Re: Toxikologe: 'Dioxin typisch für Geheimdienstanschläge'
Geschrieben von NoPasaran am 13. Dezember 2004 22:27:41:
Als Antwort auf: Toxikologe: 'Dioxin typisch für Geheimdienstanschläge' geschrieben von Johannes am 13. Dezember 2004 20:44:44:
Hallo Johannes,
nur ganz kurz, ich hab' leider nicht viel Zeit.
Eigentlich ist der Hinweis auf die Folgen einer Dioxinvergiftung für unser Thema relativ unwichtig, aber bevor die Spekulationen noch weitergehen, daß die Vergiftung nur eine Erfindung der westlichen Medien sein könnte und wohl kein Anschlag der Kommunisten, wollte ich diesen medizinischen Aspekt doch kurz erwähnen. (Hervorhebung von mir, NoPaseran)Das ist imho absolut nicht der Punkt. Oder zumindest absolut nicht der Punkt, um den's mir geht.
Was wissen wir wirklich: Juschtschenko wird irgendwann im Herbst - ich hab' das damals gar nicht so mitgekriegt - krank. Sagen die Medien. Ich geh' schon davon aus, daß as stimmt. Er sieht - wenn man den Photos der Zeitungen trauen darf - auch etwas merkwürdig aus in letzter Zeit. Es ist also davon auszugehen, daß der Gesundheitstrouble ernsthaft ist.
Jetzt plötzlich heißt es offiziell Dioxinvergiftung, mit merkwürdigen Begleiterscheinungen, wie Rücktritten von Klinikchefs, einer der behandelnden Ärzte ist, wenn man dam Spiegel glauben darf, Urkainer - okay, mag sein, daß letzteres wirklich Koinzidenz ist, Wien war immer ein Sammelbecken für Osteuropa, ich hab' da lang genug gelebt -, obwohl im Medienrauschen auch einiges merkwürdig war: In einem FAZ-Artikel, den JeFra jüngst zum Thema verlinkt hat, keine Zeit, den Link zu suchen, stand, daß Juschtschenko's Dioxinwerte um den Faktor 1000 erhöht gewesen wären - was ist bei so einem Gift eigentlich Normalzustand ? -, sich inzwischen aber wieder bei normal eingependelt hätten, und das ist nun definitiv - auf gut wienerisch - ein Koffer, und zwar ein Mordskoffer: Dioxin hat eine sehr hohe biologische Halbwertszeit, JeFra schrieb was von acht Jahren, und auch das Daunderer-Interview - der Mann gilt übrigens als toxikologische Koryphäe - geht in eine ähnliche Richtung.
Ich würde sagen, daß, was der Daunderer als Toxikologe sagt, hat Hand und Fuß. Als Toxikologe, nicht als Geheimdienstfachmann. Sprich: Wenn Juschtschenko wirklich mit Dioxin vergiftet worden ist, werden wir das spätestens in einem halben Jahr wissen. Wenn Juschtschenko gewählt wird und in einem halben Jahr immer noch fröhlich als Amtsträger auf Tour geht, dann wissen wir, daß was nicht stimmen kann. Denn wenn er wirklich mit Dioxin vergiftet wurde, dann würde ich, mit Seitnenblick auf den Daunderer, mal sagen, das schafft er nicht.
Was wir dann wissen, wird sein, daß er tatsächlich - oder mit fast schon an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit - mit Dioxin vergiftet wurde. Und natürlich kann da jeglicher dem Einflußbereich Rußlands angehörige Geheimdienst dahinterstecken, keine Frage.
Nur: Das ist nicht der Punkt.
Der Punkt ist: In London gehen zwei Millionen Leute gegen den Irak-Krieg auf die Straße, und was bewirkt das, außer zwei Tagen Schlagzeilen ? Nichts !
In Kiew machen ein paar zehntausend oder hunderttausend Hanseln und Greteln - deren Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung ich in keiner Weise antasten möchte; nur werden sie leider von denen, die de facto die Strippen ziehen, dermaßen kalt funktionalisiert und verarscht, daß mir fast schon das Messer in der Tasche aufgeht vor Wut - in Kiew machen ein paar zehntausend oder hunderttausend Hanseln und Greteln Rabbatz, über Wochen hinweg - wo, bitte, kommt da das Geld her, um das zu organisieren und am Laufen zu halten ? Sowas kannst Du als Staatsmacht veranstalten, aber als Opposition in einem bitterarmen Land wie der Ukraine ? - und unsere lieben Medien stehen Kopf.
Der Punkt ist der: Ich unterstelle, daß die Leute, die Interesse daran hatten, daß betreffend der Anti-Irakkriegsdemo in London die Wellen möglichst bald abebben, auch die Leute sind, die Interesse daran haben, daß es in der Ukraine schön weiter kocht und brodelt. Im Hintergrund steht Öl: Das kaspische Becken. Die Strategie lautet: Verhindern, daß sich eine Macht entwickelt, die den USA irgendwie paroli bieten kann. Was da jetzt abläuft, ist das Aufbauen jener Spannungen, die letztlich zum russischen Überfall auf Westeuropa führen werden. Und man möge bitte im Auge behalten, daß hier nicht die Russen versuchen, im Hinterhof der USA einen Fuß in die Tür zu kriegen, sondern daß das Ding genau umgekehrt läuft.
Nicht, daß ich einen Funken Sympathie hätte für die gegenwärtige russische Führung, und die ukrainische genausowenig, nur: Das, was den Globus in's Chaos stürzen kann - und wird -, ist die momentane Strategie der Amerikaner, nicht die der Russen.
Wer das nicht sieht, ist politisch blind - 'tschuldigen schon, aber.
Was Juschtschenko betrifft: Der war in ersten Hälfte der neuziger Jahre der IWF-Mann in der Ukraine. Ich ge'Ä mal davon aus, daß der schon wußte, worauf er sich einläßt. Stimmt, jeder Tote ist ein Toter zuviel, und ich wünsch' ihm nichts derartiges, aber mein Mitleid mit ihm hält sich, offengestanden, in Grenzen.
lg NoPasaranBtw: No intentional typos in here. Hope I caught them all. Fear I didn't .....
- Re: Toxikologe: 'Dioxin typisch für Geheimdienstanschläge' JeFra 14.12.2004 06:37 (0)
- Re: Toxikologe: 'Dioxin typisch für Geheimdienstanschläge' JoeKaiser 13.12.2004 22:38 (0)