ist der natürliche Zustand eines
Lebewesens, dessen primäre und sekundäre Bedürfnisse augenblicklich
erfüllt sind. Kein Tier "arbeitet" in unserem menschlichen Sinn, wenn
wir schon immer die Natur als Vergleich heranziehen müssen. Tiere
"arbeiten" nur zur Nahrungssuche, zur Revierverteidigung (Kampf), zur
Partnersuche und (viele Arten, nicht alle) zur Brutfürsorge und zur
Brutpflege. Ist das erledigt, dann ist RUHE. Ausser man muss sich vor
einem Fressfeind in Sicherheit bringen. Arbeit ist kein Selbstzweck,
sondern eine Organisationsform der Überlebensstrategie. Nur so macht
sie Sinn.

>Zum bösen industriellen Westen: Wenn mich meine Geschichtskenntnisse nicht >total im Stich lassen, gibt's den hinsichtlich der Industrie eigentlich erst >seit dem 18./19. Jhdt., hinsichtlich des Westens überhaupt erst seit 1945 >(den Wilden Westen wirst du ja wohl kaum gemeint haben).

Das stimmt so nicht ganz. Frühe Formen von Kolonialismus und Industrialismus
sind schon seit dem Mittelalter entstanden:

Die Kolonialisierung im europäischen Osten (deutsche Ostwanderung)
Die Kolonialisierung von Süd- und Mittelamerika seit 1493
Die Kolonialisierung und Errichtung von Handelsstützpunkten
in Indien ab 1500
Die Kolonialisierungversuche im Nahen Osten zur Zeit der Kreuzzüge
Die Kolonialisierung auf dem Balkan seit der Rückeroberung gegen
die Türken
Dito in Spanien durch die Reconquista

Die Industrialisierung durch das frühe Manufakturenwesen und
den Merkantilismus

>Irgendwann vor etlichen Jahrtausenden müßten also alle Völker einmal die >gleichen Bedingungen und Chancen gehabt haben, sich nach vorne zu bringen.

Du schreibst immer wieder von "nach vorne bringen". Das ist bei Dir
eine stehende Wendung. Wo - bitte - ist VORNE ??

>Es gab antike europäische Hochkulturen, auch von südamerikanischen oder >chinesischen habe ich schon gehört - jedoch niemals von einer solchen in >Schwarzafrika! Warum nicht? Nachdem dort ja bekanntlich die Wiege der >Menschheit lag, hätte man eigentlich sogar einigen Vorsprung haben müssen!

Das alte Ägypten war eine afrikanische Kultur. Dito in Äthiopien.
Gerade das bereits zitierte Zimbabwe hatte bewiesenermassen in
vorkolonialer Zeit eine städtische Hochkultur entwickelt.

>Revolutionen wirst du keine mehr anzetteln können, nachdem die etablierten >Leute im Besitz der Massenmedien und überragender Bewaffnung sind - und nach >einer solchen würde es ja ohnehin ebenfalls nur wieder unter den Gleichen noch >Gleichere geben - sprich Gewinner und Verlierer innerhalb der Revoluzzer.

Das Endergebnis ist das wirklich gültige Gegenargument gegen Revolutionen.
JEDE Revolution frisst ihre Kinder, also diejenigen, die naiv wirklich
an die Ziele der Revolution geglaubt und sich geopfert haben. Jede
Revolution bringt nur neue Eliten anstelle der alten hervor. Deshalb
bin ich auch gegen den Aufstand, denn ich weiss, dass die Neuen nix
besser machen als die alten.

>Bonne nuit! *und bring deine Fußnägel wieder in den Normalzustand!*
>


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