Re: Katholizismus nach dem Knall?
Geschrieben von Tahca Ushte am 24. Juni 2005 09:56:20:
Als Antwort auf: Re: Es gibt eben uralte Prophezeiungen, die auf dem Volksmund beruhen geschrieben von BBouvier am 23. Juni 2005 22:50:50:
Hallo BB:-)
Ich weiß, mein Nick ist etwas schwierig, aber Du hast das mit Bravour bestanden:-)
Du bist ein Oswald Spengler Anhänger? Er musste eine prophetische Ader gehabt haben. Da kommt keine Prognose von Natur- und Wirtschaftswissenschaftern mit, da diese immer nur „Ausschnitte“ betrachten, um daraus auf globale Folgen zu schließen.
Unser jetziger Papst brachte mal einen interessanten Beitrag, der wirklich zum Nachdenken anregt, wenn auch gekürzt. Man muss dabei nur wissen, dass Ratzinger nicht nur Papst ist, sondern auch... wie soll ich es ausdrücken, um nicht wieder in Schubladen gesteckt zu werden... mächtige Freunde hat (das klingt gut *gg*) Er bezieht sich dabei sogar aus Aussagen Spenglers:
Damit sind wir bei den Problemen der Gegenwart angelangt. Über die mögliche Zukunft Europas gibt es zwei gegensätzliche Diagnosen. Da ist auf der einen Seite die These von Oswald Spengler, der für die großen Kulturen eine Art von naturgesetzlichem Verlauf glaubte feststellen zu können: Es gibt den Augenblick der Geburt, den allmählichen Aufstieg, die Blütezeit einer Kultur, ihr langsames Ermüden, Altern und Tod. Spengler belegt seine These eindrucksvoll aus der Geschichte der Kulturen, in der man dieses Verlaufsgesetz nachzeichnen kann. Seine These war, dass das Abendland in seiner Spätphase angelangt sei, die allen Beschwörungen zum Trotz unausweichlich auf den Tod dieses kulturellen Kontinents hinausläuft. Natürlich kann er seine Gaben an eine neu aufsteigende Kultur weiterreichen, wie es in früheren Untergängen geschehen ist, aber als dieses Subjekt habe er seine Lebenszeit hinter sich.
Wenn man die Ursache der Krise kennt, kann man auch den Weg der Heilung angeben: Das religiöse Moment muss neu eingeführt werden, wozu für ihn das religiöse Erbe aller Kulturen gehört, besonders aber das, "was vom abendländischen Christentum übriggeblieben ist". Der biologistischen tritt hier eine voluntaristische Sicht entgegen, die auf die Kraft schöpferischer Minderheiten und herausragender Einzelpersönlichkeiten setzt. Es stellt sich die Frage: Ist die Diagnose richtig? Und wenn - liegt es in unserer Macht, das religiöse Moment neu einzuführen, in einer Synthese aus Restchristentum und religiösem Menschheitserbe? Letztlich bleibt die Frage zwischen Spengler und Toynbee offen, weil wir nicht in die Zukunft schauen können. Aber unabhängig davon stellt sich die Aufgabe, nach dem zu fragen, was Zukunft gewähren kann und was die innere Identität Europas in allen geschichtlichen Metamorphosen weiterzuführen vermag. Oder noch einfacher: was auch heute und morgen die Menschenwürde und ein ihr gemäßes Dasein zu schenken verspricht.
Auch die anderen Aussagen Ratzingers sind sehr bemerkenswert, denn wenn er seine Anschauung mit seiner hinzugewonnenen Macht durchsetzen, könnte dieses Rückschlüsse bieten, warum die Kirchenoberhäupter und ihre Vasallen einmal verfolgt und gejagt werden.
Nach einigen Aussagen aus den Überlieferungen wird es den Ausruf geben: Es gibt einen Gott! Ganz klar, nach der „Reinigung“ mit der 3tF bleibt keine andere Schlussfolgerung übrig. Ich könnte mir schon vorstellen, dass die Menschen wieder mehr Richtung Glauben gehen. Ich kann mir aber nun einmal weniger vorstellen, dass die Überlebenden sich gleich wieder an eine Kirchenorganisation klammern werden. Wie viele werden in Europa überleben? 10%?
Lindelied:
Zählst du alle Menschen auf der Welt,
Wirst du finden, daß ein Drittel fehlt,
Was noch übrig, schau in jedes Land,
Hat zur Hälft' verloren den Verstand.Die letzten Irren werden sich und viele heil Gebliebene dahinmeucheln.
Irlmaier:
Die landlosen Leute ziehen jetzt dahin, wo die Wüste entstanden ist, und jeder kann siedeln, wo er mag und Land haben, soviel er anbauen kann.Nach der großen Katastrophe wird eine lange, glückliche Zeit kommen. Wer's erlebt, dem geht's gut, der kann sich glücklich preisen
Die Menschen werden mit sich und dem Überleben beschäftigt sein. Ich könnte mir denken, dass „weise Menschen“ (Lindelied: Weiser Männer eine große Schar, ) den vielen verirrten Seelen geistige Wege zeigen werden, um mit der neuen Lebenssituation umzugehen. Wenn diese weisen Männer Mönche sein sollen, wäre es wohl auch so überliefert worden, zumindest Anhänger des „Kirchenoberhauptes.“
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Einer Herde einz'ger Hirt' erscheint.Laut meiner Interpretation ist da nicht vom Papst die Rede, sondern von dem Held aus dem Osten, der Deutschland wieder zu dem macht, was es einst war, die Säule Europas. (Deutscher Nam', du littest schwer, Wieder glänzt um dich die alte Ehr', Wächst um den verschlung'nen Doppelast, Dessen Schatten sucht gar mancher Gast. ) Der „letzte“ Papst geht wieder nach Rom, um dort den übrig Gebliebenen Halt zu geben. Von Kirchenmauern, Dogmen und Kirchengesetzen ist aber nirgendwo mehr die Rede, jedenfalls kenne ich nicht eine Prophezeiung mit einer solchen Aussage.
Viele Grüße
- Re: Katholizismus nach dem Knall? "Die Welt" von heute Samnico 24.6.2005 16:17 (1)
- Re: Danke, sehr interessant. (owT) Tahca Ushte 24.6.2005 16:23 (0)
- Re: Katholizismus nach dem Knall? BBouvier 24.6.2005 14:00 (0)
- Re: Katholizismus nach dem Knall? Krokodilimport 24.6.2005 12:05 (0)