Re: Warum? Macht es Sinn?
Geschrieben von MarcusCole am 06. September 2005 10:11:49:
Als Antwort auf: Re: Warum? Macht es Sinn? geschrieben von Johannes am 06. September 2005 00:10:00:
Hallo Johannes,
das Rote Kreuz in den USA ist vollkommen anders strukturiert, als bei uns. Es existiert zwar als Hilfsorganisation und kann auch z.B. in kleinerem Rahmen direkte Hilfe leisten, aber die bei uns üblichen Katastrophenschutz-Einheiten und beinahe in jedem "kleinen Kaff" vorhandenen Rot-Kreuz-Gemeinschaften, die alle über mehr oder weniger gut ausgebildetes Personal, Fahrzeuge und Material verfügen und die in die örtlichen Alarmkonzepte eingebunden sind und im zweifelsfall auch überregional eingesetzt werden können, gibt es in den USA in der Form nicht, zumindest nicht bundeseinheitlich. Das gilt auch für die Betreuung. Du wirst in der Katastrophenregion bestimmt Feldküchen finden, deren Personal das Rote Kreuz als Schutzzeichen trägt. Allerdings werden sie nicht vom Roten Kreuz betrieben, sondern von der Southern Baptist Church. Das gilt auch für viele andere Hilfseinrichtungen, die oft über Kirchen organisiert sind. Wenn Du allerdings einen Erste Hilfe Kurs machen willst, ist die Chance recht groß, daß der Instruktor tatsächlich vom Roten Kreuz kommt. Auch Hilfskonvois und die Auslandshilfe werden meist von "echten" Rotkreuzlern begleitet. Allerdings sind viele davon im Rentenalter. Jüngere Leute werden meist von ihren Arbeitgebern nicht freigestellt, zumindest wenn es sich nicht um eine lokale Angelegenheit handelt und so viele hauptberufliche Helfer hat keine Rot-Kreuz-Organisation. Deshalb liegt die Hauptlast der Hilfe bei Organisationen kirchlicher Natur, solchen vor Ort und militärischen Einrichtungen, wie der Nationalgarde. Die verfügen über reichlich jüngere Helfer, dazu kommen noch die normalen Rettungskräfte, wozu in den USA, im Gegensatz zu uns, standardmäßig die Feuerwehr gehört. Die Angst, die die Nationalgarde in New Orleans hat, ist, daß wenn direkte Hilfe zu den Leuten in der Stadt vordringt, diese Leute zum Bleiben animiert werden und das kann schlimm für sie enden. Denn die Situation ringsum ist vom Sicherheitsstandpunkt unübersichtlich, es ist unklar, selbst wenn heute ein Hilfskonvoi durchkam, ob das auch morgen der Fall sein kann und außerdem herrscht Seuchengefahr. Kurz, die Menschen müssen erstmal dort raus! Und dann ist es durchaus sinnvoll, die Hilfsgüter an den Sammelplätzen außerhalb der Stadt verfügbar zu haben! Allerdings hast Du recht, es ist sehr ungewöhnlich, daß das Rote Kreuz sich keinen eigenen Überblick machen darf, zumal im Hinblick auf die Tatsache, daß das lokale Rote Kreuz die Hilfe der anderen Rot-Kreuz-Organisationen, z.B. aus Deutschland, koordinieren soll. Da scheint wer die Arbeitsweise einiger Hilfsorganisationen nicht verstanden zu haben...
MC