Re: @Lorberfreund - Frage an den Lorber-Spezialisten

Geschrieben von Weltfremder am 04. Januar 2005 22:41:02:

Als Antwort auf: Re: @Lorberfreund - Frage an den Lorber-Spezialisten geschrieben von Johannes am 04. Januar 2005 19:13:59:


Hallo Johannes,

>mir fällt Lorber ja immer etwas schwer, da ich denke, daß Römer 11 die Frage, in wieweit die Juden immer noch das Volk Gottes sind, ja bereits sehr schön behandelt. Aber vieleicht kannst Du uns ja neben den bisherigen Infos (vielen Dank übrigens) noch etwas anderes erklären:
>> Was das jüdische Volk angeht, so wird dies bei Lorber immer wieder als das
>> Volk Gottes hervorgehoben. Die Besonderheit dieses Volkes zieht sich durch
>> das ganze Werk wie ein roter Faden:

>Wenn Lorber die Juden als das Volk Gottes hervorhebt, meint er es dann im Sinne des biblischen Volkes oder sagt er das auch über die Juden seiner Zeit?

Die Frage ist an und für sich nicht mit zwei Sätzen beantwortet, denn ich kann Dir weder mit Ja, noch mit Nein antworten. Kann weder dem einen zustimmen und das andere damit verwerfen, noch umgekehrt.

Bei Lorber wird unter anderem das Wesen der Berge beschrieben. Ein Berg hat dort manigfache Aufgaben, eine davon ist, lapidar ausgedrückt, lebensbringende Substanzen aus den höheren Luftschichten und von unter der Erde an die Oberfläche zu befördern und damit seine Umgebung zu versorgen. Die selbe Funktion wie so ein Berg hatte laut meinem Verständnis der Lorberschriften das jüdische Volk der Menschheit gegenüber. Es war Mittler zwischen Gott und Mensch. Sollte in allem Vorbild sein und die Menschheit zu guten und edlen Taten hinführen. Die Juden aber haben schon lange vor Jesus diese Aufgabe freiwillig nicht mehr erfüllt - und was anderes als freiwillig ist bei Gott nichts wert. Somit waren sie der Menschheit auch kein lebensspender Berg mehr, da sie selbst oft schlimmer und niederträchtiger in ihren Handlungen waren als die Heiden, die von Gott nicht wußten, in ihren Begriffen aber wesentlich menschlicher und vernünftiger waren. Sie haben sich den Menschen aber immer noch als solches dargestellt und wähnen sich, was die orthodoxen angeht, auch heute noch so.
Das aber ausgerechnet dieser Volkstamm eine solche "Funktion" bekam, ist auch nicht willkürlich. In der "Haushaltung Gottes" ist dies auch genauer nachzulesen. Demnach gab es zwei Arten von Menschen: jene, die sich schnell den Verlockungen der Welt hingaben, und jene, die gottergeben lebten. Die einen werden dort als die Kinder der Höhe, die anderen als die Kinder der Tiefe bezeichnet. Die Juden aber sind dem Geschlechte nach Nachkommen der Kinder der Höhe, welche sich zwar irgendwann auch in die Tiefe begaben, aber nicht soweit fielen, wie die anderen. Was hier die Begriffe "Höhe" und "Tiefe" wahrhaft bedeuten, wird einjeder recht leicht verstehen, der schon einmal am Boden seines Seins lag und dem dies dabei bewußt geworden ist.

Jetzt könnte von einem Christenmenschen leicht die Frage kommen: "Und die Juden sind dann irgendwann auch gefallen und sind jetzt wie die andern, oder was?". Nein! Es ist dies keine Kathegorisierung, keine Einteilung der Menschen in Stufen - einem Gott der sagt, dass es nur einen Vater gibt und alle andern sind Brüder wird sowas kaum einfallen - sondern man stellt es sich imo besser vor wie bei einer Pflanze, die krank ist. Da sind diejenigen, die noch gesunde Blätter haben und mit etwas Licht sich noch selbst versorgen können und dann gibt es jene, die nur noch durch eine intensivstationäre Behandlung am Leben gehalten werden können. Letztere sind für kein Licht mehr zugänglich, sondern ihnen müssen erst wieder Blätter wachsen.
Nun ist es vielleicht so, dass den Heiden zu Jesu Zeiten schon wieder Blätter gewachsen waren, der Großteil der Juden die ihrigen aber gerade erst abgeworfen hatte. Wird aber ein Gärtner, diejenigen Pflanzen, die einst der Stolz seines Gartens waren, deshalb verwerfen, weil sie kränkeln - zumal er höchst weise weiss, was er zu tun hat, um sie wieder zu dem zu machen, was sie dereinst waren? Und weitergefragt: Ist es böse vom Gärtner gemeint, so jemand zu ihm kommt, ihn nach seinen Pflanzen fragt und er zugesteht: "Die seh'n scheisse aus!" ?

Im Grunde des Grundes ist es mit dem Lorberwerk wie mit jeder anderen göttlichen Offenbarung auch: Wenn der Herr sagt, dass er die Liebe selbst ist und alles was ist, liebt und niemals etwas verwirft, so kann man es ihm glauben oder es lassen. Glaubt man es, so muss man auch alles weitere unter diesem Aspekt betrachten und zu verstehen versuchen. Glaubt man es nicht, kann man sich ein weiteres Lesen sparen! Denn wozu noch in etwas rumkramen, von dem ich schon die Grundpfeiler nicht als seiend annehme?

Wer sich aber am Ton stört, dem sei eingeworfen: Ein Bildhauer wird auch oft zu harschen Mitteln greifen um sein Werk zu vollenden. Aber ist er ein schlechter Bildhauer, weil er den Stein grob beschlägt, bevor er sich an die Feinarbeit macht?

Lorber selbst war jüdischer Abstammung und wäre unter den Nazis mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Konzentrationslager gelandet. Er selbst wußte um seine Abstammung und hat sich weder etwas drauf eingebildet, noch sie verheimlicht.
Allem voran aber ist Fakt, dass Jesus selbst Jude war - und man muss wohl behaupten, was das wahre Judentum angeht, der vollkommenste! Er selbst ist kein Religionsstifter gewesen, sondern hat die Menschen und ganz besonders die Juden zum wahren Judentum zurückziehen wollen. Bei Lorber steht weiter, dass, wer nicht zuvor Jude wird, nicht das Himmelreich erblicken wird.

Viele Grüße,
Weltfremder

Eine wirklich umfassende Antwort werde ich schuldig bleiben müssen, denn weder mein Intellekt noch meine Ausdauer reichen dafür aus. Ich selbst für mich weiß, was ich weiß und was ich erfahren habe. Jeder andere muss das für sich ausmachen.



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