Re: Wie es auch sein könnte...

Geschrieben von Zitrone am 17. Dezember 2005 10:11:25:

Als Antwort auf: Re: Wie es auch sein könnte... geschrieben von Honaw am 17. Dezember 2005 09:53:27:

Das ist auch meine biblische Sicht.(Zitat aus deinem Link)

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. Exkurs: Ist Israel noch Gottes erwähltes Volk?

Viel Verwirrung in dieser Frage entsteht dadurch, dass man nicht unterscheidet zwischen der Erlangung des Heils, also eine Frage, die jeden persönlich angeht, und zwischen der Stellung Israels als Volk im Ganzen.

1. Nach dem (ersten) Kommen Jesu und seiner Erlösungstat gibt es in Bezug auf das Heil keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Nichtjuden. Paulus schreibt im 10. Kapitel des Römerbriefs deutlich, dass nun alleine der Glaube oder Nichtglaube an Jesus Christus entscheidend ist. Das gilt selbstverständlich auch für die Juden.

2. Die Menschen, die an Jesus Christus glauben, egal ob Jude oder Nichtjude, bilden nun gemeinsam Gottes erlöstes Volk. Sie alle, egal "ob Jude oder Grieche, ob Sklave oder Freier, ob Mann, ob Frau" sind nun eins geworden in Christus (vgl. Gal. 3,26-29).

3. Folgt aber daraus, dass nun Israel seine Stellung als erwähltes Volk verloren hat? Gelten alle Zusagen und Verheißungen für Israel aus dem AT nun nicht mehr oder nur noch für die Gemeinde?
Anhand der Bibel kann die Antwort hier nur Nein lauten!

a) Die Erwählung Israels steht außerhalb des Alten Bundes (des Gesetzes)
Sie steht außerhalb des Alten Bundes, der mit Jesu Kommen abgelöst wurde, da sie Abraham schon lange vor der Einführung des Gesetzes, ja sogar vor seiner eigenen Beschneidung zugesagt wurde. Paulus verwendet diese Tatsache analog im Kapitel 4 des Römerbriefs, um zu zeigen, dass auch Abrahams Glaube außerhalb des Gesetzes steht.
Mit der Erfüllung und Ablösung des Gesetzes durch Jesus (Röm. 10,4; Hebr. 10,9.10) ist nicht die Erwählung Israels beendet.

b) Auch Israels Unglaube hat daran nichts geändert
Paulus stellt in Röm. 11,1 die rhetorische Frage:
"Hat denn Gott sein Volk verstoßen?" und gibt gleich die eindeutige Antwort:
"Das sei ferne! (...) Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat." (Vers 1 und 2)
"Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen." (Vers 29).
Im Griechischen steht für "das sei ferne" ein Ausdruck der allerstärksten Verneinung.
Aus dem Zusammenhang ist hier eindeutig von Israel, nicht von der Gemeinde die Rede.
Israels Erwählung gilt also nach wie vor.

c) Gleiches Ziel, getrennte Wege
Paulus sieht gerade keine völlige Verschmelzung zwischen Israel und der Kirche, zeigt er doch in Vers 25 ff. für Israel einen separaten Weg auf:
"(...) Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; und so wird ganz Israel gerettet werden (...)"
Es gibt also noch Unterschiede zwischen christlicher Gemeinde und Israel.
Das deutet auch Jesus selbst in Lk. 21,24 an.

d) Die Verheißungen des AT bezüglich Israels reichen in den Neuen Bund hinüber
Sie reichen hinüber, da sie niemals aufgehoben wurden.
Wenn Gott etwa sagt, dass er Israel das Land für alle Zeiten gibt, so kann man diese Aussage nicht willkürlich umdeuten. Wer würde Aussagen über das zweite Kommen Jesu umdeuten, nur weil sie im AT stehen?

Sie reichen hinüber, da sich ein Teil auch in der Zeit des Neuen Bundes bereits erfüllt hat.
Hier sei nur erneut die Erfüllung der alten Verheißung der Sammlung Israels erwähnt.

Die Frage sollte also weniger lauten, ob Israel noch Gottes erwähltes Volk ist, als vielmehr wie wir als Christen Israel unterstützen und ihm beistehen können.





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