Der Kampf des 'Guten' gegen das 'Böse'

Geschrieben von Stefan am 16. März 2002 11:49:03:

Findet der statt?

Meiner Meinung nach nicht. Was meiner Meinung nach stattfindet ist ein ganz anderer Kampf. Worum es meiner Meinung nach im Kern geht ist folgendes:

Unter denen, die sich spirituellen Fragen beschäftigen, gibt es im Grunde nur zwei Fraktionen. In der Beschreibung der spirituellen Situation des Menschen gibt es zwischen diesen beiden Fraktionen sogar einen gewissen Konsens: „Der Mensch hat sich von seinem Ursprung abgetrennt“. Mit der Bewertung dieser unstrittigen Tatsache und der Frage welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind beginnt jedoch der Streit.

Die eine Fraktion spricht vom Sündenfall. Von der undankbaren und aufsässigen Anmaßung nach Erkenntnis zu streben, anstatt in frommer seliger Ahnungslosigkeit verharrt zu haben. Sie Spricht von Gottes Zorn, Schuld und Ungnade, von Verdammnis und der Notwendigkeit der Reinigung. Selig sind die geistig Armen, denn ihnen ist das Himmelreich. Das ist ihr Schlachtruf. Er ist auch hier im Forum nicht zu überhören.

Die andere Fraktion dagegen spricht von den immer wiederkehrenden Rhythmen der Natur. Sie behauptet glatt, daß es unmöglich ist aus Gottes Gnade herauszufallen. Sie spricht von einer gemeinsamen Strategie Gottes und des Menschen, um neue Welten aufzuspannen in denen wir gemeinsam wachsen können. Denn sie glauben, daß selbst Gott wächst. Das Er wächst durch unser Wachstum, denn wir Teile von Ihm. Göttliche Organe der göttlichen Selbstwahrnehmung.

In der geistigen Welt versucht die erste Fraktion permanent die Vernichtung der physischen Wirklichkeit herbeizuführen, welche für sie eine einzige Obszönität ist. Ein Resultat davon sind die apokalyptischen Prophezeiungen, welche das immer gleiche Thema der herbeigesehnten Reinigung immer wieder neu in den jeweiligen kulturellen Kontext übersetzen.

Ironischer Weise schafft es die erste Fraktion fast immer, in der physischen Welt, die sie im Grunde vernichten will, die Macht an sich zu reißen. Das liegt in erster Linie daran, daß sich die zweite Fraktion gar nicht wirklich darum bemüht um die Macht zu ringen, weil sie mit wichtigerem, z.B. dem eigenen Wachstum, beschäftigt ist. Das führt immer wieder zu recht tragischen Geschehnissen in der physischen Welt. Ich erinnere hier einmal, stellvertretend für eine unbekannte Zahl von Märtyrern der Wahrhaftigkeit, an Giordano Bruno.

Letztlich ist es aber wichtiger, wer in der geistigen Welt mehr Einfluß hat. Und Macht in der geistigen Welt, kann im Gegensatz zur physischen Wirklichkeit, nicht durch Gewalt und Unterdrückung gewonnen werden. Sie fällt einem einfach zu, in dem Maße, in dem man wächst. Tja, und daher hat der Weltuntergang noch immer nicht stattgefunden und wird auch in Zukunft nicht stattfinden.

Noch eine Frage an Johannes: In welchem Verhältnis stehst Du zu Opus Dei? Ich vermute zumindest eine gewisse Affinität, weiß aber nicht wie weit diese geht. Ich denke auch andere hier im Forum finden eine Antwort auf diese Frage interessant.

Stefan



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