Re: Nicht ganz einverstanden

Geschrieben von Samnico am 02. September 2005 15:01:27:

Als Antwort auf: Nicht ganz einverstanden geschrieben von franke43 am 02. September 2005 11:32:57:

>Hallo Franke,

schön und zugleich auch ein wenig beängstigend im Hinblick auf die Entwicklung, daß Du mit mir in Punkto "eigentliche Zielrichtung und Quintessenz übereinstimmst.


>Mit Deiner Beschreibung und Prognose gehe
>ich weitgehend konform, habe aber Kritik
>an einigen Auslegungen, ohna dass das die
>eigentliche Zielrichtung und Quintessenz
>ändert:
>>Hallo,
>>Öl als Waffe wurde bereits bei Schönhammer 1978 angeführt.
>Und bereits 1973 von der OPEC eingesetzt, als
>Rache für den pro-israelischen Kurs des Westens
>im Yom-Kippur-Krieg.

Dies Ereignis war bei Schönhammer auch sein eigentlicher Bezugspunkt für seine Ausführungen.

>>1. Stufe "Öl-Embargo". Den Begriff Öl-Embargo würde ich heute erweitern >auf "strategisches Taktieren mit Öl" und darunter alle Maßnahmen subsumieren, >die in jüngster Zeit (China kauft sich ein; Ölpreiserhöhungen; >Yukoshintergründe; Anzapfen von strategischen Vorräten ; Chavez motzt auf;
>>etc.) stattfanden und zuküftig noch stattfinden werden.
>Und hier bin ich nicht einverstanden.
>Wenn China langfristig seine Volkswirtschaft
>modernisiert und den Lebendsstandard der
>Bevölkerung erhöhen will, dann kostet das
>viel Energie, die aus Kohle, Öl, Uran und
>"sonstigem" (Staudamm "Drei Schluchten" etc.)
>geliefert werden muss. Das ist also kein
>"strategisches Taktieren", sondern eine
>einfache Folge der wirtschaftlichen Entwicklung
>im volkreichsten Land der Welt, das soeben
>seine "Wirtschaftswunderjahre" beginnen will.
>Und damit man China nicht politisch das Öl
>abgraben kann, kauft sich China eben in die
>Privatwirtschaft ein, die das Öl fördert und
>verteilt. China wählt also die klassische
>Methode des ideologischen Gegners: das
>Eigentumsrecht.

Gebe Dir aus moralischen, völkerrechtlichen und Fairneßgesichtspunkten Recht.
Ergänzend möchte ich darauf hinweisen, daß jedoch die Macht des Stärkeren gilt bzw. der Satz "wer zahlt, schafft an". Zahlen tut noch die FED, und damit schafft in erster Linie die USA an. Und China will sich dem nicht unbedingt fügen. Somit wird unausweichlich ein Machtkonflikt zwischen zwei Giganten entstehen. Und auf diesen möglichen bis wahrscheinlichen Konflikt bereiten sich beide vor, durch entsprechende strategische Vorsorgemaßnahmen. Im Zweifel werden Hardliner in den USA sagen, sollen sie eben ihre Steinkohle veredlen (hat Dtl. auch Ende der 70iger mal angedacht und angefangen), wenn sie Energie brauchen. Das erste Anrecht aufs Öl hat im Zweifel der Mächtigste und der "edle Wahrer der Demokratie" und das sind noch wir. Ich will nicht die USA verteufeln, ich schätze sie sehr, aber die globalen Entwicklungen - gerade auch auf dem Ölsektor- steuern einen nahezu unausweichlichen Kollisionskurs.
Gegen diesen Kollisionskurs würde eine gigantische, ölunabhängige neue Energieressource am besten wirken.


>Wenn Chavez sich "aufmotzt", dann tut er nur,
>das, was ihm als demokratisch gewähltem
>Regierungschef eines souveränen Staats voll
>und ganz zusteht und noch viel mehr Staats-
>chefs tun sollten, damit sich endlich mal ein
>global gerechter Handel mit den gleichen
>Geschäftsregeln für alle Marktteilnehmer
>etablieren kann.

Auch hierzu aus völkerrechtlichen und moralischen Gesichtspunkten Zustimmung.
Aber auch hier gilt, daß der Mächtige keine aus seiner Sicht "Wegelagerer" vor der Haustüre dulden wird.

>>2. Stufe "Krieg im Nahen Osten". Der wird tatsächlich eine notwendige Folge >obiger Entwicklungen in ölstrategischen Entwicklungen sein und von vielen als >Notwendigkeit hingenommen werden. Auslösender Grund kann gleichwohl ein >anderes Ereignis sein.
>Der hätte sich aber auch an anderen Dingen
>entzünden können, obwohl PeakOil das sicher
>beschleunigen wird.

Ja...da kommt vieles zusammen.

>>3. Stufe "3. Weltkrieg".
>>"Endstufe einer unheilschwangeren Entwicklung....Nur Schlußpunkt eines von >langer Hand vorbereiteten Planes....in einer abgestimmten Aktion endlich den >Knopf drücken werden, der vordergründig zwar nur den Ölstrom zum Versiegen >bringt, letztlich aber den Weltkrieg auslösen wird."
>Ehrlich: an den "langen Plan", der auf ein
>schon vor langer Zeit festgelegtes Ziel hin
>klonvergiert, glaube ich nicht. Ich traue uns
>Menschen mit unserem kurzen Leben nicht eine
>solche Langfristigkeit zu.

Dies ist ein interessanter Punkt. Stichwort Kontinuität, wie DU selbst weiter unten ausführst. Ich sehe das wie einen Zeichner, der mit einem Stift auf einem Blatt Papier vom unteren Blattanfang nach oben eine mehr oder weniger gerade Linie zeichnen will. Das untere Ende markiert den Beginn der Strategie auf das Ziel (= oberes Balttende) hin. Der Zeichner fängt also an. Und dann wird er abgelenkt, díe Hand führt den Stift nach rechts, nach links, ein Stück zurück etc., es entsteht "Gekricksel" und es ist keine klare Linie mehr zu erkennen. Der Zeichner legt den Stift weg und ein anderer kommt und spinnt den Faden fort bis er wieder auf einen Punkt auf dem Blatt stößt, der vom ursprünglichen Zeichner als Punkt in seiner Linienführung gedacht war. Der zweite Zeichner erkennt das ursprüngliche Ziel wieder und kehrt auf diese alte Linie zurück. So führt, wenn auch auf langen Umwegen(=Zeit) der vor langer Zeit geplante "lange Plan" doch noch zum Ziel.

>Am ehesten würde ich das den Chinesen zutrauen.
>Gründe:
>Alter ist im konfuzianischen China ein hoher
>Wert an sich
>Daher ist das Land auch so stolz auf seine
>mehrere Jahrtausende alte Geschichte
>Die Kontinuität der Dynastien ist heute durch
>die Kontinuität in der Fortentwicklung der
>Partei ersetzt
>Durch diese Kontinuität kann eine Planung
>geschehen, die weit über den nächsten Wahl-
>termin und sogar weit über die Lebenserwartung
>des augenblicklich amtierenden Regierungschefs
>hinausgehen kann.
>Gruss
>Franke

Gruß Samnico


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