Re: Israel und der ganze Kampf - ein bißchen Philosophie
Geschrieben von Lydia am 02. Februar 2005 21:11:14:
Als Antwort auf: Re: Israel geschrieben von Johannes am 02. Februar 2005 16:05:58:
Hallo Johannes!
Ich habe neulich eine Stelle von C. G. Jung gelesen. Er setzt das aufbauende Apollonische gegen das zerstörende Dionysische (Prinzip). In der Stelle steht:
"Dionysos bedeutet den Abgrund der leidenschaftlichen Auflösung aller menschlichen Besonderung in die tierhafte Göttlichkeit der uranfänglichen Seele - ein segensreiches und furchtbares Erlebnis, dem eine wohlumhegte Kulturmenschheit entronnen zu sein glaubt, bis es ihr wieder gelingt, einen neuen Blutrausch zu entfesseln, worüber sich dann alle Wohlgesinnten wundern, um das Großkapital, die Rüstungsindustrie, die Juden und die Freimaurer dafür anzuklagen."C. G. Jung: "Traum und Traumdeutung"
D.h. der einfache Mann, die einfache Frau auf der Straße, du und ich, jeder bestimmen die Weltgeschichte, denn: Das, was sie dem anderen (weiter-)geben, nämlich Hilfe oder Verleugnung, Liebe oder Haß, Verrat oder Verständnis, pflanzt sich fort und summiert sich am kritischen Ende zu dem, was es ist: Aufbauend oder Zerstörerisch für das Kollektiv, und damit also wieder: für jeden Einzelnen. (Kreislauf Individuum-Kollektiv).
Weiterhin schreibt C. G.Jung, und man horche auf, daß die Apokalypse des Johannes kein Ende ist, sondern die Zeit, in der jeder Mensch neu geboren wird. Dafür aber muß er sich aktiv bemühen und innerlich an sich arbeiten. Währenddessen spiegeln die äußeren die inneren Geschehnisse wie in jeder anderen Zeit auch, nur daß hier der neue Mensch geboren wird, den Nietzsche schon erahnte.
D.h. der Zusammenschluß aller Menschen (via Reisen, Kommunikation, Austausch usw.) muß zu etwas Neuem führen, das sich jetzt ereignet.Das Ziel ist, aus der Schwarz-Weiß-Malerei und -Urteilerei herauszukommen, diese also zu überwinden und in die Ganzheit zu kommen, wo nicht du oder ich, gut oder schlecht, schön oder häßlich, sondern das Ganze gesehen wird.
Es ist ziemlich egal, ob man da das Kollektiv oder sich selbst als Ausgangspunkt nimmt. Hauptsache, man fängt überhaupt an. Da also alles mit allem zusammenhängt, ist es egal, wo man beginnt (für die Unentschlossenen ;-)). Wirken tut es immer.
Ist euch aufgefallen, daß alle Kontinenete in Nord-Süd-Richtund doppelt sind (Nord- und Südamerika, Europa und Afrika, Asien und Australien)? Das in der Südsee neu auftauchende Land ist der erste Kontinent, der in der Mitte liegt und nicht mehr die Gegensätze teilt, sondern vereint. Sicher ist es das eigentliche physische gelobte Land, das mit der geistigen, innerlichen Erneuerung auftaucht. Gesetzmäßig aber erst nach der Überwindung des kollektiven Zwiespalts, weil das Ergebnis erst nach der Arbeit bzw. dem Kampf erscheint. Und über das Ergebnis entscheidet 1. jeder selbst und 2. kommt jedermanns Gewicht in die Waagschale.
Dies nur als Anregung für unklare Stunden.
Lydia
>> Das ist genau der religiöse Fanatismus, der Ursache für den Konflikt im Nahen
>> Osten ist.
>> ...
>> Die Politik Israels, die sich allzu gerne solcherlei Stimmungsmache bedient,
>> ist dagegen verantwortungslos
>Hallo Abulafia,
>und der andere Fanatismus ist der, der versucht, die Juden ins Meer zu bomben und dazu in den Schulbüchern Israel von den Landkarten zu streichen. Stell Dir einfach vor, Deutschland würde die im Krieg verlorenen Gebiete auf den Karten nicht zu Polen/Tschechoslowakei gehörend darstellen, was allein das für einen Aufstand bedeuten würde. Was würde das für ein Geschrei geben, und ich könnte die Polen durchaus verstehen. Erst recht dann, wenn Deutsche versuchen würden, verlorene Gebiete durch Attentate zu "befreien".
>Okay, das ist die politische Lage, aus der heraus ich etwas mehr Verständnis für Israel aufbringen kann als andere. Aber hast Du Dir mal angeschaut, welch entsetzlicher Haß und auch Terror sich nicht erst mit Hitler gegen die Juden gerichtet hat? Wir hatten hier vor kurzem eine Äußerung von Lorbeer, die man wohl nur dann stehenlassen kann, wenn man sie durch viele andere Stellen relativiert, für sich genommen ist sie einfach entsetzlich und hätte im Wortlaut im Stürmer abgedruckt sein können.
>Die Frage, warum dieser Haß gegen die Juden schon Jahrzehnte vor Hitler da war und auch immer noch ist, die ist für mich viel entscheidender als die Frage, ob Israel im Kampf ums Überleben die richtigen Mittel einsetzt. Politisch gibt es da sicherlich viel zu kritisieren, nur würde ich damit nur irgendwo an der Oberfläche kratzen, ohne die geistlichen Ursachen zu erkennen. Und um die sollten wir uns kümmern, denn die stellen für mich den Schlüssel zum Verständnis des Nahen Ostens da. Und nicht die Frage, für wessen Gewaltpolitik man wieviel oder wie wenig Verständnis haben kann.
>> Israels Politik ist auf die Ankunft des Messias ausgelegt. In Augen der
>> christlichen Betrachter heißt dies, dass die Politik Israels eine apokalyp-
>> tische Politik ist, denn für Christen kommt der Messias erst am Ende der
>> Zeiten zurück.
>Und wer sagt Dir, daß nicht genau jetzt diese Zeit ist?
>Wie wäre es, wenn (wie von Mick_2 mal angedeutet) im Oktober/November diesen Jahres ein Friedensvertrag zwischen Israel und Palis geschlossen würde ("Shalom, Shalom") und damit die in der Bibel angekündigten 7 Jahre der Endzeit beginnen würden? Können wir das wirklich so weit von uns weisen und sagen, das passiert ja alles viel, viel später und geht uns nichts an?
>Solche Fragen sollten wir im Forum besprechen, aber weniger Politik in der Art, die nachweisen will, wie böse und schuldig ein Volk ist. Zum einen ist die Frage nach der Schuld immer relativ und hängt vom Blickwinkel des Betrachters ab und zum anderen werden die prophezeiten Ereignisse natürlich auf die Schuld von Menschen zurückzuführen sein, für jede Wirkung gibt es schließlich eine Ursache. Mit den Prophezeiungen können wir aber über die gegenseitigen Schuldzuweisungen hinaus den roten Faden in der Geschichte erkennen und aus dieser Perspektiv heraus mehr oder zumindest anderes sehen, als wenn wir zu sehr politisch bewerten würden.
>Gruß
>Johannes