Klar habe ich Mitgefühl

Geschrieben von franke43 am 01. September 2005 12:45:32:

Als Antwort auf: Problem des Mitgefühls geschrieben von Spitama am 01. September 2005 12:01:31:

Hallo

>Hallo Franke 43,
>Deine Beiträge weiß ich zuschätzen, auch besitzt Du ein rundes und von guten >Werten geprägtes Weltbild. Umsomehr überraschen mich nun Deine Aussagen.

Mir geht es um eine globale "Gleichwertigkeit"
und "Gleichbehandlung" aller unschuldiger und
hilfloser Opfer von Naturkatastrophen. Was mir
missfällt, dass ist die herausgehobene Stellung,
die den USA (dem Staatsgebilde insgesamt) in
unseren Medien und oft auch in unseren Köpfen a
priori zugebilligt wird.

>Es ging mir erstrangig nicht um einen aufopferungsvollen, persönlichen Einsatz >mit allen zur Verfügung stehenen Mitteln. Ein Wort des Mitgefühls oder >Bedauerns hätte gereicht.

Das kommt jetzt. Auch ich habe Mitleid mit der
alten schwarzen oder lateinamerikanischen Oma,
die auf dem Dach ihres vom Einsturz bedrohten
Häusles darauf wartet, dass von irgendwo ein
Boot oder ein Hubschrauber kommt und sie mitnimmt,
bevor unten die Bude im Wasser zusammenkracht.

Meinetwegen habe ich auch mit weissen Flutopfern
Mitgefühl. Es ist ja leicht möglich, dass auch
die - weil selber arm oder durch die Flut verarmt -
das Herz am rechten Fleck haben.

Mit Mitgefühl kann ich grosszügig sein. Auch mit
Gebet und Fürbitte. Materielle Hilfe leiste ich
lieber (und auch wirklich !) den Opfern in den
ärmeren Ländern, weil denen kaum wohlhabende
Landsleute zu Hilfe eilen können oder werden.

>Statt dessen lese ich ständig hämische Kommentare, selbstgerechte Verweise auf >die Vergehen/Verbrechen der US-Regierung und vernehme Schadenfreude.

Deutschland hat - wie wir alle wissen - schwere
Verbrechen auf sich geladen, und ich habe noch
lange in meiner Jugend erleben müssen, wie man
verschiedenerorts in den europäischen Nachbar-
ländern wegen seiner Herkunft unbeliebt war, auch
wenn deutlich zu sehen war, dass man lange nach
Kriegsende geboren war.

Und dass auch die USA politische Verbrechen auf
sich geladen haben und das heute noch tun(!!),
das ist nicht von der Hand zu weisen.

Das rechtfertigt nichts, ich weiss.

Mich stört ja gar nicht, wenn man sich für die
Flutopfer in den USA interessiert oder mit ihnen
mitfühlt, das tue ich auch. Aber gib mal zu:

WO ist die grossen Solidarität, wenn es in
Bangla Desh mal wieder so weit ist ? Sind das
keine Flutopfer ? Und der Tsunami hat wohl in
erster Linie deshalb so viel Solidarität in
Gang gesetzt, weil dort westliche Touristen und
bekannte Touristenzentren betroffen waren.

>Ich bin kein Freund der US-Regierung, ich wiederhole mich. Es geht dennoch um >Menschen, ohne Ansehung ihrer wie auch immer geartetetn Zugehörigkeit.

Richtig. Empathie sollte unteilbar sein.

>Und nun verlierst auch Du Dich in Wortklaubereien wie "MEHR Mitleid", "MEHR >verantwortlich", "MITverantwortlich" oder in die Litanei der wirklich >unschönen Errungenschaften der USA. Stimmt. Und? Als Rechtfertigung für was >oder wovor? Das ist vollkommen unnötig.

Das ist eben mein Eindruck, dass alles, was in
den USA passiert, bei uns im Westen von vornherein
eine Menge Vorschusslorbeeren und extra Aufmerk-
samkeit bekommt, jedenfalls mehr beachtet wird als
alle anderen.

>Es hätte gereicht, wenn wir in dieser Situation einfach nur ein wenig >Mitgefühl ausdrücken. Wie mit den Opfern des Tsunamis in Indonesien, den >Opfern der Überschwemmungen in Deutschland, etc. Ohne Bußpredigten und >erhobenen Zeigefinger. Mehr nicht.

Hiermit erfolgt.

>Alleine das bereitet offensichtlich in unserer Gesellschaft einigen schon >erhebliche Schwierigkeiten.

Wären die USA nach aussen hin weniger anmassend,
wäre es nicht so.

>Viele Grüße!
>Spitama

Auch von mir

Franke



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