Re: «Große Enttäuschung,» du sagst es!

Geschrieben von KamiKater am 17. Februar 2002 02:32:29:

Als Antwort auf: Re: Große Enttäuschung geschrieben von Mr. Spock am 16. Februar 2002 22:49:30:

Also Positiv. Hmm, du siehst zwar die Ungerechtigkeit und das Elend der Welt bringst aber (Tschuldigung) scheinheilige Ausreden vor um dein Weltbild zu retten und um dir darüber keine Gedanken mehr machen zu müssen. Auf dein übergroßen Egoismus will ich hier erst gar nicht eingehen.

Du schreibst:
"Dabei folgt auch die Wirtschaft lediglich dem Gesetz des Stärkeren, Rücksichtsloseren, mit biologischem Ausdruck einfach des "Fitteren". Produziert wird dort, wo es billig ist, dort, wo die Rohstoffe zugänglich sind, dort, wo einfach die besseren Bedingungen vorhanden sind."

Kann ich teilweise zustimmen, aber ein paar Anmerkungen seien mir gestattet.
Du solltest nicht den Fehler begehen Eigennutz mit Egoismus gleichzusetzen. Ohne Eigennutz wäre wohl überhaupt kaum ein Wirtschaften möglich. Du arbeitest ja schließlich deshalb, weil du dir daraus einen Vorteil bzw. einen Gewinn erhoffst. Aber wirtschaften auf der Grundlage des Egoismus, der zur Folge hat das Menschen oder die Umwelt auf den kosten anderer bewusst leiden müssen und ausgebeutet werden, kann wohl kaum als sozial verträglich angesehen werden.
Also wirtschaften auf Grundlage des Eigennutzes wird gebraucht ja ist gerade zu Vorrausetzung, aber wirtschaften auf Grundlage des Egoismus schädigt nicht nur die Opfer sondern zum Schluss auch das gesamte System.

Dein nächster Absatz ist geradezu mit Vorurteilen und Verallgemeinerungen überschwemmt.

Du schreibst weiter:
"Dies führt - einmal rein objektiv gesehen - selbstverständlich zu einer ungleichen Verteilung des Wohlstandes."
Etwa in so das der "böseste und perverseste" das maximal an Gewinn für sich beanspruchen kann. Mag schon stimmen, aber haben wir nicht schon genau das Mittel um dies zu verhindern? Den Staat? Zugegeben nicht ganz perfekt aber die Alleinschuld kann es ja wohl auch nicht sein, wie du selber erkannt hast:

"Mit ein Grund für diese ungleiche Verteilung ist natürlich auch das Zinseszinssystem auf der einen, [...]"
Schade nur ein einziger Nebensatz über diese Thema. Aber darf ich davon ausgehen das dir die Zinsproblematik und die "natürliche Wirtschaftsordnung" ein Begriff sind?

"[...]das karnickelhafte Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern auf der anderen Seite."
Bitte näher erläutern.

Du schreibst weiter:
"Auch kann man hinsichtlich der Leistungsfähigkeit und des Leistungswillens etliche Völker grundsätzlich vergessen - schließlich ist es schon ein gewaltiger Unterschied, ob ich eine Rakete zum Mond schieße oder mir einfach einen Knochen durch die Nase stecke."
Jetzt werden einfach ganze Völker und Nationen verunglimpft. Diese Art der Argumentation ist eine der am Verabscheuungswürdigsten. Daher werde ich darauf nicht Antworten!

Weiter:
"Die Lebensbedingungen der täglich wachsenden Massen von mittellosen Habenichtsen würde auch kein noch so großes Spenden- oder Umverteilungsbewußtsein der Bewohner der Industriestaaten mehr verbessern können."
Stimmt! Aber deswegen gleich die Flinte ins Korn werfen?

"Auf der anderen Seite wird den Einwohnern der westlichen Staaten ja auch mit allen Mitteln immer wieder neuerlicher Bedarf nach irgendwelchen Unnötigkeiten suggeriert, und dies muß auch so sein, damit die Wirtschaft weiterhin wachsen kann."
Stimme ich auch zu. Aber ist denn ein ständiges Wachstum überhaupt möglich und nötig?

"Jeder glaubt, alles haben zu müssen, lebt auf Pump, und bis zu einem gewissen Grad spielen die Banken dabei auch durch leichtfertige Kreditvergabe mit."
Kredite sind im Wirtschaftsleben überaus Wichtig. Und ob die Banken leichtfertig handeln? Das Geld das die Banken verleihen gehört ihnen ja nicht, würde sich nicht jeder Mensch aufregen wenn sein Gespartes Geld auf der Bank einfach leichtfertig aufs Spiel gesetzt würde? Würde dann nicht das Vertauen in den Banken schwinden und keiner mehr sein Geld anlegen?

"Ein WK 3 kann aber schon allein deshalb nicht kommen, weil mittlerweile schon jeder zu tief drinnen hängt."
Das verstehe ich jetzt nicht. Bitte um genauere Erklärung.

"Das war die objektive Sicht. Nun zur subjektiven: Solange ich auf der Seite der Gewinner stehe, spiele ich natürlich mit. Ich bin mit dem halbwegs zufrieden, was ich bisher erreicht habe - noch mehr zu haben, schadet natürlich keineswegs! Ich habe auch nichts gegen die derzeitigen Verhältnisse, solange ich auf der Seite der Bevorzugten stehe. Deshalb habe ich auch keinen Grund, irgendetwas zu ändern und nachdem ich von der Sinnlosigkeit aller Umverteilungsversuche voll überzeugt bin, spende ich keinen Cent und schaue ausschließlich auf mich selbst und meine Familie."
Auf dein Egoismus wollte ich ja nicht eingehen, das ist deine Sicht.

Nur noch eine Anmerkung zum letzten Abschnitt:
"Abschließendes Resümee: Das derzeitige Wirtschaftssystem ist aus objektiver Sicht zwar höchst negativ zu sehen, von meinem eigenen Standpunkt aus habe ich damit allerdings absolut kein Problem. Und das ist genau jener Punkt, der schlußendlich zählt."

Ich frage mich ernsthaft wie du dies Behaupten kannst? Einerseits siehst du die Probleme und das möglicherweise zukünftige Scheitern, andererseits glaubst du das du davon nicht betroffen wärst? Wie lange glaubst du denn kann dieses System noch aufrechterhalten werden, und wie lange glaubst du machen die anderen unterdrückten Völker dieses Spiel noch mit?
Glaubst du tatsächlich das du von einem Zusammenbruch des Wirtschaftssystems nicht betroffen wärst?

Gruß, KamiKater




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