Re: Mütter ade: Die künstliche Gebär-Mutter kommt

Geschrieben von Torsten am 06. März 2002 21:32:31:

Als Antwort auf: Mütter ade: Die künstliche Gebär-Mutter kommt geschrieben von KLL am 06. März 2002 19:39:53:

Liebe Leute,

ich glaube, daß ein Gewebe in Form einer Gebärmutter eben nicht den gazen weiblichen Organismus ersetzen kann. Die Probleme sind vielfältig und eines davon ist die Nährstoffversorgung. Wer schon mal mit Zellkulturen gearbeitet hat, weiß, wovon ich rede.

Was ich schon mal geschrieben habe: leider wird sich immer jemand finden, der das Machbare jenseits aller ethischen Bedenken auch macht. Es gibt aber noch andere Bedenken, z.B. finanzielle. Die Natur hat nämlich ein ziemlich zuverlässiges System zum Heranwachsen der Kinder konstruiert, was bloß ein paar unaufgearbeitete Nahrungsmittel, Wasser und Sauerstoff benötigt: das nennt sich Frau. Sinnvollerweise ist die gleich noch mit einer Nahrungsquelle für das Kind nach der Geburt ausgerüstet, den Brüsten, die neben dem praktischen auch noch einen ästhetischen Aspekt haben.

Ich meine das durchaus nicht frauenfeindlich i.S. einer Gebärmaschine, sondern möchte die Frage stellen, welchen Sinn die neue Errungenschaft haben soll. Das ist keine Wissenschaft mehr, sondern morallose akademische Selbstbefriedigung. Die Natur ist davon abgegangen, das Heranwachsen außerhalb des Körpers stattfinden zu lassen (eierlegende Spezies), und wir wollen die Natur belehrern, daß das falsch war. Jedem Idioten müßte klar sein, daß die Optimierung eines derart optimierten Systems ein fast sinnloses Unterfangen ist. Es ist hier nicht wie bei anderen medizinischen Eingriffen, welche Korrekturen an defekten Baugruppen vornehmen, sondern ein funktionierendes System soll ersetzt werden, auf welchem überdies eine Menge sozialer Beziehungen aufbauen. Das ist, als wolle man Gesunden ein künstliches Herz einsetzen, um zu beweisen, daß das geht.

Wenn ich das richtig verstanden habe, wird auch noch mit menschlichen Embryonen gearbeitet. Diesen Sinn sehe ich gleich gar nicht, außer ein bißchen Gott spielen zu wollen. Dieselbe Kritik trifft übrigens auch auf die Stammzellproblematik zu.

Diese Überheblichkeit wird uns keinen Segen bringen. Ob es funktioniert und ob es Sinn macht, sei dahingestellt. Aber wir reißen die letzten Schwellen dessen nieder, was sich aus unserer natürlichen Moral verbietet. Wir sind dabei, unser Gefühl durch Logik ersetzen zu wollen. Wir verletzen Spielregeln, deren Sinn wir nicht begriffen haben und von denen wir nur wegen UNSERES Unwissens annehmen, sie wären nutzlos. Wir können der objektiven Realität nicht unsere Regeln aufzwingen, sondern höchstens ihre Regeln nutzen. Indem wir unsere Moral nur unseren eigenen Vorstellungen entnehmen, entstehen zwangsläufig Konflikte mit unserer Umwelt - unserer natürlichen wie menschlichen.

Ob wir nun Gott, Natur oder objektive Realität sagen (für mich gibt es da nur selbstgemachte Unterschiede, da nur eine Wahrheit existiert), können wir auf Dauer nur überleben, wenn wir seine Regeln befolgen. Wir können die Welt nicht selbst verwalten, höchstens vergewaltigen. Unsere Arroganz beginnt damit, daß wir uns der Erkenntnis von Naturgesetzen rühmen. Tatsächlich sind das nur Modelle ausgewählter Teilbereiche der Natur unter bestimmten Bedingungen.

Natürlich halte ich die Wissenschaft für nötig, aber nur unter ständiger Erinnerung daran, daß jede Erkenntnis immer nur unvollständig sein kann. Wir sollten fragen, welche Ziele und Wege gut und vernünftig sind. Und ein künstlicher Uterus gehört m.E. nicht dazu. Aber ich kann mich irren.

Liebe Grüße

Torsten


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