Aber stimmt das so ?

Geschrieben von franke43 am 18. August 2004 09:56:34:

Als Antwort auf: Re: "Der Untergang des Abendlandes" geschrieben von BBouvier am 17. August 2004 20:59:30:

Hallo

Spenglers zyklische Geschichtsdeutung stimmt - wie so
vieles - "in etwa", aber nicht streng. Ausserdem
beschreibt Spengler Abläufe über viele Jahrhunderte,
z.B. den Aufstieg und Fall des Römischen Reiches oder
anderer Grossreiche.

Wie kommt es, dass z.B. China trotzt zeitweiligem
Verfall und vorüebrgehenden Reichsteilungen immer
wieder im Ganzen und unter demselben kulturellen
Vorzeichen auferstanden ist ?

>>>Es verbleiben "Fellachen", die der Landnahme junger,
>>>tatkräftiger Völker anheimfallen.

Heute verbleiben auf den Latifundien nicht mal mehr
Fellachen, denn die Sklavenarbeiter und leibeigenen
Bauern hat man längst durch dieselölgetriebene
Mammutmaschinen ersetzt.

>>Irre daß hier immer noch viele zurück zur 'Kleinstaatlichkeit' wollen, das >>macht es den anderen umso leichter.
>>Joe,

Weder die Einzelstaaten der EU noch die gesamte EU in
Einheit könnten heute einem ernsten und geplanten
Angriff von aussen etwas entgegensetzen. Die EU hat
es "nur" geschafft, Kriege zwischen Mitgliedsstaaten
zu verhindern oder auf kleine regionale Dauerbrenner
(Nordirland, spanisches Baskenland) zu begrenzen.

>""Wir können nur als Europa bestehen, jedes Volk alleine besitzt heute viel zu >wenig menschliches, wirtschaftliches und geografisches Potenzial""
>Wer wollte Dir da widersprechen!

Ich nicht.

>Bischen Philosophie gefällig,
>nur so Gedanken, ohne Anspruch auf Richtigkeit(?):
>„Kultur“ und ihre Ausformungen bilden sich inselartig
>nur in engen, regionalen, konkurrierenden Kantonen.
>Um dann von ganzen Regionen, die artverwandt sind, hinsichtlich dieses
>speziellen, lebendigen Lebensgefühls, übernommen zu werden.

Tja, für gut Befundenes breitet sich aus und macht Schule.
Aber es gab auch die Zwangsausbreitung durch Eroberung
und Kolonisierung, siehe Römisches Reich.

>Hat der „Fortschritt“ erst halbe Kontinente übernommen und geeint,
>ist die Epoche der Kultur längst vergangen:
>Zivilisation= Geld plus Technik.

Wobei das ja nicht schlecht wäre, wenn dadurch die
Bedrohungen dieser grossen Gebilde im innern und
von aussen gebannt wären.

>Kantone und Fürstentümer sind noch lebendige und konkurrierende Lebewesen.
>Sie wachsen und führen Kriege.

LEIDER führen sie Kriege. Krieg bringt Leid, und Leid
mögen wir nicht. Es ist legitim, sich von unnötigem
und vermeidbarem Leid befreien zu wollen. Ich lasse mir
auch einen Zahn lieber mit als ohne Betäubung ziehen,
wenn es denn soweit ist, dass er raus muss. Auch dusche
ich (leider) lieber warm als kalt, gerade weil ich
weiss, wie sich die berühmte kalte Dusche anfühlt.

>Bundesstaaten und Staatenbunde sind sterile, verwaltete Bürokratenwesen.
>Sie führen untereinander keine Kriege mehr.

UND DAS SOLL SCHLECHT SEIN ?

Verdun, Somme ? Nein danke ! Wenn ich mir wünschen dürfte,
dass EIN Phänomen aus der menschlichen Geschichte völlig
und ersatzlos gestrichen würde, würde ich mir das völlige
Verschwinden von Krieg, Bürgerkrieg und Gewalt im Kleinen
wünschen.

>Weil sie längst tot sind.

Aber stattdessen opfern sie nicht mehr ihre Bürger auf
Schlachtfeldern und Schlachtbänken wie Verdun, Somme,
Ypern oder Stalingrad.

>Nicht, wegen besserer Einsicht, sondern wegen innerer Erschöpfung
>und fortgeschrittener Vergreisung des „Rassegefühls“.

Rassegefühl dient dazu, zwischen "UNS" und "DENEN" zu
unterscheiden und ein Gefühl der Feindschaft oder
zumindest der latenten Bedrohung zu erzeugen. Und
wenn dieses Gefühl auf beiden Seiten erzeugt und
aufrechterhalten wird, dann beginnt diese Bedrohung
zur Wirklichkeit zu werden.

>(„Rassegefühl“ philosophisch im Sinne Spenglers)
>Wegen Hedonismus der Bewohner und sonstiger „Flausen“.

Ist es verkehrt, lieber angenehm als unangenehm zu leben ?
Ich sehe im Kampf keinen Selbstzweck, sondern ein leider
immer wieder unvermeidbares Übel.

>Dann ist das Ende nah:
>Innerer Kollaps.

Aber nur wenn nebenan solche das Messer wetzen, die
(noch oder wieder einmal) kampflüstern und auf Beute
oder eroberung aus sind. So wie unsere Vorfahren zur
Zeit der Völkerwanderung.

>Siehe: SU. (US wird folgen und demnächst ebenso zerfallen)
>Trotz räumlich-militärischer Ausdehnung,
>die oberflächlich durchaus imposant erscheinen mag.
>Es fehlen nämlich sämtliche "lebendigen" Bindungen und Impulse.
>BB

Dennoch: ist das Leben in einer Pax Romana nicht viel
schöner und angenehmer als das Leben z.B. in der
Völkerwanderung ?

Nur leider war die Pax Romana eine Fiktion.

Die meiste Zeit im späten Kaiserreich war ständiger
Bürgerkrieg zwischen konkurrierenden Kaisern. Das
römische Reich zerfiel nicht, weil es nicht mehr
kriegerisch war, sondern weil die militärischen
Keräfte im Innern für die Eskapaden von Kaisern
verbraucht wurden, die wahllos von irgendwelchen
Legionen ausgerufen worden waren. Unsere Vorfahren
waren über diesen Umstand wohl unterrichtet und
nutzten immer wieder schwache Momente aus.

Gruss

Franke




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