Re: Leider hat das aktuelle System dafür Zeitzünder eingebaut

Geschrieben von Kiaril am 12. August 2004 00:52:16:

Als Antwort auf: Re: Leider hat das aktuelle System dafür Zeitzünder eingebaut geschrieben von Johannes am 11. August 2004 18:48:15:

>Aber es gibt in vielen Orten Alternativen. Ich habe mich hier z.B. einem Obstbauverein angeschlossen. Der besteht schon seit 45 Jahren und hat seine Fläche als Dauerpacht von der Stadt. Stück für Stück hat der Verein seine Fläche erweitert, so daß wir zusammen gut 8 Hektar Fläche bewirtschaften (Gütesiegel "Integrierter Anbau"), ich habe davon ca. 500 m2 (Spalierobst: 5 Birnen, knapp 70 Äpfel, je 1x Süß-/Sauerkirsche).
>Der Preis für die Pacht beträgt 0,15 Euro je m2, so daß ich im Jahr mit 75,00 Euro dabei bin. Hinzu kommen noch Gemeinschaftsarbeiten, und ich muß überalterte Bäume durch neue ersetzen. Und dafür kann ich mit 700-1.000 kg an Ernte rechnen.

Hallo Johannes,
also mit pachten hab ich so meine Probleme, vor allem dann wenn ich hochwertige Obstbäume draufstelle. Spätestens wenn die Pacht ausläuft sind die auch weg...

Also wenn, dann was eigenes.

Die Krux an der Geschichte liegt wohl an der Flurbereinigung. Grundstücke unter 5000 m² sind daher schon an sich von Seltenheitswert. Klar 5000 m² wären fürs erste nicht schlecht, aber etwas mehr darfs späterhin schon sein.

700 - 1000 Kilo Obst? Mann, die verkonsumierst du doch niemals! Was machst du mit sooooooovieeeeeel Obst?

>> Die zweite Bombe liegt in dem Zwang Grundsteuern zu zahlen. Natürlich macht
>> es Sinn "übergroßen" Landbesitz zu besteuern, aber auch Kleinstgrundstücke?
>> Auch klar: Für uns erscheinen die zu zahlenden Landwirtschaftlichen Grund-
>> steuern als aberwitzig. Aber(!!) sollte eine deflationäre Depression anste-
>> hen, könnte selbst die heute als geringe Menge Geld angesehene Steuer dir
>> das Genick brechen und die Enteignung wäre die Folge.

>Also niemals etwas eigenes Aufbauen, weil man es in einem Extremfall vielleicht nicht halten könnte? Sagst Du das auch über ein Haus, das jemand kurzfristig komplett zahlen kann, aber auf das eine geringe Grundsteuer anfällt?

Um Himmels willen! So extrem auch wieder nicht, man sollte sich aber bei so ner Geschichte nicht in absoluter Sicherheit wiegen. Ob die Grundsteuer gering oder hoch ist, zeigt dabei die jeweilige Zeit.


>> Also, selbst als Eigenversorger, der niemandem auch nur annähernd auf der
>> Tasche liegt, bist du verpflichtet irgendwie an gesetzliches Zahlungsmittel
>> zu kommen.
>Was oft vergessen wird, auch als kompletter Selbstversorger nehme ich sehr viele Leistungen der Gemeinschaft in Anspruch:

>- Schulen, Universitäten

wie lange noch? Privatisierung wohl nur eine Frage der Zeit.

>- Wege und Straßen (oder wie soll sonst zu den Leuten kommen, mit denen ich tauschen möchte?)

ja noch ist Geld da die zu unterhalten

>- Gesundheitsversorgung (die für Geringverdiener derzeit stark subventioniert ist)

Stimmt! Aber auch da rumorts gewaltig - siehe Praxisgebühr

>- Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Feuerwehr

Na hoffentlich irren sich da die Prophs...

>- Im Weltvergleich gutes Rechtssystem

Ähö, ähö... Der Vodafoneprozess ist da nicht gerade ein prominentes Beispiel, verdammt lange Prozesszeiten, Überlastung der Gerichte etc pp. Prinzipiell gebe ich dir aber recht. Es gibt weit weit schlimmeres.

>- Soziale Grundversorgung auch für die, die nichts oder fast nichts in die Gemeinschaftskasse einzahlen (weil sie z.B. als Selbstversorger so wenig Lohnarbeit ausüben, daß sie keine Steuern zahlen außer ggf. MwSt)

Solange finanzierbar ja... ob das bei Hartz 6 auch so sein wird...?


>Hast Du die Schilderung von detlef durchgelesen über das System in Kolumbien, wie die Gebäudesicherheit und die Bauaufsicht in der Praxis aussehen? Da bin ich erneut nachdenklich geworden. Sicherlich schimpfen wir hier über die Überregulierung. Aber wie kann man ermessen, was allein das Erstellen und die Überwachung unserer Bau- und Sicherheitsregeln kostet? Alles dies sind Dinge, von denen im Endeffekt auch der weitgehende Selbstversorger profitiert, bezahlt wird es aber von den anderen.


Ehrlich gesagt sind wir wohl beide keine Experten, was das anbetrifft. Vielmehr stellt sich die Frage: Sind all diese Vorschriften in dieser Form nötig?
Ich denke da an Bebauungspläne erschlossener Flächen, die dir vorschreiben welche Farbe deine Dachziegel, deine Fassaden haben dürfen und und und.
Lassen wir das, das sprengt den Rahmen hier


>Mit 5.000 m2 solltest Du problemlos die ganze Familie ernähren können, Andrea aus dem Vorsorgeforum baut das wichtigste auf 600 m2 an. Wenn Du also 5.000 als reichliche Versorgung für die großfamilie rechnest, dann wären das derzeit etwa 750,00 Euro Pacht im Jahr, also vielleicht 200,00 Euro Grundsteuer? (konnte ich nicht nachrechnen, weil ich den "Einheitswert" nicht kenne)
>Sicher, ich kann mir nun Gedanken machen, daß es eine Extremsituation geben könnte, in der ich die 16,67 Euro im Monat nicht mehr aufbringen kann. Aber deswegen erst gar nicht mit der Selbstversorgung beginnen, weil irgendein Extremfall eintreffen könnte? Dabei solltest Du auch beachten, daß Du derzeit noch weitgehend subventioniert wirst, denn auch, wenn Du als Selbstversorger nur 400,00 Euro steuerfrei verdienst, um ein paar Dinge zukaufen zu können, bekommst Du sämtliche Leistungen des Staates, wobei ich die Schulbildung für unsere Kinder als besonders wichtig ansehe.
>Eine Situation, daß ich nicht mehr genug aufbringen kann, um zumindest die (dann erhöhte) Grundsteuer zu zahlen, ist zwar denkbar. Aber die Grundsteuer ist nur eine Art Miete an den Staat (die Gemeinschaft) dafür, daß wir einen Teil des Allgemeinwesens für uns ganz privat nutzen können, ohne darauf den Zehnten unserer Ernte abgeben zu müssen.

Die Fläche ist völlig o.k.! Bitte aber bedenken daß du Grundsteuer zahlen mußt!!
Ich glaube es wäre vieles weit besser, wenn es die Alternative gäbe den Zehnten Teil seiner Ernte abgeben zu müssen. Es besteht aber der Zwang in der Abgabe von GZ (gesetzl. Zahlungsmittel)
200 Euro können zu bestimmten Zeiten viel Geld sein, sofern der Satz als solches bleibt. Immerhin wird dort das Geld reingeholt wo was zu holen ist...

zum Gemüseanbau:
Auch da schlägt dir die Gesetzgebung ein paar schwere Haken:
Wenn du mehr als nur Obst anbaust, dann kommst du an einem Wildschutzzaun keinesfalls vorbei; ansonsten tanzen die Rehe und Hasis eine Polonaise nach der anderen auf deinen Gemüsebeeten. Tja, für so einen einfachen Drahtzaun mit Holzpfählen bedarf es aber einer Baugenehmigung!! Die kriegst du aber bei uns nicht ohne weiteres! Im Gegenteil, z.T. fast unmöglich, dafür sorgen schon die Jäger. Begründung: So ein Zaun stört den freien Wildwechsel und ist ein Eingriff in die Landschaft. Vorsicht, da gibt es evtl noch mehr Steine die dir aufs Selbstversorgerhaupt regnen können.


>Wenn ich solche Bedenken habe, dann sollte ich mir lieber Gedanken machen, wie ich effektiver anbauen kann, um auch von einer kleineren Fläche leben zu können bzw. mehr Fähigkeiten zu erlernen, um noch unabhängiger zu werden (aber die Arbeitsteilung hat schon etwas für sich).

Mann! Deine Gedanken sind Wasser auf den Mühlen Dottores. Genau diese Machttheorie sieht er als die Ursache des Wirtschaftens an. Mit anderen Worten, der Mensch wirtschaftet (selbstversorgung + Überproduktion) weil ihn die Autorität der Machthabenden dazu zwingt.
Genau dieser heutige Zwang seine Abgaben in Form von gesetzlichen Zahlungsmittel zu entrichten ist doch die Einbahnstraße, DER Königsweg für auswegslose Armut. Aus dem Grunde verloren schon im Altertum unzählige Kleinbauern ihre Höfe. Wenn es ganz hart darauf ankommt, wirst du heute bei Zahlungsunfähigkeit enteignet und landest per staatlicher Verordnung anderen auf der Tasche (traurige Ironie).
Wäre es da nicht sinnvoller, anstelle von Steuern für Kleinstbauern und anderen Schwachverdienern, einen Ersatzdienst zu ermöglichen? Also so ähnlich wie der Frondienst im Mittelalter (in humanen Grenzen natürlich)?


>Mehr über die Möglichkeiten des Selbstanbau können wir ja im Vorsorge-Forum sprechen. :-)

Gerne, soweit ich Zeit dazu habe. Aber nochmals ein Tipp: Lerne die Wildpflanzen kennen.
Daher nochmals die Empfehlung eines EXZELLENTEN Buches mit dem Titel: Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen; ISBN 3-85502-889-3
Hinterher frägst du dich ob es sich lohnt überhaupt Gemüse auf deinem Grundstück anzubauen...:-))) momentan blüht der Pastinak so schön mit der Wegwarte auf den Straßenrändern...

Vieleicht wäre es sogar sinnvoll ein Forum über Wildpflanzen und Verwertung bzw. Zubereitung zu eröffnen (hat nichts mit Heilpflanzen zu tun), das ist ein Riiiiiiiiieeeesenfeld.
>Gruß
>Johannes



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