Die EU-Frage - Spekulatius delectat

Geschrieben von franke43 am 16. November 2005 11:34:14:

Als Antwort auf: Re: Türkei droht Griechenland mit Krieg - ein paar weitergehende Gedanken dazu geschrieben von Apollo am 28. Oktober 2005 19:17:11:

Hallo

Ich bin davon überzeugt, dass das auch intim mit der
Frage eines EU-Beitritts der Türkei zusammenhängt.

Was ich unten schreibe, schreibe ich nicht als Türkei-
experte (bin ich nicht, kann ich auch nicht sein),
sondern nur als Zusammenfassung dessen, was man sich
so nach langen Jahren zusammenreimt. Mögen mich die
Türken, Türkeikenner und Islamkenner hier gern eines
Besseren belehren.

Solange die Türkei noch (formal) Beitrittskandidat
ist, wird sie sich wahrscheinlich "zusammenreissen",
wenn auch nicht in dem Mass, wie wir "Westler" uns
das wünschen würden. Unsere Wunschliste sieht ja in
etwa so aus:

- Volle Menschenrechte für alle in der Türkei, auch
Kurden, christliche Griechen und Armenier etc.

- Volle Demokratisierung

- Aufhören aller Schikanen gegen Christen

- Voller Rückzug aus Zypern

- Ende des militärischen Vorgehens in Kurdistan

Wenn wir uns das ansehen, dann erkennen wir, dass wir
von der Türkei die Quadratur des Kreises verlangen,
weil wir sie verlangen müssen, wenn wir wollen, dass
die Türkei in die EU passt.

Die Türkei versucht teilweise dem nachzukommen, aber
es wird nicht gelingen, weil zu starke Gegenkräfte
vorhanden sind:

Islamistische

- Sind aus EU-Sicht nicht akzeptabel, stehen dem
Grundsatz der Menschenrechte einsch. Religionsfreiheit
entgegen

Militärische

- Sind aus EU-Sicht nicht akzeptabel, weil gegen die
Menschenrechte ethnischer Minderheiten und gegen den
Nachbarstaat Zypern gerichtet und hinderlich für die
Entwicklung einer Zivilgesellschaft nach westlichem
Muster. Hlten aber die Islamisten zurück und wären
als NATO-Verbündete zum Schutz Europas dringend
notwendig. Wollen aber z.B. nicht aus Zypern abziehen
und die Repressionen gegen die kurdische (islamische!)
Minderheit nicht beenden.

Nationalistische

- Sind mit dem Schutz der ethnischen Minderheiten in der
Türkei (Juden, Griechen, Armenier, Kurden etc.) nicht
vereinbar.

Dazu kommt noch die Alltagskorruption, d.h. die
"Backschisch"- Kultur, die sich aber im westlichen
Europa auch längst auszubreiten beginnt.

Die Türkei kann schlicht nicht europäisch genug werden,
um von allen jetzigen Mitgliedsstaaten akzeptiert zu
werden. Zumindest aus Zypern und Griechenland ist ein
Veto zu erwarten.

Und dann ?

Ja dann wird in der Türkei wahrscheinlich der grosse
alte Hass gegen uns Westler wieder voll ausbrechen, und
man wird´s uns wieder zeigen wollen wie schon zu den
Zeiten der grössten Ausdehnung des Osmanischen Reichs.

Und wer ist dann zuerst in der Schusslinie ?

Selbstverständlich Griechenland, der alte Erbfeind, dem
man ja überhaupt erst das Land abgenommen hat einschl.
der alten byzantinischen Hauptstadt.

Der Schritt zum NATO-Austritt wird dann wohl nicht
mehr weit sein, denn die Mitgliedschaft beider Staaten
steht ja eventuellen Angriffsplänen der Türkei gegen
Griechenland im Weg.

Irgendein Inselkonflikt in der Ägäis oder irgendeine
Stellungnahme Griechenlands zum Vorteil der griechichen
Zyprioten wird sich schon als Anlass finden.

Wenn dann wirklich Russland in die Türkei einmarschiert,
um die orthodoxen Brüder in Griechenland zu schützen,
könnte das anfangs sogar mit Billigung von EU und
NATO geschehen, weil ja dann die Russen zunächst die
Drecksarbeit erledigen, zu der man selbst zu feige oder
momentan auch gar nicht gerüstet ist. Ein Bündnisfall
liegt auch nicht mehr vor, oder besser nur noch zu
Gunsten Griechenlands.

Es könnte also so aussehen:

Russland besetzt die Türkei einschl. Istanbul und lässt
dort die Hagia Sophia wieder konsekrieren.

Alls dann aber die Schwarzmeerflotte aus dem Schwarzen
Meer durch die russisch kontrollierten Dardanellen ins
Mittelmeer ausläuft, haben sich die Konstellationen
inzwischen geändert, eine westliche Flotte fährt auf,
um das zu verhindern, und "im Mittelmeer stehen sich
feindliche Flotten gegenüber". Vorher wird die Flotte
noch für Landeoperationen in der Nordtürkei benötigt.

Gruss

Franke




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