Re: Ihr redet dabei am eigentlichen Punkt vorbei

Geschrieben von Johannes am 26. November 2004 14:33:08:

Als Antwort auf: Laber keine Scheisse verdammt noch mal geschrieben von Danan am 26. November 2004 14:12:30:

> Ein Mensch, der in seinem Land, in dem es keine Rechtsprechung und kein
> Gesetz gibt, welches allgemeingültig ist sich mit anderen zusammentut und
> bewaffnet ist kein Terrorist.


Hallo Danan, Napo und andere,

wie wäre es, die Dinge erstmal ein wenig zu trennen?

> Einige sind nur desswegen in Haft gekommen, weil sie den dorte herrschen-
> den mit den Amis kooperierenden Warlords ein Dorn im Auge waren.

Dies kann durchaus sein. Und ich stimme Dir auch zu, daß jemand leicht als Terrorist gelten kann, obwohl er nur sich und die seinen verteidigen will. Nur, vom warmen Wohnzimmer aus die Frage immer wieder durchzukauen, was nun vor Ort gerechtfertigt ist und was nicht, das hilft uns hier nicht viel weiter. Für die Entwicklung einer allgemeinen Ethik sind das alles interessante Überlegungen, aber hier, was bringt uns das?

Und bevor mir wieder jemand vorwirft, ich würde damit wer weiß was rechtfertigen wollen: Nein, es gibt noch andere Sichtweisen als die "Wer nicht dauernd die Untaten der USA brandmarkt und alles für gelogen hält, was die USA sagen, der ist für diese Untaten".

Meine Sicht ist eine andere: Die USA haben ganz enorme Kosten für Guantanamo, sie riskieren dafür einen erheblichen Imageverlust, sie reiben sich durch die Diskussion auch teilweise auf. Also schließe ich daraus, daß sie die Gefangennahme genau dieser Leute für so wichtig halten, daß dies die negativen Folgen rechtfertigt. Ihr Ziel ist nicht, die falschen Leute gefangenzunehmen, und so führt der Punkt ins Leere, wenn wir die USA im Hinblick darauf betrachten, daß es doch eine Sauerei ist, die falschen Leute gefangenzunehmen. Interessanter wäre eher die Frage, warum sie bereit ist, Kosten und innen-/außenpolitische Risiken in Kauf zu nehmen, obwohl klar ist, daß sie nicht immer die Richtigen erwischt.

Ich sehe es als Abwägung: Einige Gefangene scheinen den USA dermaßen wichtig, daß sie in Kauf nimmt, die falschen Leute zu erwischen. Darum geht es und das erklärt die Folgehandlungen. Mit der dauernden moralischen Bewertung verbauen wir uns nur den Blick darauf, wie sich das weiter entwickeln könnte, z.B. für Afganistan/Guantanamo, aber auch für evtl. andere Gruppen bzw. Taten. Welche moralische Bewertung dazu besser ist, diese Frage ist zweitrangig. Wichtiger ist es, die jeweiligen Handlungen aus der Perspektive des Handelnden nachzuvollziehen, nicht aus der Sicht der anderen moralisch zu bewerten.

Gruß

Johannes



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