Re: Körpersprache Benedikt XVI bei Lob auf JP II in der jüdischen Synagoge geste
Geschrieben von Hubert am 21. August 2005 15:08:18:
Als Antwort auf: Re: Körpersprache Benedikt XVI bei Lob auf JP II in der jüdischen Synagoge geste geschrieben von Mulder911 am 21. August 2005 14:39:51:
Die Logik der kath. Kirche richtet sich meiner Ansicht nach mehr nach Gehorsam und Hierarchie aus, also rein irdischen Gepflogenheiten, anstelle nach der göttlichen Wahrheit.
Hallo Mulder,
die multidimensionale Realität der Kirche – oder besser: das multidimensionale „Phänomen“ Kirche (die pilgernde Kirche auf Erden, die leidende Kirche im Fegefeuer und die triumphierende Kirche im Himmel) – läßt sich natürlich nur sehr unvollkommen in menschlicher Sprache wiedergeben, aber ich möchte es zumindest versuchen.
Natürlich ist die Kirche in ihrer irdischen Dimension keine Gewerkschaft, in der die Basis bestimmen kann, was oben gelehrt wird – insofern hat der Gehorsam gegenüber der Tradition und dem Lehramt der Kirche einen sehr großen Stellenwert. Aber deine Behauptung, die Kirche richte sich nicht an der göttlichen Wahrheit aus, ist schlicht und ergreifend falsch.
Ich darf das vielleicht etwas ausführen (der Thread landet ohnehin später im „Reli“-Forum):
(Quelle: Anselm Günthör, Anruf und Antwort, Bd.1, S. 25 f.)
Der sich offenbarende und mitteilende Gott begegnet uns auf drei Wegen. Statt von den Wegen der Offenbarung zu uns spricht man auch von den drei hauptsächlichen Quellen des Glaubens und der Theologie: Hl. Schrift, Tradition und Lehramt der Kirche. Sind diese drei Wege oder Quellen auch voneinander zu unterscheiden, so darf man sie doch in keiner Weise voneinander trennen. Ihre Zusammengehörigkeit und enge Verbindung hat das Zweite Vatikanum deutlich hervorgehoben: „Es zeigt sich also, daß die Heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche gemäß dem weisen Ratschluß Gottes so miteinander verknüpft und einander zugesellt sind, daß keines ohne die anderen besteht und daß alle zusammen, jedes auf seine Art, durch das Tun des einen Heiligen Geistes wirksam dem Heil der Seelen dienen.“
Schrift, Tradition, Kirche erscheinen je nach dem Gesichtspunkt, unter dem man sie betrachtet, in unterschiedlicher Rangordnung. Der Unmittelbarkeit nach steht die Kirche am ersten Platz. Sie ist die nächstliegende Quelle und Norm des Glaubens und der Theologie (norma proxima). Die Offenbarung in Schrift und Tradition ist der Kirche anvertraut. In ihr bleibt sie lebendig. Die Kirche hat den Auftrag, sie zu verkünden und mitzuteilen.
Unter dem Gesichtspunkt des Ranges und der Würde steht die Hl. Schrift an erster Stelle. In ihr hat sich Gott in besonderer Weise mitgeteilt und teilt er sich weiterhin mit. Die Hl. Schrift ist unter dem besonderen Beistand des Heiligen Geistes (Inspiration) geschrieben worden. Sie ist daher in vollem Sinne Wort Gottes und irrtumslos in ihren Aussagen, die unser Heil betreffen.
Die Kirche muß sich ständig am Wort Gottes in der Hl. Schrift orientieren, messen und normieren. Nur als unter dem Wort Gottes stehende und von ihm normierte ist die Kirche unmittelbare, nächste Norm des Glaubens (norma normata). Dagegen unterliegt die Hl. Schrift keiner Norm, sondern sie ist die höchste Norm (norma non normata). An ihr ist auch die kirchliche Überlieferung zu messen, ob sie die Offenbarung Gottes richtig weitergibt.
(Ende des zitierten Textes)
Herzlichen Gruß,
Hubert
- Re: Körpersprache Benedikt XVI bei Lob auf JP II in der jüdischen Synagoge geste Mulder911 21.8.2005 19:02 (0)