Re: Lesarten der Bibel: wörtlich, moralisch, allegorisch, anagogisch, ...

Geschrieben von Baran am 30. Januar 2005 09:13:06:

Als Antwort auf: Re: Lesarten der Bibel: wörtlich, moralisch, allegorisch, anagogisch, ... geschrieben von Lydia am 30. Januar 2005 02:00:53:

>Hallo Lydia

> Danke für die Hinweise. Leider kenne ich die Grundlagen viel zu wenig.
> Wo kann man denn da etwas genaueres erfahren?

Zur psychologischen Lesart kann ich die Schriften von Drewermann empfehlen (Tiefenpsychologie und Exegese), zur geistigen Deutung die Schriften von Origenes (Von den Prinzipien). Zur Gematria die Schriften von Paul Foster Case (Der Wahre und Unsichtbare Rosenkreuzer Orden). In diesem Zusammenhang sind auch die Bücher von Weinreb interessant (Schöpfung im Wort). Allgemein zur Kabbala würde ich das Buch von Heinrich Elijah Benedikt empfehlen (Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungsweg).

Der Packen, den ich hier zusammen gestellt habe, ist aber ziemlich anspruchstvoll. Damit ist man locker 1-2 Jahre beschäftigt, wahrscheinlich sogar länger. Für den Einstieg empfehle ich die Märcheninterpretationen von Drewermann. Oder such einfach mal mit Google im Internet nach esoterischen Märchen-Interpretationen. Da findet man einiges. Märchen sind sehr viel einfacher aufgebaut als biblische Texte und auch deutlich einfacher zu deuten.

>Und was ist die allegorische Lesart?

Im System von Cassian und im kath. Kathechismus ist das eine Lesart, wo die Bibel als ein Gleichnis interpretiert wird, das auf die Kirche verweist.

Hier das typische Beispiel, wo die verschiedenen Schriftsinne dargestellt werden.

Jerusalem im wörtlichen Sinne (littera): die Stadt
Jerusalem im bildhaften Sinne (allegoria): die Kirche
Jerusalem im moralischen Sinne (moralis): die menschliche Seele
Jerusalem im anagogischen Sinne (anagogia): das himmlische Jerusalem

Mittelalterlicher Merksatz (anonym):
“ Littera gesta docet, quid credas allegoria;
Moralis quid agas, quo tendas anagogia”

Übersetzung:
Der Buchstabe lehrt die Fakten, die Allegorie den Glauben;
Der moralische Sinn das zu Tuende, der anagogische das Ziel

Paulus und Origenes verwenden den Begriff "allegorisch" jedoch sehr viel allgemeiner und nicht auf die Kirche eingeschränkt.

MfG

Baran



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