Einspruch abgewiesen
Geschrieben von Swissman am 20. November 2004 00:56:09:
Als Antwort auf: Einspruch! geschrieben von Wizard am 19. November 2004 07:34:58:
Hallo Wizard,
Die zahl 666 tauchte meines Wissens nach auch erst mit der Einführung des gregorianischen Kalenders auf. Bei der Einführung des selben wurde nämlich gleich die Gründung des Islam auf das Jahr 666 datiert, womit man dann einen Grund für die Kreuzzüge hatte.Dazu zwei Einwände: Zum einen gibt es, wie Dir jeder Papyrologe bestätigen kann, nachgewiesenermassen antike Ausgaben der Johannes-Offenbarung, die Jahrhunderte vor der Kalenderreform verfasst wurden - inklusive die Zahl 666.
Zum anderen habe ich doch gewisse, wie ich glaube durchaus berechtigte, Zweifel hinsichtlich der Notwendigkeit, im Jahr 1582 eine Begründung für die 1095 aufgenommenen Kreuzzüge nachreichen zu müssen... Die Zweifel sind umso stichhaltiger, als die Epoche der Kreuzzüge ja bekanntlich bereits 1291, als mit Akkon der letzte Kreufahrerstaat fiel, ihr endgültiges Ende gefunden hatte...
Um die Notwendigkeit der Kreuzzüge zu begründen, war es gar nicht notwendig, den Leuten derart abwegige Spekulationen zu verkünden - diese war (und ist), insbesondere für die Zeitgenossen, völlig offensichtlich: Der Islam hatte der Christenheit das Heilige Land, die Levante, Mesopotamien, weite Teile Kleinasiens, ganz Nordafrika, fast die ganze iberische Halbinsel sowie Teile Siziliens und des italienischen Festlandes abgenommen (vorübergehend hatte sich sogar eine Garnison auf den Bündner Alpentransversalen eingenistet - sich aber schliesslich an den wehrhaften Berglern die Zähne ausgebissen).
Zudem operierten (staatlich organisierte) islamische Seeräuber in weiten Teilen des Mittelmeeres so gut wie ungestört und übten dort faktisch die Seeherrschaft aus. Dieser Zustand war übrigens einer der Hauptgründe dafür, dass sich Frankreich später im Maghreb kolonial engagierte. Noch heute findet man entlang vieler südeuropäischer Küsten auf erhöhten Positionen sogenannte Sarazenentürme - Diese dienten als Wachtürme, um die Zivilbevölkerung vor herannahenden Piraten, bzw. Sklavenhändlerschiffen zu warnen.
Nach vier Jahrhunderten in der strategischen Defensive war es an der Zeit, die Flut zu stoppen und dem Feind die Initiative zu entreissen. Da die damals lebenden Europäer dies natürlich wussten, stiess der Kreuzzugsgedanke sofort auf begeisterten Zuspruch. Die heute vorherrschenden linken "Historiker" und Pädagogen interpretieren die Geschichte natürlich etwas anders - weil es ihnen so besser ins Konzept passt. Bedauerlich ist, dass diese Leute ihre Fehlinterpretation nun schon seit Jahrzehnten Schulkindern, die es nicht besser wissen (können), eintrichtern und ihnen deswegen nicht selten ein schlechtes Gewissen anerziehen dürfen. - Die Islamisten sehen diese Art von Defätismus zweifellos mit grösstem Wohlgefallen.
Persönlich verspüre ich aufgrund der Kreuzzüge übrigens nicht die Spur eines schlechten Gewissens, ein gewisser Stolz ist hingegen durchaus vorhanden. Ganz besonders stolz bin ich darauf, dass die erwähnte arabische Garnision in Graubünden anlässlich eines Raubzuges in den süddeutschen Raum auf ihrem Rückmarsch im St. Galler Rheintal von den Einheimischen gestellt und restlos aufgerieben wurde - es ist daher mehr als nur wahrscheinlich, dass sich unter meinen Ahnen Teilnehmer dieser Schlacht befinden dürften.
Um nun aber zur Kalenderreform zurückzukehren: Die Kreuzzüge waren bei Einführung des Gregorianischen Kalenders schon längst Vergangenheit. - 1582 beschäftigte die Leute auf religiösem Gebiet primär die Frage der Reformation. Da Europa nun vorübergehend mit sich selbst beschäftigt war, übersah man, dass sich auf der anatolischen Halbinsel ein neues Unwetter zusammenbraute...
mfG,
Swissman
- Re: Einspruch abgewiesen Wizard 20.11.2004 04:35 (0)