Mal was zu Orkanen
Geschrieben von Mischel am 08. Januar 2002 15:00:00:
Als Antwort auf: Offenkundige Ungereimtheiten geschrieben von franke43 am 08. Januar 2002 13:39:54:
Hallo Frank,
Frage: wo hört Mitteleuropa auf und fängt Nordeuropa an?
Nach Vivian, Wiebke im Februar 1990 und Lothar im Dezember 1999 ist ein Winterorkan gar nicht so abwegig. Hier mal ein paar Erörterungen:
Durch starke Temperaturgegensätze zwischen warmer Meeresluft
und polarer Kaltluft entstehen starke Sturmtiefs.
Aus meteorologischer Sicht war der Orkan Lothar ein ausserordentliches Ereignis.
Für seine Entstehung war eine Zentralzyklone über dem Atlantik verantwortlich. Der Orkan wurde durch eine starke zonale Strömung vom Atlantik über Mitteleuropa
hinweg gesteuert. Die Kombination von hoher Verlagerungsgeschwindigkeit des
Druckgebildes und hohen Windgeschwindigkeiten auf Grund der grossen
Druckunterschiede führte zu einer sehr starken Böigkeit, die mitentscheidend für die grosse Schadenwirkung des Orkans war.Sturmtiefs unterscheiden sich von den normalen Tiefdruckgebieten durch die Heftigkeit ihrer Entwicklung und die erheblich höheren
Windstärken in ihrem Bereich. Die meisten Sturmtiefs entstehen im Winterhalbjahr auf dem Atlantik und ziehen dann nach Island hoch.
Besonders bei aktiven Westlagen entstehen aber im Bereich England / Irland starke Randtiefs, die sich dann rasch zum Sturm- oder
Orkantiefs weiter vertiefen und dann nach Nordeuropa ziehen. Besonders Norddeutschtland wird von diesem Sturmtiefs stark beeinflußt; sie
können aber, was allerdings selten vorkommt, auch weiter ins Binnenland vordringen. Hier zerfallen sie allerdings aufgrund der starken
Bodenreibung wieder schnell. Einige schwere Sturmtiefs im Binnnenland war z. B. der Orkan »Vivian« und »Wiebke«, sowie »Lothar« am 28. Dezember 1999, der der schwerste Orkan überhaupt im Binnenland seit der Wetteraufzeichnung war.
Sturm- und Orkantiefs unterscheiden sich von den normalen Tiefdruckgebieten durch eine zum Teil erhebliche Intensivierung der
Wettererscheinungen, bedingt durch starke thermische Gegensätze der beteiligten Luftmassen. Damit verbunden sind auch wesentlich größere
Windstärken. Werden in einem Tiefdruckgebiet Windstärken von mindestens 8 Bft gemessen, so bezeichnet man es als Sturmtief; ab
Windstärke 11 Bft spricht man von einem Orkantief. Auf der Wetterkarte erkennt man solche Tiefdruckgebiete sofort an den besonders dicht
gedrängten Isobaren, denn je dichter sie zusammenliegen, desto größer ist auch die Windstärke dort.Wichtig für die Entstehung solcher intensiven Tiefdruckgebiete ist das Zusammentreffen sehr unterschiedlicher Luftmassen - nämlich sehr
milder Subtropikluft auf der Vorderseite sowie kalter Polarluft auf der Rückseite des Tiefs. Die meisten Sturmtiefs entstehen auf dem
Nordatlantik im Raum von Neufundland oder bei den Bermuda-Inseln. Sie ziehen rasch ostwärts, erreichen bei Irland den Höhepunkt ihrer
Entwicklung, und bewegen sich unter Abschwächung langsam weiter nach Südskandinavien. Bei starker Westwinddrift entwickeln sich häufig
südwestlich von England starke Randtiefs, die sich innerhalb kurzer Zeit ebenfalls zu Sturm- oder Orkantiefs entwickeln und dabei in den
Bereich südliche Ostsee ziehen. Häufig beeinflussen ihre Sturmgebiete daher auch den norddeutschen Raum.Gruß Mischel (Abt. Hutfestheb)
- Also doch: Sturmtief bei Neufundland, vertiefend, zieht Nordost Mischel 08.1.2002 16:27 (2)
- Re: Also doch: Sturmtief bei Neufundland, vertiefend, zieht Nordost MP42 08.1.2002 17:40 (1)
- Keine Panik Mischel 08.1.2002 17:54 (0)