Re: Das Problem ist die Überschuldung, nicht der Zins an sich
Geschrieben von Johannes am 22. Oktober 2004 13:42:13:
Als Antwort auf: Re: Das Problem ist die Überschuldung, nicht der Zins an sich geschrieben von Bonnie am 22. Oktober 2004 13:18:59:
> Der Zins ist nicht der Systemfehler, sondern der Zins der Zentralbank. Damit
> wird Geld geschaffen, ohne Gegenwert und der ist "schuld" am Zwang zum Wirt-
> schaftswachstum.
Hallo Bonnie,
wobei es mir aber wichtig ist zu beachten, daß hier der Grundzinssatz der Zentralbanken im Prinzip das gleiche ist wie die "Umlaufgebühr" der Freigeldanhänger. Beide wollen Geld herausgeben und beide verlangen dafür eine Nutzungsgebühr. Die Zentralbank verlangt die Gebühr über den Grundzins (derzeit ca. 2%, die von allen Geldnutzern gemeinsam zu erbringen sind), die Freigeldleute dadurch, daß die Gültigkeit ihrer Scheine jedes Jahr für eine Gebühr von z.B. 5% verlängert werden muß (hier zahlt hauptsächlich der Schwächste in der Kette, der am Stichtag auf den nun ungültigen Scheinen sitzenbleibt).
Nun bläht sich das ursprüngliche Bargeld aber auf, weil es vielfach hin und her verliehen wird. Genau diesen Teil lassen die Freigeldleute in ihrer Argumentation weg, denn erst hierdurch entstehen die enormen Summen, die schließlich nicht mehr zu zahlen sind und zum Kollaps führen.
Natürlich klingt es gut, nur eine geringe Nutzungsgebühr für das Geld zahlen zu müssen, ohne Zins und Zinseszins. Aber im Freigeldsystem würde genauso Geld geliehen (Investitionen und Konsumkredite) und mithin würden sich die gleichen Probleme auftun, wenn wir die Überschuldung nicht in den Griff bekommen.
Die Frage, wie ich den Urzins des Geldes eintreibe (ob als gleichmäßig verteilten Zins oder als Nutzungsgebühr zu einem bestimmten Stichtag) halte ich erstmal für nebensächlich. Beides stellt erstmal einen im Verhältnis ganz geringen Betrag dar. Eine "Nutzungsgebühr" im Rahmen wie Strom oder Telefon. Die man halt erarbeiten muß, um sie nutzen zu können, aber dafür stellt die Herausgabe des Geldes auch eine Dienstleistung dar, die unsere Arbeit effektiver macht, als wenn ich meinen Zahnarzt z.B. in Äpfeln bezahlen müßte, die der vielleicht gar nicht will.
Das eigentliche Problem sind die Schulden, die zur "Nutzungsgebühr" des Geldes hinzukommen, und die so hoch sind, daß sie nicht kurzfristig zurückgezahlt werden können, daher also exponentiell wachsen. Das müssen wir in den Griff bekommen, die Frage, wie die Nutzungsgebühr erhoben wird, ist da unwesentlich.
Gruß
Johannes