Re: Die rätselhafte Grabinschrift von Sylvester II - @ BB und @ Gunther
Geschrieben von Zetountis am 15. Februar 2005 23:21:15:
Als Antwort auf: Re: Die rätselhafte Grabinschrift von Sylvester II - @ BB und @ Gunther geschrieben von Salim am 15. Februar 2005 03:04:56:
+
Salimo salutem!>b.
>Hallo BB und Gunther,
>Also:
>ISTE LOCVS MVNDI SILVESTRI MEMBRA SEPVLTI
>VENTVRO DOMINO CONFERET AD SONITVM"
>Der Unterschied zwischen der Übersetzung von dir, BB,
>"Dies ist der Ort der Welt, wo das Grab der Gebeine Sivesters ist,
>dem Herren übergeben, bis der (Trompeten?)-Schall (das) Kommen kündet."
>und von dir, Gunthr,
>"Dieser Ort der Welt wird die Gebeine des begrabenen Silvesters
>dem (kommenden) zukünftigen Herrn überlassen (übertragen) zum Ton (Schall, Klang; Getöse, Krachen, Lärm)"
>liegt im Verständnis der Grammatik des "conferet". Während BB das mit "übergeben", also als PPP (Patizipium Perfectum Passivi) übersetzt (was nicht geht, weil die Form dann entsprechend "(membra) collata" hätte lauten müssen), sieht Gunther das als 3. Person Singular Futur aktiv von "cofero" = "er, sie es wird zusammentragen" "überlassen". Wenn das richtig ist, fragt sich, was das Subjekt ist. Und da bleibt nur "locus mundi".
>Frage an Gunther: Wie lautete eigentlich die 3. Person Konjunktiv (Präsens und Imperfekt) von confere? - Habe schon seit Jahrzehnten nicht mehr in eine lateinische Grammatik geguckt, aber ich hatte zuerst gedacht, "conferet" wäre Konjunktiv, oder wäre das "confereat"? Es scheint, daß davon der Sinn des "ad" von "ad sonitum" abhängt.Wie Du Dich erinnern wirst, gibt es im Lateinischen eindeutige und mehrdeutige Formen. "Conferet" ist eindeutig 3. Person Singular Futur Aktiv. Der Konjunktiv Präsens wäre "conferat", und der Konjunktiv Imperfekt "conferret".
>Im Falle dessen, daß es Konjunktiv wäre, würde ich übersetzen:
>"Möge dieser Weltenort die bestatteten Gebeine Sylvesters dem künftigen Herrn (Sylvester) bewahren (zusammenhalten), bis die Posaune ertönt (und die Menschen ihr Grab verlassen)."Konjunktiv kann es wie gesagt nicht sein.
Was mich wundert, ist aber, daß Du venturo Domino auf den Sylvester selbst beziehst.>Ist "conferet" aber wirtklich Futur, was ich gern glauben will, dann würde ich übersetzen:
>"Dieser Ort der Welt wird die bestatteten Gebeine Sylversters dem kommenden Herrn zur Verfügung stellen (überlassen), (damit) Lärm zu machen."Ich meine doch, daß Christus damit gemeint ist, und das Klappern vor dem Amtsnachfolger ist eine Pennälerübersetzung.
>Andererseits, wenn ich es recht überlege, könnte die erste Deutung sich modifiziert auch beim Futur von conferre, - etwas frei - so ausdrücken:
>"Dieser Ort der Welt wird Sylvesters begrabene Gebeine dem zukünftigen Herrn (Sylvester) bis zum Jüngsten Tag zusammenhalten (bewahren)."
>Ja ich glaube, mit dem zukünftigen Herrn ist Sylvester selbst gemeint, was Gunther ja schon vermutet hatte.Nein, das war Deine Idee. Auf eine solche Deutung war ich nicht gekommen. Meine erste Deutung war 1) dominus = kyrios, womit im AT immer jhwh wiedergegeben wird, ebenso im NT, dort auch auf Christus übertragen. Gott wird in der Apokalypse als der bezeichnet, "der ist, der war und der kommen wird" (venturus); 2) der Amtsnachfolger, also der kommende "Herr Papst".
Für "Ad sonitum" erscheint mir "zum Klang" der Posaune plausibel. In der Vulgata wird tuba im Text mit canere verbunden, in den Abschnittsüberschriften findet sich sonitus. Auch im "Dies irae" heißt es: "Tuba, mirum spargens sonum..." - Laut wird die Posaune klingen...
Übrigens, Gebeineklappern wäre m.E. kein gutes Zeichen. Das wäre Spuk.
Gebeine von Heiligen klappern nicht, sie strömen einen übernatürlichen Duft aus.>Bei der Gelegenheit: Hat jemand vielleicht eine alte Latein-Grammatik abzugeben?
Habe selber nur noch meine uralte Schulgrammatik (Stehle, 9. Aufl.).
Als Behelf kannst Du auch im Netz lateinische Grammatikseiten finden, wenn Du ein bißchen suchst. Ich habe auf Anhieb den Link unten gefunden.
Salve!
Gunther.
- Nachtrag: "conferre" Zetountis 15.2.2005 23:35 (0)