Abschied (Teil2): Dankesworte und Begründungen
Geschrieben von Fred Feuerstein am 02. Januar 2005 14:28:32:
Ergänzender Beitrag zu:
http://www.f23.parsimony.net/forum53379/messages/136783.htmZuerst einmal danke für die (hoffentlich :-)) ungeheuchelten Beileidsbekundungen auf meinen Abschiedsbeitrag
Eigentlich wollte ich gar keinen großen Abschiedsbahnhof hier inszenieren, aber nach all den Jahren hier bin ich es wohl zumindest den Altforis und v.a. Johannes schuldig mich zu erklären, damit sie auch die Gründe dafür sehen.
Da ich nicht auf jedes Antwort-Posting eingehen kann, will ich näher die Gründe beleuchten, warum ich mich verabschiede:
Was mich regelmäßig auf die Palme brachte sind folgende Punkte:
- unbewiesene Spekulationen als letzte Wahrheit verkünden
(eine ganze Gilde von Schreiberlingen lebt bestens von haltlosen Spekulationen nach dem Motto : das was ich behaupte kann mir sowieso keiner widerlegen, beweisen brauche ich es deshalb auch nicht: die große Schar der nach neuen Erkenntnissen suchende Menschheit kauft solchen Schund aber gerne ab, da es in ihr Weltbild passt: Start-„Überlegung“ hier: wir werden IMMER beschissen. Dagegen wissenschaftlich, d.h. erstmal neutral an eine Sache heranzugehen findet kaum mehr statt. Pro und Kontra abzuwägen , d.h. zu einem abgewogenen Urteil zu gelangen, ist viel zu kompliziert und in unserer schnelllebigen Zeit zu langwierig, da sind schnelle Stammtischaussagen einfacher zu handeln und besser zu verkaufen!)
Aber das ist eben auch prophezeit: „Hörer findet nur der Unverstand“ Das I-Net ist dafür nat. auch das beste Verbreitungsmedium.- Die ganze Welt ist schlecht, böse, eine einzige Verschwörung.
Start-„Überlegung“ hier auch wieder: wir werden IMMER beschissen. Folge-„Überlegung“: Es darf keine Zufälle geben. ALLES ist geplant . Mit Rechentricks kommt immer irgendwie eine 23 heraus: eine selbsterfüllende Prophezeiung! Die Illus sind ja so blöd uns immer ein Zeichen zu geben.
Es gibt Lobbys, Interessenverbände, keine Frage, wenn man unbedingt Verschwörung dazu sagen will: meinetwegen (obwohl hier wohl in den seltensten Fällen die Sache mit einem Schwur besiegelt wird, aber das ist Auslegungssache. Bspl.: Die großen Minealölkonzerne versuchen nat. den Benzinpreis oben zu halten, einer prescht vor, die andern folgen nach einem Tag: könnte man auch Verschwörung zu sagen, ist aber reines Interessedenken um den Gewinn zu maximieren). Darum geht es mir eigentlich auch nicht: Es ist wieder die falsche, d.h. einseitige selektive Startprämisse, die zur großen Gefahr von falschen Folgerungen führt. Beweisen kann eine (wie viele sogar beschreiben über die Jahrhunderte andauernde) Weltverschörung genausowenig niemand, wie das Gegenteil.
Es ist so gesehen für mich und mein Leben nicht von Belang. Es ist eine reine Glaubensfrage. Der jenige der daran glaubt, wird immer nach Beweisen dafür suchen, der der daran nicht glaubt wird immer nach Gegenbeweisen suchen:
Was kommt dabei raus, außer viel Zeit, die man nützlicher einsetzen hätte können: ..... (könnt ihr selber einsetzen).
- Schuldfrage
Start-„Überlegung“: Die xxxxxx sind schuld an allem in der Welt (präferiertesVolk bitte selbst einsetzen.)
Hier gilt das gleiche wie oben dargelegt.- Ungerechtigkeit, Egoismus, Gefühlskälte,
Die Flutkatastrophe war jetzt so ein Beispiel. Dazu kann und will ich nicht schweigen. Solche Katastrophen werden sich in Zukunft häufen. Es wird mehr oder minder ein Gewöhnungseffekt eintreten, den man schon heute sehen kann („sind ja nur 100000 Opfer“) . Die Gefühlskälte wird zunehmen!Dazu gibt es einen Artikel in der Welt, der das recht gut beschreibt, wie man heutzutage versucht solche Katastrophen zu verarbeiten:
Gottesstrafe, Menschenwerk
Wie sich der Blick auf große Katastrophen im Laufe der Geschichte verändert
von Frank FurediQuelle:
http://www.welt.de/data/2004/12/31/381880.html?s=2
Foto: AP
Katastrophen von historischen Ausmaßen, so wie jetzt der Tsunami im Indischen Ozean, stellen die Menschheit auf eine harte Probe. Können wir mit der Zerstörung fertig werden, die solche Naturgewalten ausüben? Glücklicherweise gibt die Vergangenheit Anlaß zur Hoffnung. Wenn Gemeinschaften nämlich in der Lage sind, als Gemeinschaft zu reagieren, können sie der Herausforderung eines Desasters die Stirn bieten.
Von der Tragödie des 11. September 2001 wissen wir, daß große Katastrophen zu historischen Zäsuren werden. Der Satz "Nach diesem Ereignis wird nichts mehr so sein wie vorher" ist schon auf viele Katastrophen gefolgt. Frederick Francis Cook, der Chronist, der das Feuer von 1871 beschrieb, dem weite Teile Chicagos zum Opfer gefallen waren, schrieb, in der Erinnerung werde die Gegenwart und Vergangenheit der Stadt von dem großen Feuer getrennt. Seit biblischen Zeiten waren Katastrophen Schlüsselereignisse, die eine Ära definiert haben. In heutigen säkularisierten Zeiten werden sie immer noch auf versteckte Bedeutungen hin untersucht.
Im Lauf der Zeit haben sich die Erklärungen, die Leute für ein Desaster finden oder welche Bedeutung sie ihm geben sollen, auf bedeutsame Weise verändert. Wie der Autor Lowell Juilliard Carr in einer Pionierstudie zeigte, wird ein Desaster von Menschen definiert und nicht von der Natur. Er schrieb in einem Text aus den 1930er Jahren: "Nicht jeder Windsturm, jedes Beben der Erde oder jede Wasserflut ist eine Katastrophe." Wenn es keine schweren Verletzungen, Tode oder gravierende Verluste gibt, so Carr, "dann gibt es auch kein Desaster". Hier spiegelt sich deutlich der modernistischen Zeitgeist wieder.
Der Siegeszug der Aufklärung hat die Art, wie Gesellschaften sich Katastrophen erklärt haben, entscheidend verändert. Die Entwicklung der Wissenschaften als einer neuen Quelle des Wissens veränderte die Wahrnehmung der Menschen: "Man sah Katastrophen immer mehr als Akte der Natur", schrieb Enrico Quarantelli.
In jüngster Zeit hat diese Auffassung der Idee Platz gemacht, Desaster seien das Ergebnis der Handlungen von Männern und Frauen. Nun richtet sich die Schuldzuweisung automatisch gegen die anderen: Die Regierung, das Kapital, oder nachlässige Angestellte werden verantwortlich gemacht. Flutkatastrophen werden kaum noch mit göttlicher Mißbilligung oder Strafe in Zusammenhang gebracht, dafür um so häufiger mit gierigen Immobilienhaien, die in Flutgebieten bauen.
Die sich wandelnde historische Wahrnehmung der Bedeutung einer Katastrophe war nie ungebrochen. Die mittelalterlichen Vorstellungen von Desastern als Gottesstrafen gerieten in Erklärungsnot, wenn alle betroffen waren, auch die Tugendhaften. Der Umwelthistoriker Christian Rohr, der sich mit den Reaktionen der Menschen auf das große Erdbeben 1348 in Österreich beschäftigt, hat eine Ambivalenz in den Interpretationen ausgemacht. Er bestreitet, daß im Mittelalter automatisch Naturkatastrophe und Gottesstrafe gleichgesetzt worden seien.
Die Reaktionen auf das Erdbeben von Lissabon 1755 waren noch variantenreicher. Russel Dynes nennt es "das erste moderne Desaster", bei dem die traditionellen Erklärungen der religiösen Autoritäten durch den wachsenden Einfluß wissenschaftlichen Denkens unterminiert wurden. Voltaires Polemik "Candide" und sein berühmter Protest gegen das Erdbeben in Gedichtform stellte die Idee, es sei ein Akt Gottes gewesen, radikal in Frage.Obwohl es damals eine große philosophische Debatte über die Bedeutung des Erdbebens von Lissabon gab, wurde die Erfahrung von Katastrophen erst Anfang des 20. Jahrhunderts ernsthaft erforscht. Bis in die 1940er Jahre waren Berichte von Desastern meist beschreibend und konzentrierten sich darauf, wie schlimm sie waren. Ein Beispiel dafür ist der enorme Ausbruch von Aktivitäten, nachdem die "Titanic" gesunken war: Zahlreiche Reden, Predigten, Gedichte, Lieder und Aufsätze wurden veröffentlicht.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war die wichtigste Forschungsarbeit über die gesellschaftlichen Folgen einer Katastrophe Samuel Henry Princes Arbeit über die Explosion eines Munitionsschiffs, die sich 1917 in Halifax, Nova Scotia ereignete. Dies war eine Pionierarbeit, um den Effekt einer Katastrophe auf die Gemeinschaft wie das Individuum zu erforschen; mehr als 2000 Menschen starben damals. Weitere ernsthafte Forschung mußte sich bis in die 1940er Jahre gedulden, als es ein Projekt an der Universität Chikago gab. Aus diesen Studien ergab sich ein interessantes Bild des Verhaltens von Menschen.
Die Erfahrung zeigt - von der großen Feuersbrunst in London bis Hiroschima -, daß Gemeinschaften oft in erstaunlichem Maß die Fähigkeit besitzen, ihr Leben wieder aufzubauen. Der Forschungsbericht von Prince über die Katastrophe der Explosion in Halifax betont die Solidarität, mit der die Gemeinschaft darauf antwortete.
Katastrophenforscher nach dem Zweiten Weltkrieg neigten ebenfalls dazu, dem zu widersprechen, was sie "Katastrophenmythologie" nannten - einschließlich der Annahme, daß Menschen, wenn das Desaster zuschlägt, in Panik verfielen. Die Periode, die unmittelbar auf ein Desaster folgt, ist immer durch eine Zunahme von sozial verantwortlichem Handeln gekennzeichnet. Quarantelli beobachtete 1954, daß die "Häufigkeit der Panik übertrieben wurde" und ein "relativ ungewöhnliches Phänomen" ist.
Das Bombardement von Hamburg im Juli 1943 ist ein Beispiel. Es tötete zwischen 30 000 und 45 000 Menschen und machte über 900 000 wohnungslos. Aber es gab keine Panik, und innerhalb kurzer Zeit gelang es der Stadt, sich wieder auf die Beine zu stellen. Binnen fünf Monaten war sie schon wieder bei 80 Prozent ihrer vorherigen Produktion.
Seit den 1980er Jahren ist die optimistische Version dessen, wie Menschen auf Desaster reagieren, durch eine neue Welle von revisionistischen Studien infrage gestellt worden. Kai Eriksons Studie der Katastrophe vom Buffalo Vreek 1976, bei der 125 Menschen nach einem Bergwerksunglück starben, ist ein Bericht darüber, wie das Gefühl menschlicher Verletzlichkeit jeden Sinn für gemeinschaftliche Solidarität überwältigt.
Die Abwesenheit eines Konsenses über die Bedeutung und Erfahrung von Katastrophen ist eine offene Einladung für Historiker, sich an der Debatte zu beteiligen. Die Geschichte der Desaster bleibt ein ziemlich unerforschtes Gebiet. Doch in einer Zeit, in der wir über SARS und andere Viren, kataklysmische Veränderungen des Klimas, Umwelt- und technologische Katastrophen besorgt sind, könnten Erkundungen der Vergangenheit wichtige Einsichten darüber erbringen, was in Zukunft noch geschehen mag.
Frank Furedi ist Professor für Soziologie an der Universität Kent.
Artikel erschienen am Fr, 31. Dezember 2004
Ein weiterer Artikel dazu (wallstreet-online.de):
.“..Jochen Steffens weiter: "Kaum eine Reaktion ist zu erkennen, nicht der Anflug eines Schreckens belastet die Börsen. Lediglich die Aktien von Reise- und Flugunternehmen wie Versicherern gehören zu den Verlieren. Selbst in Asien schlossen die Börsen nicht so tief im Minus, wie man hätte erwarten sollen. Geschockte Erstarrung oder Gewöhnung? Ich kann es Ihnen nicht sagen. Es ist in den letzten Jahren fast zu viel passiert: Terrorismus, Kriege, Katastrophen, Hunger. Mich wundert es nicht mehr, dass wir Menschen angesichts der vielen Horrormeldungen in den Nachrichten die mitfühlenden Augen verschließen und solche Nachrichten einfach nicht mehr an uns heranlassen."
Und weiter: "Wer sollte es auch aushalten, diesen vielen Nachrichten mit tiefem Mitgefühl zu begegnen? Ich bin mir sicher, wenn wir diesen Schutzmechanismus nicht hätten, würden wir alle in eine tiefe Depression verfallen und uns wahrscheinlich letzten Endes einen Strick nehmen. Das macht natürlich keinen Sinn.“------------------------------------------------------------------------------
Folgerungen für mich:
1.) Ich habe in der letzten Zeit zunehmend erkannt, daß ich immer weniger bereit bin, reine unbewiesene Spekulationen, kommentarlos zu übergehen. Da geht es mir wie Guerrero. Aber im Grunde bringen solche „Diskussionen“ nichts, da an den zugrundeliegenden Mechanismen sich nichts ändert. Wenn ich ein Thema untersuche, versuche ich (gelingt mir nat. nicht immer) möglichst wissenschaftlich, d.h. unvoreingenommen , neutral , dies zu untersuchen. Diese Vorgehensweise ist unabdingbar um reproduzierbare Ergebnisse zu bekommen.
Bei den (Rand)Themen, die hier im Forum diskutiert werden, sehe ich diese Vorgehensweise nicht.
Es wird zuerst (meistens aus dem Bauchgefühl heraus) eine Start-Hypothese geäußert und dann selektiv nur nach Beweisen dafür, aber nicht dagegen gesucht. Ein Beispiel dazu:
Ein (ehemaliger) Forist brüstete sich nach 9/11 mit folgendem:
„ Schon 10 Minuten nach dem Anschlag war mir klar, daß dies ein inszenierter Anschlag der USA waren“Dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein, bei sowas kocht meine wissenschaftliche Ader mit Überdruck bei über 100°C.
2.)
Die Beschäftigung mit dem Kernthema (was wars doch gleich? Achja, Prophezeiungen) hat mir in letzten Monaten viel zu viel Zeit genommen, von anderen wichtigen Dingen. Vieles blieb liegen .
3.)
Die Beschäftigung mit dem Kernthema höhlt auf die Dauer auch etwas aus. Seit fast zwei Dekaden beschäftige ich mich nun damit. Es ist ja nun nur bedingt ein positives Thema (erst voll in der Sch..., dann erst ein besseres Zeitalter, möglicherweise).
Es war mir ein Anliegen, daß wir den Zeitraum eines mögl. 3.Wk einigermaßen eingrenzen können, damit JEDER die Möglichkeit hat JETZT anzufangen sich zumindest materiell darauf vorzubereiten. Ich denke dies haben wir letztes Jahr zusammen ganz gut untersucht, und sind auch mithilfe von Astrologie, Börsentechnik, solare Einflüße, Wirtschafts-Zyklentheorie etc. zu einem recht wahrscheinlichen Zeitraum gelangt.4.)
So gesehen weiß ich nicht, ob ein neues Forum, uns da weiterbringt. Wenn Johannes das machen will, no problem, ich würde mich da eintragen lassen für den Fall, daß ich etwas sensationell neues dazu beitragen kann ;-)Wenn ich etwas wirklich neues erfahre, (wie gesagt stundenlang recherchieren werde ich wohl nicht mehr) bringe ich das natürlich hier im Forum. Das Thema an sich ist zu wichtig, als daß vllt. nur ich von solchen Infos profitieren will.
Jeder kann sich dann ein eigenes Urteil bilden.5.)
Diejenigen, die die Zeit haben: recherchiert weiter, hört euch bei zeitgenössischen Sehern um, beobachtet das Weltgeschehen, gleicht ab mit den Prophs, macht euch Gedanken, und laßt bitte Randthemen außen vor, dazu gibt es viel besser geeignete Spezialforen.
Mit freundlichen Grüßen
FredPS:
Für die Neuankömmlinge hier noch ein Buchtipp:
"Armageddon" von LeoH.DeGard. Hierin wird wirklich das ganze (mögliche)Szenario mit allen Vorzeichen beschrieben. Ein hervorragendes, spannend geschriebenes Buch von einem wirklichen Prophezeiungskenner.
(im Archiv nachschauen: hab schon ein paar Kapitel hier auszugsweise gepostet)So, das wars jetzt aber definitiv, Teil 3 wirds nicht geben ;-)
(muß mich auch schon wieder sputen, hab noch einen Termin)
- Re: Abschied (Teil2): Dankesworte und Begründungen Fleecer 02.1.2005 17:55 (0)
- So long Thymos 02.1.2005 15:40 (0)
- Re: Abschied (Teil2): Dankesworte und Begründungen Apollo 02.1.2005 15:13 (0)