Mittelalter - nein danke ?

Geschrieben von franke43 am 06. März 2002 07:56:03:

Als Antwort auf: Re: In einer Subsistenzwirtschaft geschrieben von Teutone am 05. März 2002 20:05:12:

>Hallo Franke,

Hallo Teutone

Ich hatte gedacht, Marius hätte damals unsere germanischen Brüder
aus dem Teutonenstamm restlos erledigt.

>Genau das ist auch in meinen Augen der grösste Fehler im System. Wir haben >eine System das arbeit erschafft nur um der Arbeit Willen, denn es sollen ja >alle eine chance bekommen einer Arbeit nachzugehen, Geld zu verdienen und >besonders wichtig zu konsumieren.

Wir haben vor allem ein System, das die grössten Belohnungen an Leute
verteilt, die eben gerade NICHT arbeiten:

- Erben von Millionenvermögen (gearbeitet haben da nur die Vorfahren)
- "erfolgreiche" Spekulanten in Aktien und Devisen
- Steuerhinterzieher und Geldwäscher im grossen MAssstab
- Parteienspendenverwalter

Diese geldbringenden Tätigkeiten sind mit keinerlei Wertschöpfung
verbunden, verdienen also im strikten Wortsinn auch keinerlei
Belohnung.

Aber auch viele andere "Arbeiten" sind völlig nutzlos im Sinne der
Wertschöpfung. Sinnvoll wäre, nur noch Arbeiten zu entlohnen, die
der Wertschöpfung dienen (Sachwerte, nicht fingierte Werte), und
diese Arbeiten gerecht auf alle Arbeitswilligen zu verteilen. Wer
nicht bereit ist, am etwas Sinnvollem mitzumachen, bekommt Almosen
zum gerade so Überleben (humanitäre Verpflichtung). Wenn die
sinnvolle Arbeit getan ist, ist PAUSE. Wer will, darf noch weiter-
machen, aber ohne Extralohn.

>Das dieses System abaer gleichzeitig eine riesige Verschwendung von Energie und Resourcen ist macht sich immer mehr Bemerkbar.

Richtig: das bestehende (globale !) System belohnt Verschwendung
von Energie, Ressourcen und Biosphäre ("Umwelt") und bestraft
die Sparsamkeit und die NAchhaltigkeit.

>Franke willst du wirklich auf den Stand im Mittelalter zurück? Die nicht >vorhandene, oder nur spärlich vorhandene medizinische Versorgung. Hast du dir >mal geschichtliche Berichte aus den Städten angesehen. Dagegen war das, was >der Spiegel Bericht beschreibt, fast noch human. Der Tote hatte noch ein >Zimmer. (Ist makaber, aber im Vergleich leben der Armen im Mittelalter und >Heute..)

Lieber Teutone, ich habe wahrscheinlich mehr über das Mittelalter und
die damaligen Lebensbedingungen der Menschen gelesen als die meisten
hier.

Die Hauptschwäche des Mittelalters aus heutiger Sicht war wohl
eindeutig der Mangel an Hygiene und medizinischer Versorgung. Aber
selbstverständlich will ich NICHT so weit zurück. Auch ich bin der
Meinung, viel Gutes, das Wissenschaft und Technik gebracht haben, soll
erhalten bleiben. Selber trage ich dazu bei. Schon jetzt lagere ich
Bücher ein, die dann hoffentlich die eventuellen Katastrophen in
dem von mir angelegten Versteck überdauern sollen, damit das mühsam
über die Jahrhunderte hin zusammengekratzte Wissen und Können nicht
den Bach runtergeht.

Die zweite Hauptschwäche des Mittelalters war die Ausrichtung der
gesamten Gesellschaft auf die Bedürfnisse einer privilegierten
parasitären Kriegerkaste (Adel), deren Unterhalt so viel Aufwand
gemacht hat, dass die meisten Menschen der damaligen Gesellschaften
in Armut und Elend leben mussten. Ohne die vielen Herzöge, Grafen
und Ritter hätten es die Bauern viel besser gehabt. Aber auch wir
haben heute solche parasitären Kasten. Die sind nur nicht mehr
als ein eigener Stand (Adel) sichtbar aus dem gemeinen Volk heraus-
gehoben. Zudem ist heute der Abstammungsadel weitgehend durch
einen Geldadel ersetzt, in den im Prinzip jeder aufsteigen kann,
der erfolgreich Geld ansammelt. Bill Gates ist so ein PArade-
beispiel.

Die Steuerlast war im Mittelalter übrigens niedriger als heute.
Da waren

- der Kirchenzehnte (10%, nicht 40 oder 50)
- die Frondienste für den Grundherrn, also den örtlichen Adligen

Die Frondienste KONNTEN in Geld oder Naturalien entrichtet ODER
abgearbeitet werden. Der Kirchenzehnte wurde ebenfalls in NAturalien
entrichtet. Altmodisch ? Im Gegenteil. Durch die geldlose Zahlungsform
waren die Bauern nicht von den Erzeugerpreisen ihrer Produkte am
Markt abhängig. Ob die Eier am Markt für ein Dutzend zwei oder
fünf Silbergroschen brachten, das hatte auf die Steuerleistung
keine Auswirkung. Die Höfe wurden also nicht schleichend
enteignet wie mit der heutigen Grundsteuer, die in Geld entrichtet
werden muss. Wenn es die Grundsteuer in Geld nicht gäbe, hätte ich
wahrscheinlich schon einen Kleinbauernhof.

>Dann zur Wunschvorstellung alle Menschen würden nur soviel tun wie sie müßten >und dann zur Muse zurückkehren und nicht arbeiten. Es wird immer Menschen >geben die mehr arbeiten und sich dadurch eine Art Reichtum aufbauen.

Vorausgesetzt die Mehrarbeit wird auch extra entlohnt. Ich glaube nicht,
dass die Leute wirklich aus Arbeitssucht arbeiten. Besonders dann
nicht, wenn es sich um echte produktive Arbeit mit Wertschöpfung
handelt, z.B. auf dem Feld oder in einer Werkstatt.

>Daneben wird es Menschen geben die nicht schwer arbeiten wollen. Und die >wenigsten werden andere einfach so durchfüttern weil diese nicht arbeiten >wollen.

Die müsste man tatsächlich in Armenhäusern durchfüttern.

>Wieso sind denn die Kommunistischen System kaputt gegangen, doch sicher >dadurch das einige gleicher sind als andere....

Auch.

>Was gesucht wird ist ein System wo die Grundversergung durch was oder wem auch >immer gesichert ist und wo jeder nach seinem Wunsch mehr draus machen kann, >bis zu einer gewissen Grenze. Das ganze muss dann noch Resourcen schonend sein >und gerecht. Am besten noch so gebaut das kein einzelner, oder eine kleine >Gruppe, dieses System aushebeln und für sich nutzen kann.

Nach diesem System suche ich auch. Bislang vergebens. Der Rückfall ins
Mittelalter, von dem ich geschrieben habe, ist kein politisches Programm
von mir, sondern etwas, was die Seher ankündigen. Nicht als bewusste
Entscheidung, sondern als Endergebnis nach den zu erwartenden Ereignissen.
Die westliche Verschwendungsgesellschaft wird abgewirtschaftet haben,
teilweise auch zerstört sein. Die Bevölkerungen werden (leider) fürchterlich
dezimiert sein. Für den vollständigen Wiederaufbau dessen, was wir heute
haben, werden weder genug Leute da sein noch überhaupt der Wille. Denn
nicht jeder Unsinn, den wir heute haben, ist wieder in dieser Form
erstrebenswert. Denk mal nur an Aktien- und Devisenspekulation. Das
sind die heutigen Raubritte, ganz ohne Rüstungen.

>In einem solchen System muss Technik, Medizin, oder andere Bereiche wie >Raumfahrt und Genforschung nicht generell schlecht sein, doch sollten nicht >wirtschaftliche Interessen der Antrieb sein sondern der Wille mehr über das >Universum zu lernen.

Wozu Raumfahrt und Genforschung ? Da haben wir doch gleich mal zwei
Beispiele für Tätigkeiten, die so unnütz sind wie ein Kropf.

>Das nur ganz grob die Gedanken von mir, wie dieses System genau aussehen kann >weiss ich auch nicht. Wenn hier einer meint eine Lösung zu haben, so bin ich >gerne Bereit mir diese durchzulesen.

Nein, ich habe sie auch nicht.

Franke 43


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