Re: @B.B: Zinseszins-Problematik (off topic ?)

Geschrieben von BBouvier am 27. August 2004 04:08:38:

Als Antwort auf: @B.B: Zinseszins-Problematik (off topic ?) geschrieben von LUX am 26. August 2004 21:37:


Hallo, Lux!

Ich bin auch nur "angelesener" Geldfachmann, bilde mir aber ein,
doch ein wenig Durchblick mir erarbeitet zu haben.
Empfehlen möchte ich Dir ein beliebiges Buch von
Paul C. Martin dazu, oder, - besser noch - :
etwas von ^Günther Hannich.
Unten weiter:


"""Hast Du 100.- im Geldbeutel, hat ein Anderer
>genau 100.- Schulden.<<
>Dann müßte ja der Summe des Volksvermögens der Bundesrepublik eine ebensolche Verschuldungssumme gegenüberstehen, ist das so ?""""

Ja.
Was Du im Geldbeutel hast, sind nur die "Schuldscheine" Anderer.
Und Dein Geld auf der Bank leiht die ja weiter aus.
Wer meint, er sei "reich", weil er 100.000.-
hat, kann sich bös schneiden.
Denn wenn mal diese Schuldscheine nicht mehr
angenommen werden, steht er mit einer Forderung
über 100.000.- gegen "irgendwen" im Dunkel.

"""Geld" sind nämlich umlaufende Schuldscheine.
>Und "Geld" entsteht dadurch, dass Jemand
>eine Geschäftsidee hat, und dann wird ihm dieses Geld gedruckt<<
>daraus folgt das zu Zeiten des wirtschaftlichen Optimismus (z.B. während der "New economy" eine Höhere Geldmenge als jetzt zu verfügung gestanden hat. War das denn so?"""

Soweit ich weiss, sicherlich nicht.
Denn einmal umlaufende Schuldscheine= "Geld", lässt sich nicht mehr vernichten.
Mal ein (abstraktes) Beispiel:
Es sei ein "neuer" Staat.
"Geld" existiert noch nicht.
Jemand hat nun die Idee, eine Würstchenbude aufzumachen.
Bank prüft, billigt, Staat druckt das "Geld".
Sagen wir mal: 10.000.-
Die kriegt der Würstchenmensch.
Der hat nun 10.000.- "Schuldscheine".
Baut davon die Bude, zahlt Standpacht, kauft Brenner, Kessel,
Würstchen etc.
Das Geld ist weg, das haben nun die Zulieferer.
Die kaufen damit bei ihm Würstchen.
Das Geld fliesst zurück.
Nun muss der Würstchenmensch aber pro Jahr
5% Zinsen zahlen.
Er tilgt die Gesamtsumme nach 10 Jahren,
muss demnach vielleicht so 17.000.- zurückzahlen.
Im gesamten System sind aber nur 10.000.-
vorhanden!
Das ganze System kollabiert, wenn die Wirtschaft
nicht "wächst", dass heisst, wenn der Würstchenlieferer
nicht expandiert und ebenfalls Schulden macht, weiteres(!) Geld
gedruckt wird, womit die Gesamtschulden weiter steigen.
DESHALB!! ist fortlaufendes "Wirtschaftswachstum"
den Politikern so wichtig.
Die Geldsumme wächst jedoch durch Zinsen und Zinseszinsen stets
schneller (da exponential) als das die Wirtschaft je könnte.
Sie kann! ja auch nicht endlos wachsen. Was sie müsste.
Wir sind nämlich auf der Erde.
Die Geldmenge verdoppelt sich so alle 12 Jahre.
Die Wirtschaft jedoch nicht.
Und so bei der 5. oder 7. "Verdoppelung" kollabiert das
System zwingend, weil derart viel Geld für Zinsen aufgebracht
werden muss, dass zum Konsum nichts mehr bleibt.
Die Wirtschaft kann nicht mehr weiter "investieren"
= Schulden machen, da der Absatz stockt.
Überproduktion, Arbeitslosigkeit.
Kollaps.
Revolution(?)

Alles klar?

Herzlich,
BB

>Fragt sich LUX
>P.S.
>...ich habe das bisher so verstanden, das nach dem Ende des Goldstandards (Bretton Woods) die erzeugten Waren und Dienstleistungen eines Landes (also aller seiner produktiven Bürger) den Wert der Währung eines Landes verkörperten und eben weniger produktive Länder deshalb eine schwächere Währung hatten (war natürlich in der "Vor-Euro-Zeit" so.
>LUX



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