Peak Oil

Geschrieben von Swissman am 24. September 2004 03:31:46:

Als Antwort auf: Die Nachrichten für Peak Oil mehren sich geschrieben von franke43 am 23. September 2004 14:13:05:

Hallo franke43,

>Demnach hat sich das Wall Street
>Journal auf der Titelseite dieser Problematik
>angenommen. D.h. Peak Oil gilt nicht mehr als das
>Steckenpferd notorischer "Schwarzseher" in der
>Ölbranche, sondern wird allmählich offiziell
>zugegeben.

Ich habe gestern die Lektüre von Kenneth S. Deffeyes' "Hubbert's Peak" abgeschlossen. Auf dem Einband wird aus mehreren (durchaus zustimmende) Rezensionen zitiert. Vertreten sind Newsweek, Nature, Scientific American, Boston Globe, American Scientist, Economist und New Scientist. Vor etwa einem Monat hat auch Al Jazeera einen Bericht über den "Peak Oil" veröffentlicht.

Persönlich bin ich mir hinsichtlich des Fördermaximums, seit ich Thomas Gold's "Deep Hot Biosphere" gelesen habe, nicht mehr so sicher, wie ich es ursprünglich einmal war: Thomas Gold vertritt die Ansicht, dass zumindest ein Teil des Erdöls nicht biologischen Ursprunges ist. Wenn seine Theorie zutrifft, müssten die Erdölvorkommen weitaus grösser sein, als bislang vermutet: Erdöl könnte dann nämlich auch in geologischen Formationen vorkommen, die nach heutiger Lehrmeinung unmöglich Kohlenwasserstoffe enthalten dürften.

Tatsächlich gelang es ihm bei einer Testbohrung, in Granit (!) Erdöl zu finden (was ja eigentlich völlig unmöglich sein müsste). - Der Test fand übrigens im schwedischen Rättvik statt, in einem Impaktkrater (Gold bezeichnet ihn als "Siljan Ring") von über 40km Durchmesser. Die Testbohrung musste schliesslich aus finanziellen Gründen und der Beschaffenheit der ölführenden Gesteinsschicht abgebrochen werden. - Die Gesteinsschicht bestand, wenn ich mich recht erinnere, aus sehr feinem Material, das jeweils nach kurzer Zeit das Bohrloch verstopfte.

Gold geht davon aus, dass das Gestein in grösserer Tiefe bessere Eigenschaften aufweist. - In diesem Fall hält er es für realistisch, dass das Ölfeld ergiebig genug wäre, um Schweden für lange Zeit von Erdölimporten unabhängig zu machen.

Vor allem die Tatsache, dass es Gold gelungen ist, mithilfe seiner Theorie tatsächlich Öl zu finden, und dies an einer Stelle, an der es nach geltender Lehrmeinung keines geben dürfte, scheint mir ein gewichtiges Argument für die Richtigkeit seiner Idee zu sein.

Gold's Theorie ändert jedoch nichts daran, dass die bekannten und derzeit genutzten Erdölvorkommen in absehbarer Zeit ihr Fördermaximum erreichen werden (oder bereits erreicht haben). - Die Peak-Oil-Probleme bekommen wir so oder so: Deffeyes schreibt, dass im Durchschnitt von der ersten Exploration bis zur erfolgreichen Erschliessung eines Ölfeldes zehn Jahre vergehen. - Die Erdöllagerstätten, die es nach Thomas Gold's Theorie möglicherweise zusätzlich gibt, dürften sogar eher noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, handelt es sich doch hier um wissenschaftliches Neuland. Gerade am Anfang wird man um den einen oder anderen Fehlschlag wohl nicht herumkommen.

Immerhin scheint mittelfristig Grund zur Hoffnung zu bestehen...

mfG,

Swissman


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