Re: Die rätselhafte Grabinschrift von Sylvester II - @ BB und @ Gunther

Geschrieben von Salim am 15. Februar 2005 03:04:56:

Als Antwort auf: Re: Die rätselhafte Grabinschrift von Sylvester II@Gunther geschrieben von BBouvier am 15. Februar 2005 01:23:03:

b.

Hallo BB und Gunther,

Also:

ISTE LOCVS MVNDI SILVESTRI MEMBRA SEPVLTI
VENTVRO DOMINO CONFERET AD SONITVM"

Der Unterschied zwischen der Übersetzung von dir, BB,

"Dies ist der Ort der Welt, wo das Grab der Gebeine Sivesters ist,
dem Herren übergeben, bis der (Trompeten?)-Schall (das) Kommen kündet."

und von dir, Gunthr,

"Dieser Ort der Welt wird die Gebeine des begrabenen Silvesters
dem (kommenden) zukünftigen Herrn überlassen (übertragen) zum Ton (Schall, Klang; Getöse, Krachen, Lärm)"

liegt im Verständnis der Grammatik des "conferet". Während BB das mit "übergeben", also als PPP (Patizipium Perfectum Passivi) übersetzt (was nicht geht, weil die Form dann entsprechend "(membra) collata" hätte lauten müssen), sieht Gunther das als 3. Person Singular Futur aktiv von "cofero" = "er, sie es wird zusammentragen" "überlassen". Wenn das richtig ist, fragt sich, was das Subjekt ist. Und da bleibt nur "locus mundi".

Frage an Gunther: Wie lautete eigentlich die 3. Person Konjunktiv (Präsens und Imperfekt) von confere? - Habe schon seit Jahrzehnten nicht mehr in eine lateinische Grammatik geguckt, aber ich hatte zuerst gedacht, "conferet" wäre Konjunktiv, oder wäre das "confereat"? Es scheint, daß davon der Sinn des "ad" von "ad sonitum" abhängt.

Im Falle dessen, daß es Konjunktiv wäre, würde ich übersetzen:

"Möge dieser Weltenort die bestatteten Gebeine Sylvesters dem künftigen Herrn (Sylvester) bewahren (zusammenhalten), bis die Posaune ertönt (und die Menschen ihr Grab verlassen)."

Ist "conferet" aber wirtklich Futur, was ich gern glauben will, dann würde ich übersetzen:

"Dieser Ort der Welt wird die bestatteten Gebeine Sylversters dem kommenden Herrn zur Verfügung stellen (überlassen), (damit) Lärm zu machen."

Andererseits, wenn ich es recht überlege, könnte die erste Deutung sich modifiziert auch beim Futur von conferre, - etwas frei - so ausdrücken:

"Dieser Ort der Welt wird Sylvesters begrabene Gebeine dem zukünftigen Herrn (Sylvester) bis zum Jüngsten Tag zusammenhalten (bewahren)."

Ja ich glaube, mit dem zukünftigen Herrn ist Sylvester selbst gemeint, was Gunther ja schon vermutet hatte.

Bei der Gelegenheit: Hat jemand vielleicht eine alte Latein-Grammatik abzugeben?

Gruß,
Salim





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