Schon gut, Euer Merkwürden .....

Geschrieben von NoPasaran am 12. Januar 2005 12:45:22:

Als Antwort auf: Re: SchoWiedara Nachtrag ..... geschrieben von JeFra am 12. Januar 2005 10:27:04:


Euer Merkwürden JeFra,


erstmal danke für die Einordnung unter dem Schlagwort 'Politische Linke'. Gut zu wissen, in welcher Schublade man sich befindet. Dummerweise identifizier' ich mich halt nur leider nicht damit. Und was die angebliche Drohung mit Entmündigung betrifft: Vielleicht wenn Euer Merkwürden im Stande wären, zwischen pointierten Formulierungen und tatsächlichen Drohungen zu unterscheiden .....

Die Explosion eines größeren Phosgen-Tanks könnte durchaus ähnlich viele Todesopfer fordern wie der Einsatz einer kleineren taktischen Kernwaffe gegen ein Bevölkerungszentrum.

Mit einem entscheidenden Unterschied: Kein fallout bei Phosgen. Euer Merkwürden mögen doch mal die Leute in der Ukraine oder in Weißrussland fragen, wie das denn so ist bei denen, im Jahre demnächst zwanzig nach Tschernobyl. Oder auch nur hierzulande sich mal kundig machen über die nach wie vor abartig hohe Strahlenbelastung von beispielsweise Maronenröhrlingen - die tendieren nämlich dazu, ganz heftig Cäsium einzulagern, ähnlich dem menschlichen Knochengewebe, das Cäsium statt Calcium einbauen kann, was, im Falle der Isotope Cs-137 und, in geringerem Ausmaß, Cs-134, dann Strahlenbelastung dort ergibt, wo's ganz effektiv ist, nämlich nahe am Knochenmark. Schöne Grüße auch, von der Blutbildung .....

Glauben Sie allen Ernstes, die Atompolitk der Grünen vertreten zu können? Der Atomausstieg ist doch gerade auch deswegen von der Industrie widerstandslos akzeptiert worden, weil die existierenden Kraftwerke lange am Netz bleiben können. Eine vernünftige Politik könnte aber gerade darin bestehen, ältere und gefährlichere Kernkraftwerke eher stillzulegen oder [Terrorgefahr!] alle Kernkraftwerke unter die Erde zu verlegen, was der Nobelpreisträger Eigen (und in diesem Forum swissman) einmal vorgeschlagen hat.

Nu ja. Warum eigentlich ist die Brüter-Technologie, die als einzige der bestehenden Nukleartechnologien auf einen geschlossene Kernbrennstoffkreislauf ausgelegt war, so sang- und klanglos entschlafen ? Die Antwort ist einfach: Nicht beherrschbar, zu teuer. Ansonsten gilt: Die Uran-Vorräte sind genauso beschränkt wie die Öl-Vorräte. Und das Kernproblem ist, daß man mit Nukleartechnologie jede Menge Radioaktivität erzeugt, die vorher nicht da war, die teilweise tierische Halbwertszeiten hat, und betreffend derer man eigentlich nicht weiß, wohin damit. Was RotGrün da gemacht hat mit dem sogenannten Austieg aus der Kernenergie, ist letztlich genau das, was diese Scherzkekse sonst auch machen, nämlich das, was sich die Industrie ohnehin gewünscht hat: Die können jetzt mit ihrer bereits vorhandenen Kernkraftkapazität noch Kohle machen, so lang's geht, vertraglich abgesichert, und das war's dann.

Denn die Sache hat noch einen anderen Aspekt, und der ist der eigentliche Schlüssel zu dat Janze: Die Unterscheidung zwischen 'ziviler' und 'militärischer' Nutuzung der Atmomenergie ist ein frommes Märchen - das Viech gibt's in Wirklichkeit nicht. Man schaue sich mal an, wer auf diesem Planeten sich Wiederaufbereitungsanlagen hält: Die USA, Rußland, China, England und Frankreich - die klassischen fünf Atommächte. Das ist der eigentliche Grund, warum diese Technologie nicht schon längst mausetot ist. Vom wirtschaftlichen Standpunkt her wär' sie das nämlich bereits, Eigen und swissman hin oder her .....

Für die, die's interessiert, empfehle ich das hier, und zwar insbesondere

Den SL-1-Unfall in Idaho Falls vom 3. Januar 1961, und

Den beinahe-GAU des Enrico Fermi Demonstration Nuclear Breeder Reactor in Michigan vom 5. Oktober 1966, obwohl das Aberwitzige dessen, was damals passiert ist, in der Schilderung nur bedingt rauskommt. Der Witz ist nämlich, daß schnelle Brüter mit flüssigem Natrium gekühlt werden müssen/mußten, und Natrium, speziell wenn flüssig, fängt bei Kontakt mit Luft sofort zu brennen an. Der Natrium-Beladung eines durchschnittlichen Brüters liegt/lag, wenn ich mich recht entsinne, um zweistelligen Tonnenbereich.

Weiters die ganzen Sauereien rund um die englische Wiederaufbereitungsanlage Windscale, die, der vielen Sauereien wegen, irgendwann umbenannt wurde in Sellafield, weil bei der Erwähnung des Namens Windscale jedermann automatisch nur noch Nuklearunfall assoziierte, und schließlich

Den großen Knall von Kyschtym vom 29. September 1957.

Des englische Original der Sache, möglicherweise noch vollständiger, findet sich hier.

Ein letztes Statement: Es gibt, afaik, keine Versicherung auf diesem Planeten, die bereit wäre, nukleare Risiken zu versichern. Wer Ohren hat zu hören, der höre.


NoPasaran




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