Re: Bereitet sich die ukrainische Opposition auf einen Waffengang vor?

Geschrieben von Swissman am 02. Dezember 2004 01:49:45:

Als Antwort auf: Re: Bereitet sich die ukrainische Opposition auf einen Waffengang vor? geschrieben von another am 01. Dezember 2004 07:43:26:

Hallo another,

>Es sieht ganz so aus, als würde die Aussage des Waldviertlers regelrecht bilderbuchartig eintreffen. Schade, dass sie nirgendwo schriftlich veröffentlicht wurde, denn damit hätte man einen schönen Beweis, das unsere Prophezeiungen doch nicht so weit hergeholt sind.

Wenn ich mich recht erinnere, wird der WV in einem der einschlägig bekannten Werke dahingehend zitiert, dass es vor dem eigentlichen WK3 zu einem Konflikt im polnischen Grenzgebiet kommen werde. - Der historisch durchschnittlich uninformierte Zeitgenosse wird einen Konflikt in Ostgalizien wohl glatt als Fehlprognose einstufen. :-(

Aber wir wissen ja, was der WV damals in München gesagt hat... ;-) - Zudem müsste sich wohl auch im Forumsarchiv der eine oder andere Beitrag finden lassen, der auf die Aussage Bezug nimmt.

>Sollte es zu einem Bürgerkrieg kommen, dann würde dieser aufgrund der (pro-)russischen Übermacht wohl schnell auf die westliche Ukraine begrenzt werden, eben dort wo Ostgalizien liegt, oder was meinst du, Swissman?

Sehe ich auch so, zumal der Osten der Ukraine unter Stalin systematisch russifiziert wurde (die Gegend gilt immer noch, bzw. wieder als kommunistische Hochburg). Da ethnische Russen dort vielfach sogar in der Mehrzahl sind, wird dort der Widerstand gegen eine russische Intervention gegen Null gehen. - Im Gegenteil: Es ist davon auszugehen, dass man die russische Armee im Osten mit Brot und Salz empfängt...

Im Gegensatz dazu spielen in der Westukraine, einschliesslich Galizien, ukrainisches Nationalbewusstsein und praktiziertes Christentum eine prominente Rolle. Nicht ohne Grund konnten sich Stepan Banderas Patisanen in dieser Gegend bis weit in die Fünfzigerjahre hinein halten. Tatsächlich gilt Bandera in diesem Landesteil als der ukrainische Nationalheld schlechthin, und verschiedene politische Gruppierungen berufen sich explizit auf ihn und seine OUN.

Anfangs der Neunzigerjahre habe ich im TV eine Reportage über ukrainische Frewillige gesehen, die in Tschetschenien gegen die Russen kämpften. Gegenüber dem Kamerateam legten sie Wert darauf, keine Söldner zu sein: Ihre Motivation sei vielmehr, dass (ihrer Meinung nach) in Moskau immer noch die KP am Ruder sei. Daher müssten sie als Ukrainer davon ausgehen, dass Moskau früher oder später versuchen werde, die Ukraine zurückzuholen! Für sie sei es daher Ehrensache, die Tschetschenen gegen den gemeinsamen Feind zu unterstützen. - Ein tschetschenischer Kämpfer fügte hinzu, dass er seinen ukrainischen Waffenbrüdern am Tag X auf dieselbe Weise helfen werde.

Gerüchteweise hiess es damals gelegentlich, dass neben einem ukrainischen Kontingent auch Balten und Angehörige diverser kaukasischer Bergvölker (Christen UND Moslems) in Tschetschenien aktiv seien. - Dies war allerdings, bevor Wahhabiten und Doppelagenten in Tschetschenien die Initative an sich gerissen haben. - Man muss davon ausgehen, dass von den damaligen tschetschenischen Kämpfern nur wenige überlebt haben (falls überhaupt).

Gesichert ist, dass der rechtmässige georgische Präsident Zviad Gamsachurdija von Tschetschenien aus, mit Wissen und Unterstützung des dortigen Präsidenten Dudajew, seinen (leider gescheiterten) Versuch einer Konterrevolution gegen den Putschisten Schewardnadse vorbereitete. Angeblich soll sich unter Gamsachurdijas Truppen eine grössere Anzahl internationaler Freiwilliger (darunter nicht wenige Ukrainer) befunden haben...

Da die Konterrevolution letztlich scheiterte, dürften die Verluste auch in den Reihen der internationalen Freiwilligen hoch gewesen sein. - Zwiad Gamsachurdija selbst wurde auf dem Rückzug ermordet.

Trotzdem ist davon auszugehen, dass es in der Ukraine einen harten Kern überlebender, antikommunistischer Kaukasus-Veteranen gibt, die ihre Erfahrungen, aufgrund ihrer Motivlage wohl kaum für sich behalten, sondern an Gleichgesinnte weitergegeben haben dürften.

Dass die Westukraine eine russische Oberherrschaft ohne weiteres akzeptieren würde, halte ich daher für eher unwahrscheinlich. Die Rote Armee würde hier zwar durchaus einmarschieren können, die wahrscheinliche Folge dürfte aber ein Kleinkrieg gegen antikommunistische, patriotische Kräfte sein... möglicherweise mit Beteiligung ausländischer Sympathisanten (dabei ist vor allem an Balten zu denken, für die ein russischer Einmarsch in der Ukraine eigentlich ein Alarmsignal ersten Ranges sein müsste). - Dass die Russen ähnlich zahm vorgehen würden, wie es die Amerikaner im Irak tun, darf allerdings bezweifelt werden. Zumindest ebenso unwahrscheinlich ist, dass die europäische "Friedensbewegung" deswegen auf die Strasse gehen würde...

Nach Möglichkeit wird Putin aber wohl versuchen, die Wahlen durch die üblichen Tricks und Betrügereien in seinem Sinner regeln zu lassen - nicht dass der Westen womöglich noch vorzeitig aufwacht... ;-)

mfG,

Swissman


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