Kommentar 2

Geschrieben von franke43 am 13. August 2004 12:47:55:

Als Antwort auf: Re: still mitlesen, wenn ich das koennte... geschrieben von Dunkelelbin am 13. August 2004 00:28:39:

Hallo Dunkelelbin

In Kommentar 1 habe ich schon einiges abgelassen.

>Wir betrachten das Wort *Evolution* in einer Wertigkeit die so gar nicht >existiert. Jedes Lebewesen verfügt über einen Pool von unterschiedlichen >Fähigkeiten. Intelligenz ist nur eine davon und nur wichtig, wenn sie zum >Überleben verwendet werden kann. Einer Ameise würde eine musikalische >Hochbegabung in ihrer Überlebensstrategie wohl eher hinderlich sein.

Klar, im Ameisenhaufen werden auch keine Opern
aufgeführt.

>>wenn die dunkle elbin hochintelligent ist, hat sie eben ein paar vorteile auf ihrer seite. obwohl mein IQ sich in "normalo" bereichen befindet, kann ich so etwas aber nicht als existenzielle bedrohung sehen. im gegenteil.
>Ähm, könnt ihr mal bitte die Diskussion um meinen IQ etwas runterfahren? Ich >habe den Fehler begangen für meinen ersten Diskussionsstrang meine persönliche >Erfahrung als Beispiel zu verwenden. Damit wollte ich keineswegs den Eindruck >vermitteln, dass ich *etwas Besonderes* sei, sondern eher durch dieses >Beispiel darauf hinweisen, was alles möglich ist, wenn man sich ein wenig >bemüht, schließlich bin ich ja keine Ausnahme.

OK Entschuldige, wenn ich aus Deinem ungewöhnlichen
Werdegang auf die natürlichen Voraussetzungen dafür
geschlossen habe. Klar ist mit Anstrengung vieles
möglich, aber um es Dir gleichzutun, braucht man
mehr als nur die Bereitschaft, seine Kindheit und
Jugend dem Lernen zu opfern. Um es mit Wilhelm
Busch zu formulieren, bei dem ein Frosch auf einen
Baum kriecht und dann einen missglückten Flugversuch
hinlegt:

Wenn einer, der mit Mühe kaum
gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, dass er ein Vogel wär,
SO IRRT SICH DER !

Und so erginge es uns Normalos beim Versuch, es
Dir gleichzutun.

>Ich selbst stoße täglich an meine geistigen Grenzen und komme mir oft genug >ziemlich dumm vor - manchmal, wenn auch selten, im direkten Vergleich im >Umgang mit Menschen. Ich kann niemals alles Wissen aufnehmen , geschweige denn >es auch noch verstehen und umsetzen. Mir ist vollkommen bewusst, dass ich >NICHTS weiß, denn mein Wissen ist absolut begrenzt wenn ich es mit dem was IST >vergleichen wollte.

Das zeigt nur, dass Du ausser Deiner Intelligenz auch
zur sokratischen Weisheit gefunden hast. Ein Ergebnis,
das bei Dir gar nicht ausbleiben kann. Faust gerät ja
auch schon am Anfang an dieselbe Stelle.

Und man muss sich ja nur mal die Regalkilometer an
wissenschaftlicher Primärliteratur ansehen, um zu
verstehen, dass diesen Ozean an Faktenwissen kein
menschliches Wesen mehr überblicken kann - von
einzelheitlicher Kenntnis gar nicht anzufangen.

>>>Für mich auch, obwohl ich mich nur sehr ungern
>>>geistig unterlegen fühle. Fühlt sich nicht gut
>>>an, glaub´s mir. Denn Du selber hast diese
>>>Erfahrung ja nie machen müssen.
>
>Wieder so eine kleine Spitze;)
>Verwechsel nicht Wissen mit Intellekt. Ein gewisser IQ ist notwendig um Wissen >speichern und verarbeiten zu können, aber nicht alle Spezialisten verfügen >über einen überduchschnittlichen IQ. Oft trifft man die Fachidioten, die >wirklich nur über eine spezifische Begabung verfügen aber sonst absolut >lebensunfähig sind.

Klar. Unangenehm ist nur die Tendenz bei vielen
Leutn, andere von sich selbst aus zu beurteilen.
Dui wirst aber sicher nicht erwarten, dass jeder
andere dasselbe leisten kann wie Du. Eine solche
erwartung würde nämlich als Bedrohung empfunden
und Ängste und Neid zur Folge haben.

>>liegt darin(menge soll qualitaet ausgleichen), nicht das hauptproblem unserer zivilisation?
>Merkwürdig - ich habe niemals einen Menschen als Konkurrenten betrachtet. Es >ist doch immer ein Geben-und Nehmen. Durch meinen Beruf habe ich das Glück, >vielen Menschen etwas geben zu können - genauso nehme ich aus ihrem Leben.

Solange es Ungleichgewichte gibt zwischen der Verteilung
an Nahrung, Wohnraum, Arbeitsaufgaben etc., wird es
realiter leider Konkurrenzsituationen geben.

>>>Die Schwachen brauchen unsere Hilfe, die Starken
>>>kommen sowieso immer selber zurecht.
>Das ist nicht richtig. Besonders Hochbegabte benötigen eine frühe und >intensive Förderung, weil sie sonst komplett abschalten.

Ich weiss, dass das nicht richtig ist, ich bin mit einer
Lehrerin verheiratet. Hochbegabte brauchen nicht nur
förderung, sie müssten auch von uns Normalos isoliert
werden, damit sie nicht unter unserem Neid zu leiden
brauchen. Mozart z.B. war nie in einer normalen Schule.
Goethe hat beschrieben, wie er von den Strassenjungen
in Frankfurt "angemacht" wurde.

>Ich kenne eine Menge Handwerker und einige von ihnen sind begnadete Künstler.

Ich auch, und ich wäre glücklich einer von ihnen sein
zu dürfen.

>>ich persoenlich bin und bleibe der meinung, dass ein guter tischler viel mehr wert ist, als ein mittelmaessiger polit-, sozio- oder sonstiger -loge! auch wenn er zu seinem handwerk keinen hohen "IQ" braucht.
>Er benötigt eine spezifische Begabung die entsprechend gefördert werden muss;)

Und in einer guten Lehre auch gefördert wird. Hier hat
Schweden gegenüber Deutschland einen Mangel, denn es
gibt hier keine Lehrlingsausbildung (leider). Das wird
aber durch die Pisastudie nicht erfasst.

>>>>Das beginnt schon bei der nicht vorhandenen Hochbegabtenförderung.In fast >allen anderen europäischen Staaten existiert noch ein Elite-Denken.
>>>Nicht in Skandinavien. Da herrscht das Gesetz von Jante
>>>(Jantelagen): "Glaub nicht du seist was Besonderes, nur
>>>weil Du besonders gut XXXX kannst."
>Argh!!! JEDER ist auf seine Weise besonders!!!

Eben, und die Folge des Jantelagen ist:

Wenn JEDER besonders ist, ist eigentlich keiner
besonders, weil das Besonderssein ja dann normal ist.

>>der tod der europaeischen gesellschaften!
>>eine menschliche gemeinschaft, die nicht alle vorhandenen begabungen foerdert, vergibt ueberlebenschancen!
>Jeap.!

Ich bewundere Deinen Werdegang und gönne ihn Dir.
es würde mich nur noch interessieren, in welchem
Wissensgebiet Du Dein grosses Licht leuchten lässt.

>>>Wir wissen, dass die Natur bei der Verteilung der Talente
>>>würfelt (gausskurve, Normalverteilung, Stochastik), und
>>>das wird nicht nur als ungerecht empfunden, das IST
>>>ungerecht - von Mutter Natur selber. Unser Schöpfer -
>>>der ja darüber bestimmt - teilt uns eben die Charismen
>>>in verschiedener Weise zu, und jeder soll aus Seinem
>>>etwas machen.

>Ein jeder bekommt zur Geburt ein 3000g-Paket mit auf dem Weg.

Ich kenne auch das biblische Gleichnis mit den Talenten, mit
denen man wuchern soll.

>In diesem Sack befinden sich 100% Anlagen, die es gilt zu nutzen. Die meisten >schmeißen aber 2500g einfach weg.

Ab nächster Woche versuche ich ein paar der verlorenen
2500 Gramm wiederzufinden.

>>koennte das vielleicht daran liegen, dass die schweden selbstbewusster sind, und deshalb begabte weniger hindern?
>Hier muss man sich ja schon schämen, wenn man kein Vollidiot ist.

Wenn Du schwedisch verstehst, kann ich Dir ein Buch
des schwedischen hochbegabten Romanautors Johan
Vallgren (wohnhaft in Berlin) empfehlen. Der hat sich
auch darüber ausgelassen.

>>daas empfinde ich anders. ich lese: der bodensatz(der akademiker). und da hat sie zweifellos recht! (in den hochlohnlaendern fuer wissenschaftler wird ja nach leistung bezahlt.)
>Danke, exakt so war es gemeint. Ich bezog mich in diesem Satz ausschließlich >auf die Akademiker.

Auch dann ist der Ausdruck "Bodensatz" noch beleidigend.

>>>Du hast Dir Deine Begabung nicht ausgesucht, sie ist Dir
>>>zugefallen (Zu-Fall), also berechtigt sie Dich auch
>>>nicht zur Überheblichkeit.
>Meine Begabung ist etwas, was die Natur hervorgebracht hat. In der Natur gibt >es keine Zufälle. Und ich habe es immer als meine Pflicht angesehen, dieses >besondere Talent entprechend zu fördern und zu nutzen.

Damit hast du Dich genau nach dem Willen Gottes verhalten.

>Ich kann nicht sagen, dass mein Leben durch dieses Talent außerordentlich >lustig ist oder mich reich gemacht hätte. Diese Vorstellungen leben nur in den >Köpfen jener, die neidvoll auf den Glanz schauen.
>Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten.
>Belassen wir es dabei.

Glaube ich sofort.

>^^ Wir Normalos sind kein
>>>"Bodensatz", nur steht uns eben nicht jede beliebige
>>>Spitzenposition offen, aber es muss auch Leute für die
>>>normale Arbeit geben, denn wer macht die sonst ?
>Mir steht auch nicht *jede Spitzenposition* offen, gerade zu Beginn meiner >*Karriere* musste ich mich genau wie jeder andere hinten anstellen.Und zwar >gaaanz weit hinten. Ich kenne das Klinkenputzen besser, als manch einer hier.

Tröste dich damit, dass auch Mozart Klinken geputzt hat.
In München wurde er beim Kurfürsten abgewimmelt, als er
sich als Hofmusiker bewerben wollte:

"Ja mein liebes Kind, mir ist leid. Es ist keine
Vakatur da. Wenn nur eine Vakatur da wäre."

In Paris musste er sich in Vorzimmern bei den Adligen
herumtreiben. Dort war er als Salzburger ein Aussenseiter.

In Wien wollte er sich beim Kaiser bewerben, aber der
Kaiser war unzugänglich für Leute wie ihn. Nur der
Gedanke, im Wiener Augarten in den frühen Morgenstunden
Konzerte zu veranstalten, verhalf ihm zu einem Kontakt
zum Kaiser, der dort frühmorgens zu Pferd unterwegs
war.

>>>Klar, ich verzeihe Dir, dass Du und Leute wie Du für
>>>mich und Leute wie mich eine Gefahr darstellen,
>>>nämlich die Gefahr des besser Angepassten in der
>>>natürlichen Auslese.
>^^angepasst wofuer?

Für eine gnadenlose Wissens- und Technikgesellschaft,
wie sie die Neoliberalen am liebsten verwirklichen
würden.

>>>Leicht ist Dir wahrscheinlich der Lernstoff in der
>>>Schule gefallen, sonst hättest Du ja nicht die
>>>Hochschulreife mit 13 oder 14 erreicht. Oder wie
>>>konntest du sonst Deinen Hochschulabschluss in
>>>einem, Alter machen, in dem andere gerade erst das
>>>Abitur hinlegen (wenn überhaupt) ? Aber ich kann mir
>>>denken, dass Deine Mitschüler sauer waren, dass sie
>>>ständig durch eine viel Jüngere überrundet wurden.
>Nicht ganz, aber so ähnlich sah es aus.
>>>Das wirkt auf diese Menschen irgendwie unnatürlich.
>>hier muesste ich mich wohl wiederholen...
>Sie reagierten genau wie Du. Ablehnung, Angst.

Das kennen wir doch alle als Klassenprimussyndrom.
Nur dass Dein intellektueller Abstand zu den
Gleichaltrigen noch viel grösser gewesen sein
dürfte als bei einem "normalen" Klassenprimus.

>>>>Ich verurteile nicht, das steht mir nicht zu.
>>>Dann verwende bitte auch keine herabwürdigenden
>>>Bezeichnungen wie "Bodensatz".
>Soll ich lieber *Minderbemittelte Akademiker* dazu schreiben???

Verwende bitte eine Formulierung, in der gar nichts
wie "minder", "unter" oder "Boden" vorkommt. Es muss
möglich sein, Normalbegabte oder auch etwas weniger
als Normalbegabte so zu bezeichnen, dass die
Bezeichnung keinen verletzenden Charakter trägt.

>Den Rest hat ja Detlef hervorragend kommentiert, da brauche ich nichts mehr zu schreiben;))

Siehe auch Kommentar 1.
>Grüße
>Dunkelelbin*

Und zurück

Franke
"Normalo"



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