Erwiderung auf Huberts Erwiderung auf meine Antort

Geschrieben von JeFra am 04. Januar 2005 07:47:55:

Als Antwort auf: Basics for 2005 - back to the roots geschrieben von Hubert am 02. Januar 2005 14:03:54:


zunächst mal darf ich festhalten, daß die Horckheimer-USA nicht die USA von heute sind.

Das ist aus trivialen Gründen richtig, so wie ja auch die Grünen von heute nicht mehr die Grünen von 1980 sind. Ich kann aber in dieser Frage keinen entscheidenden Bruch in der Politik der USA sehen. Vielleicht wäre ein solcher erfolgt, wenn McCarthys Politik zu einer Entlarvung der Hintermänner der prokommunistischen amerikanischen Strömungen in den Jahren 1930ff geführt hätte.

Wenn Sie sich schon so gut in der amerikanischen Geschichte auskennen,

Das will ich nicht behaupten. Ich bin zwar zwei Jahre in den USA gewesen und habe damals (um 1990) eine der Wellen der political correctness-Bewegung an den Universitäten miterlebt, was für mich eines der Schlüsselerlebnisse war, die mein Bild von der politischen Landschaft des Westens entscheidend geprägt haben. Aber das heißt natürlich nicht, daß ich die USA besonders gut kenne. Mein Zitat stammt ja aus einem Buch eines deutschen Autors, dem ich einige Kenntisse der Geschichte der Bundesrepublik zubillige, die er von Anfang an politisch bewußt miterlebt hat. Es geht um die Ursachen der Sexwelle in den späten 60iger Jahren. Sie können nicht bestreiten, daß diese etwas mit den von Ihnen aufgeführten Dekadenzerscheinungen zu tun hat, auch wenn Mohler (so wie ich) die Homosexuellenproblematik wahrscheinlich etwas gelassener sieht als Sie. Ich glaube, Mohler hat diesen Vorfall (Ochsensepp hat von den Amerikanern keine Presselizenz bekommen, weil er Auskünfte über sein Sexualleben verweigert hat) deswegen zitiert, weil er einen Zusammenhang zwischen der amerikanischen Besatzungspolitik und der bundesdeutschen Dekadenz sieht.

... innerhalb des WASP-Trendkanals, an dem sich auch so schnell nichts ändern wird, ...

Ich glaube nicht, daß die WASPS in den USA noch kulturell dominant sind. Siehe beispielsweise die von mir aus der Steele-Seite zitierten Vorfälle:

An Oregon kindergarten child was barred from giving his Christmas card to fellow students last Christmas merely because it mentioned Jesus Christ. (Christmas Card with 'Jesus' Banned, WorldNet Daily, 2/10/04.


In Seattle just recently, a King County administrative directive instructed county employees not to say "Merry Christmas." (Santa is Appalled, Bill O'Reilly, 12/22/04) It is unclear to me whether that ban extends to their personal lives and homes.


A New Jersey high school band was precluded from playing Christmas carols, even instrumentals, at its annual concert this year.


In Chicago recently, one school substituted "swinging holiday" for "Merry Christmas" in its annual rendition of "We Wish You a Merry Christmas."


School districts in Florida and New Jersey have banned Christmas carols altogether. However, in both Florida and Chicago, Hanukkah and Kwanzaa songs are included in the approved concert programs.


A Maine school district has banned Christmas trees, following in the steps of many others throughout the country, including the Indiana University School of Law, which clearly knows better.


In Denver, a church float was excluded from this year's "Parade of Lights" parade because it carried carolers and was emblazoned with a "Merry Christmas" banner. Approved, however, was a float from a Native American homosexual group.


In Washington, a school principal banned Dickens' "A Christmas Carol" because of Tiny Tim's prayer: "God bless us all, every one."


Ich gebe zu, daß die USA groß sind und daß ich dieses Land nicht besonders gut kenne. Was Steele hier berichtet, verblüfft mich aber wenig, wenn ich mich an die Diskussionen über political correctness erinnere, die ich damals in der US-Presse miterlebt habe. Wollen Sie behaupten, daß Steele sich diese Berichte aus den Fingern gesogen hat? Wenn nicht, ist es höchst fragwürdig, von den USA eine Umkehr der jetzigen politischen Entwicklungen in Europa zu erwarten. Die Bush-Regierung müßte dazu erst mal im eigenen Land ausmisten.

Während der Ära Reagan (1980 - 1988) waren z. B. alle bedeutenden Positionen in den Händen von Katholiken. ... Unser Freund Bush (2000 - heute) ist nun wieder ganz in den Händen der alten Garde - der WASP-Rüstungsindustrie.

Sie versuchen hier, die Diskussion auf ein Gebiet zu lenken, worüber man nur sehr schwer sichere Auskünfte erlangen kann. Die wikipedia-Artikel über führende Politiker sagen in der Regel nichts über deren Herkunft oder Religionszugehörigkeit aus. Ich glaube mich zu erinnern, daß von den Politikern der Reagan-Regierung wenigstens Shultz (Außenminister) und Weinberger (Verteidigungsminister) Juden waren, aber vielleicht täusche ich mich. Generell ist das ein Gebiet, in das ich Ihnen nicht folgen möchte, weil es sehr schwer ist, mit vernünftigem Aufwand an die nötigen Informationen heranzukommen. Natürlich versuchen manche Netzseiten nachzuweisen, daß die Medien in den USA von den Juden kontrolliert werden, aber es dürfte dazu auch Widerlegungsversuche geben und es ist sehr schwar, darüber Klarheit zu erlangen, weil es um eine in höchstem Maße tabuisierte Fragestellung geht.


Ich halte mich lieber an die für den aufmerksamen Beobachter der Massenmedien ziemlich offen zutage tretenden ideologischen Machtverhältnisse. Nehmen Sie an die für den aufmerksamen Beobachter ziemlich offensichtlich zutage tretenden ideologischen Machtverhältnisse. Kurz vor seiner Wiederwahl hat Präsident Bush ein Gesetz unterschrieben, wonach die USA den Antisemitismus weltweit beobachten und bekämpfen sollen. Ich wüßte nicht, daß sie eine analoge Politik zugunsten irgendeiner anderen Rasse oder Glaubensgemeinschaft verfolgen. Nach den Berichten, die ich oben zitiert habe, bestünde dazu reichlich Anlaß, gerade auch in den USA selbst.


Oder nehmen Sie die offen rassistischen Äußerungen der kürzlich verstorbenen jüdischen Autorin Susan Sontag: «the white race is the cancer of human history», wofür Sontag trotz aller Diskussionen «showered with awards during her career» wurde. Sicher hat sie sich zuletzt auch gegen zionistische Interessen gewendet und hat sich damit die Feinschaft Ed Kochs eingehandelt. Soweit man nach dem von mir zitierten Artikel urteilen kann, ging es Koch aber um ihre antizionistischen Aktivitäten und nicht um Sontag offen formulierten antiarischen Rassismus. Es scheint sich auch erst um eine Entwicklung der letzten Jahre zu handeln, daß solche Aspekte des Multikulturalismus, die zur Gefahr für jüdische Interessen werden, auf ernsthaften Widerstand in den USA stoßen. Stellen Sie sich im Gegensatz dazu die Reaktionen auf einen WASP vor, für den die jüdische Rasse «the cancer of human history» ist! Wenn der WASP-Trendkanal wirklich ungebrochen wäre, würde die US-Regierung wahrscheinlich anti-WASP-Rassismus genauso verfolgen wie Antisemitismus. Dasselbe gilt für die Behinderung christlicher Gemeinden beispielsweise in der Türkei, für deren EU-Beitritt die USA eingetreten sind.


Übrigens haben Sie nicht auf meine Frage geantwortet, wie man sich die «große Party» vorstellen muß, die Ihrer Meinung nach in Berlin anfangen wird, und woraus Sie schließen, daß die USA versuchen werden, die Herrschaft des Linksliberalismus in Europa zu beenden.


MfG
JeFra


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