Re: Methode der Medien
Geschrieben von Swissman am 14. September 2005 01:29:29:
Als Antwort auf: Re: Methode der Medien geschrieben von Abulafia am 13. September 2005 03:19:30:
Hallo Abulafia,
>In New Orleans herrschte der Kampf ums Überleben. Die Menschen haben sich dort genommen, was sie zum Leben brauchten, woraufhin die Gouverneurin den Schießbefehl auf alle Plünderer gab.Die Erteilung des Schiessbefehls war und ist in der gegebenen Lage absolut gerechtfertigt. - Insbesondere mit Hinblick auf Mörder und Vergewaltiger hätte ich sogar die Verhängung des Standrechts (einschliesslich mobiler Standgerichte mit kommissarischen Vollmachten) befürwortet.
Tragisch ist einzig, dass die Gouverneurin mehrere Tage brauchte, um sich endlich dazu entschliessen, das richtige zu tun. Zweifellos hätte ein früherer Schiessbefehl Leben und Gesundheit vieler Unschuldiger gerettet.
In diesem Zusammenhang mal ein Zitat von Kardinal Frings aus der berühmten Silvesterpredigt 1946:
>""Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann."Wenn Du schon Kardinal Frings' Rede zitierst, solltest Du redlicherweise auch erwähnen, in welchem zeitgeschichtlichen Kontext er sie gehalten hat: 1946 herrschte in Deutschland eine furchtbare Hungersnot, die von den Besatzungsmächten künstlich und planmässig hervorgerufen worden war.
Der kanadische Historiker James Bacque kommt zum Schluss, dass die allierte "Bestrafungspolitik" mehrere Millionen Hungertote zur Folge hatte. Bei weitergehendem Interesse empfehle ich die Lektüre von James Bacque's Studie "Verschwiegene Schuld" (das Buch müsste in Deutschlands Schulen eigentlich Pflichtlektüre sein!). Zudem kannst Du ja einmal Deine Grosseltern fragen, wie sich die Lebensmittelrationen 1946 im einzelnen zusammensetzten. Wenn Du anschliessend einen Ernährungsmediziner fragst, wie hoch die zur Lebenserhaltung auf primitivstem Niveau minimal notwendige tägliche Kalorienzufuhr ist, sollte Dir eigentlich etwas zutiefst erschreckendes auffallen...
Im übrigen kann ich dem Redetext keinerlei Rechtfertigung von Vergewaltigungen erkennen - Du etwa schon?
>Genau diese Situation stellte sich dort angesichts des Chaos, in das die Regierung New Orleans treiben ließ.Nein, eben nicht: Ein gesunder Erwachsener ist durchaus in der Lage, zur Not einmal eine oder zwei Wochen ohne die Zufuhr fester Nahrung zu überleben (wirklich gefährlich wird es erst nach etwa drei bis vier Wochen Nahrungsentzug). Aus ernährungstechnischer Sicht muss man daher festhalten, dass keiner der Plünderer in akuter Lebensgefahr geschwebt hatte. - Im Gegensatz dazu nagten die Deutschen 1946 schon seit mindestens einem Jahr (in manchen Gegenden sogar noch länger) am Hungertuch und starben reihenweise an Mangelernährung.
>Es ist vollkommen normal und menschlich (ja, das so sind Menschen auch!), dass in dieser Lage gemordet, vergewaltigt und gedemütigt wird, wenn es nur noch um das nackte Überleben geht und keine Kontrolle mehr herrscht.Wer in einer allgemeinen Notlage loszieht, um Frauen und Kinder zu vergewaltigen, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Ersttäter. So oder so gibt er sich als zutiefst antisoziales Gesindel zu erkennen, das dauerhaft von der Gesellschaft getrennt werden muss. Zudem beweist er durch sein schändliches Tun unwiderlegbar, dass er nicht an Hunger leidet.
Immerhin stimme ich Dir aber insofern zu, als ich die Erschiessung von Vergewaltigern, sofern dies ohne Gefahr möglich ist, als nicht wünschenswert erachte: Für in besonderem Mass ehrlose Verbrecher war historisch gesehen im allgemeinen der Strang vorgesehen. (An die Forentrolle : Ich spreche hier von staatlich angeordneter Todesstrafe - die ich für Kapitaldelikte ausdrücklich befürworte -, nicht aber von Selbstjustiz)
Ich mag keinem Drogenkranken vorwerfen, dass er sich in dieser Lage nicht das beschafft, um seine Sucht zu befriedigen. Daher sind sogar auch die Überfälle auf Medikamententransporte irgendwo nachzuvollziehen, denn auch Drogenabhängige haben ein natürliches Recht auf Hilfe. Wird ihnen diese nicht gegeben, ist es ihr Recht, sich das zu nehmen, was sie zum Leben brauchen.Dass Du eine eigenartige Moral hast, ist mir schon weiter oben klar geworden. - Daher hierzu nur dieses: Wenn (tatsächliche oder bloss behauptete) Rechtsansprüche von asozialen Elementen gegen die Rechtsansprüche Unschuldiger abzuwiegen sind, dann muss der Entscheid nach meiner Überzeugung IMMER zugunsten der Unschuldigen ausfallen.
Der konkrete Fall stellt sich daher für mich ganz einfach dar: In der Stadt warten zehntausende unschuldiger Katastrophenopfer auf Hilfe. Diese muss ihnen schnellstmöglich, und um jeden Preis zukommen. Wenn nun einige Asoziale meinen, sie müssten das Feuer auf die Rettungskräfte eröffnen, dann muss die Strasse eben mit dem nötigen Mass an Gewalteinsatz freigekämpft werden. Irgendwelche (pseudo)moralische Fallstricke kann ich hier beim besten Willen nicht erkennen... Ich hätte in diesem Fall jedenfalls nicht die geringsten Skrupel, (als Offizier) den Feuerbefehl zu erteilen, oder (als Soldat) diesem mit grösstmöglicher Präzision Folge zu leisten.
mfG,
Swissman
P. S.: Wenn ich Texte wie den Deinen lese, dann weiss ich, warum der grassierende Wertezerfall gestoppt werden muss...
- Re: Methode der Medien JoeKaiser 14.9.2005 10:41 (0)
- Re: Methode der Medien Abulafia 14.9.2005 03:33 (0)