Alles viel umfassender

Geschrieben von franke43 am 01. September 2005 09:49:25:

Als Antwort auf: Re: Energiekrise....es ist angerichtet! geschrieben von Zwobbel am 01. September 2005 09:28:32:

Hallo

>Ja styker.
>Man muß sich das mal überlegen:
>Ein Arbeitnehmer könnte auf die Idee kommen nachzurechnen.
>Er ist Pendler.
>Verbracuht, sagen wir mal, 8 Liter pro Tag um sein Einkommen zu erzielen.
>Das waren bis vor kurzen 8 Euro pro Tag.
>Heute sind es fast 12 Euro.
>Also 50% Preissteigerung in einer Frist, die zu kurz ist um darauf sinnvoll zu >reagieren.
>Wenn man 20 Tage pro Monat zur Arbeit fährt, sind das 240 Euro Fahrgeld
>(vorher 160).
>Die Pendlerpauschale wurde aber gekürzt.
>Dieser Arbeitnehmer könnte auf die Idee kommen, daß er lieber arbeitslos wäre >und dafür nicht dem Risiko ausgesetzt das er zu Weihnachten vielleicht schon >300 oder 400 Euro pro Monat Fahrgeld zahlen muß. (320 entspräche 100% >Steigerung pro Jahr)

Meine liebe Frau Jutta pendelt jeden Tag in ihre
Dorfschule weit draussen auf dem Land. Ihre
Kolleginnen ebenso. Aber:

Die Damen haben angesichts der Entwicklung und
meiner Warnungen Nägel mit Köpfen gemacht und eine
bisher gut funktionierende Fahrgemeinschaft gebildet.

Und siehe: kurzfristig ist das DIE Rettung für alle.

Das Problem liegt darin, dass man jahrzehntelang
den Leuten gesagt hat, es macht fast gar nichts,
wenn man weit vom Arbeitsplatz weg wohnt. Hier im
Land - besonders in Nordschweden - ist das noch
schlimmer, denn hier sind die Entfernungen ganz
andere und fühlen sich auch anders an als bei Euch.
Da fanden manche bisher, dass sogar 150 km einfach
noch eine "Pendelentfernung" wäre ..... Ich kenne
so ein Beispiel.

>Auf einen Neuwagenkauf wird er sich auch nicht einlassen, da es keinen >positiven Effekt bringt ein Auto mit 25% Minderverbrauch zu kaufen bei >gleichzeitig 50% oder bald 100% mehr Verbrauchskosten.

Es sei denn er setzt auf einen Wagen, der alternative
Kraftstoffe (Biodiesel, Pflanzenöl, Ethanol etc.)
ohne zusätzliche Umbaumassnahmen verwerten kann,
also eine Art Hybridmodell.

>Auf die Bahn auszuweichen bringt nichts, denn die erhöhen auch die Preise.
>Ein derartiger Mensch hätte aber endlich die Möglichkeit seinem Ärger Luft zu machen.

Das ist die wahre Sauerei. Wollte man ein politisches
Signal setzen, würde man jetzt die Bahn im Nahver-
kehrsbereich (also das was die Pendler betrifft)
kräftig subventionieren, um "den Druck vom Öl zu
nehmen". Schweden hat das bei einer früheren Ölkrise
mal gemacht, aber auch hier sind solche Notmassnahmen
in Vergessenheit geraten.

Aber es geht ja um weit mehr als um den Treibstoff:

Es geht auch um den Treibstoff für die Industrie, den
Transportsektor und die Landwirtschaft, um den Grundstoff
für viele Werkstoffe (fast alle Kunststoffe sind aus Öl)
oder Düngemittel und Pflanzenschutz.

Das zieht weite Kreise wie ein Stein, der ins Wasser
fällt. Aufgrund von Vezögerungseffekten sehen wir
aber erst die ersten beiden Ringe auf dem Wasser,
nämlich die Preise für Treibstoffe und Heizöl.

Unser westlicher Wohlstand ist auf dem Raubbau an Öl,
Erdgas, Kohle und Uran (alles endliche Ressourcen)
aufgebaut. Deshalb steht dieser Reichtum jetzt zur
Disposition. Teils weil die Ressourcen nicht immer
wie gewünscht zur Verfügung stehen werden, teils weil
inzwischen mehr Länder vom gleichen Kuchen was
abhaben wollen (und das ganz zu Recht !), ohne dass
der Kuchen deshalb grösser wird.

In diesem Sinne:

Peak Oil ist da, zumindest das, was ich den Vor-Peak
genannt habe: die Nachfrage wächst schneller als die
Produktion - höhere Preise sind die Folge.

Der eigentliche Peak ist erst erreicht, wenn die
Produktion unabhängig von der Nachfrageentwicklung
nicht mehr wachsen kann. Den haben wir vermutlich
auch bald erreicht.

Gruss

Franke


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