US-Pläne für den Irak: Rückzug in die Luft
Geschrieben von M.a.o am 30. November 2005 13:58:12:
Als Antwort auf: Nachrichten 30.11.2005 (owT) geschrieben von Napoleon am 30. November 2005 10:51:15:
Warnung vor katastrophalen Folgen
Washington hat ein Problem: Der Irak ist von Frieden so weit entfernt wie eh und je, und der Krieg führt zu nichts. Die Exit-Strategie liegt angeblich schon bereit: Mit einem Rückzug in die Luft will das Weiße Haus das Versprechen des "Truppenabzugs" einlösen und trotzdem im Irak bleiben. Künftig sollen irakische Bodentruppen US-Bombern die Ziele vorgeben, heißt es. Damit könnte die Katastrophe perfekt sein: Vor mehr zivilen Opfern als je zuvor und dem offenen Ausbruch des Bürgerkriegs wird gewarnt.
Zivilbevölkerung als Leidtragende
Dass im Irak bald Frieden herrschen könnte, glauben nicht einmal die engsten Vertrauten des Weißen Hauses. Man sei "in der Mitte einer siebenjährigen Plackerei", erklärt etwa der einflussreiche Berater Patrick Clawson gegenüber dem US-Magazin "New Yorker".
Auch wird bereits vor irreparablen Schäden für die Struktur der US-Armee gewarnt: Wegen des Irak-Krieges werde es immer weniger Neuzugänge und somit kaum Ressourcen für eine adäquate Ausbildung geben. Die "Kompetenz" der US-Armee könne damit bald der Vergangenheit angehören.
Generäle flehen Politiker an
Dass die Moral der Truppe ins Bodenlose gesunken sei, wird meist schon mit Schulterzucken akzeptiert. Angeblich bittet die Militärspitze bereits hinter den Kulissen US-Abgeordnete um Fürsprache, weil die Regierung den Ernst der Lage nicht anerkennen wolle.
(...)Bomben als Stein der Weisen?
Wie Starjournalist Seymour Hersh im "New Yorker" aufdeckt, scheint die US-Führung den Rückzug in die Luft für die Problemlösung schlechthin zu halten. So könnte man die "Burschen heimholen", damit beim Wähler punkten - und doch weiter im Irak bleiben.
Denn dass sich die USA aus dem Irak zurückziehen, ohne dass US-Präsident George W. Bush seine Ziele erreicht hätte, ist laut Insidern ausgeschlossen. Laut Hersh hat sich Bush beim Thema Irak geradezu in einen religiösen Wahn hineingesteigert.
Bushs Wahl als göttlicher Wille?
Hersh zitiert ein anonymes Ex-Kabinettsmitglied mit den Worten, Bush glaube tatsächlich, er sei von Gott zur Befriedung des Irak "auserwählt". Im kleinen Kreis soll er etwa erklärt haben, sein Wahlsieg im Jahr 2004 sei eine klare Manifestation des göttlichen Willens gewesen.
Trotzdem "Gewinner sein"
Dass Washington künftig den Irakern den Krieg auf dem Boden überlassen und selbst Luftschläge durchführen will, gibt auch der Regierungs-Insider Clawson zu. Damit könnten trotz eines "mörderischen Bürgerkrieges im Irak wir und unsere Verbündeten die Gewinner sein".
(...)USA im "Blindflug"
Gerade in der US-Luftwaffe warnt man jedoch vor einer Taktik, bei der Iraker der US-Armee die Angriffsziele vorgeben würden, weil nur sie über die Lage auf dem Boden Bescheid wüssten. Man fürchtet, dass dann nicht Terroristen bekämpft, sondern "alte Rechnungen" beglichen würden.
In anderen Worten: Statt vermeintlich terroristischer Ziele würde die US-Armee Stellungen verfeindeter Warlords oder rivalisierender Stämme bombardieren - ohne es überhaupt zu wissen und mit verheerenden Konsequenzen für die Zivilbevölkerung.
Krieg wird "sehr hässlich"
Der Uni-Professor Robert Pape, Experte zum Thema Kriegsführung aus der Luft, warnt vor einer "sehr hässlichen" Wendung - mit einer unausweichlichen Konsequenz: "Mehr Zivilisten werden zu Tode kommen, was bedeutet, dass mehr Aufständische erzeugt werden."
- Re: US-Pläne für den Irak: Rückzug in die Luft Apollo 30.11.2005 20:11 (2)
- Re: Norwegischer Konzern bohrt schon nach Öl M.a.o 01.12.2005 13:03 (0)
- Re: US-Pläne für den Irak: Rückzug in die Luft Zitrone 30.11.2005 20:20 (0)