@ Guerrero - Re: Was soll das?

Geschrieben von Salim am 01. August 2004 12:14:20:

Als Antwort auf: Was soll das? geschrieben von Guerrero am 30. Juli 2004 21:04:37:

>>Eine Analyse des Gebrauchs dieses Wortes (vgl. hier und hier)
>>in der arabischen Sprache belegt eindeutig, daß es unmöglich ist,
>>daß ein muttersprachlicher Araber dieses Wort für eine terroristische
>> Kampftruppe gewählt haben kann.
>---------------------------------------------------------------------------
>
>Buen día.
>Und was ändert das in der Praxis?
>Heisst das,
>dass nun keine Organisation, aufgebaut durch OBL existiert?
>Oder dass diese Organisation gar keine Massenmörder
>hervorgebracht hat?
>Was ist denn der Sinn dieser akademischen Diskussion über die
>Entstehung des Namens Al Kaida?
>Saludo
>Guerrero



b

Lieber Guerrero

die Frage ist so wenig akademisch, wie Begriffe an dem, was wir durch
sie zum Gegenstand der Erkenntnis gewinnen, entscheidend beteiligt
sind. Wenn das Wort "al-qâ‘ida" wirklich die Erfindung eines Amerikaners
ist, der es leid war, einer diffusen Vielfalt verschiedener Terrororganisationen
und Organisatiönchen gegenüberzustehen, dann bedeutet es, daß das,
was wir alle tagtäglich in allen Medien zugleich hundertfach mit Hilfe
jenes Wortes "al-qâ‘ida" zum Gegenstand der Erkenntnis zu gewinnen
glaubten, sich buchstäblich in Luft auflöst. Stell dir vor, es gäbe hunderte
kleiner Firmen, die zum Zwecke der Werbung sich den Namen "IBM" übergestülpt
hätten, könnte man dann sagen, es gäbe die IBM? -- ((vgl. hier)) --

Es muß micht jeder eines jedes Folgerungen folgen oder auch nur schon die Fragestellung
respektieren. Ich bin schon zufrieden, daß ich nicht beschimpft und verleumdet werde
und auch meine Religion nicht verunglimpft wird, wie es Frau Sekhmet meint, tun zu müssen,
nur weil ich einen bislang ihr wenig vertrauten Gedankengang entwickelt habe. Dabei ist im Prinzip
die gegenstandskonstitutive Rolle der Erkenntnis ja nicht meine Erfindung, sondern eine, für die das
philosophische Urgestein Deutschlands, Scheich Immanuel Kanten, endlich verdiente, berühmt zu werden,
da er in seiner theoretischen Grundschrift "Kritik der reinen Vernunft" das "oberste Prinzip aller
synthetischen Urteile a priori" mit den Worten (aus dem Kopf zitiert) vorstellt: "Die Bedingungen
der Möglichkeit von Erfahrung überhaupt sind zugleich Bedingungen der Möglichkeit der
Gegenstände der Erfahrung und haben darum ..."

Das heißt, wir sind durch die Organisiertheit unseres Gemüts an dem, was wir in
Erkenntnissen zum Gegenstand gewinnen als Mitproduzenten beteiligt. Ohne die
Benutzung des Begriffs der Terrororganisatin "al-qâ‘ida" wird es uns deshalb
nicht gelingen, eine solche als wirklichzu erkennen. Sofern es sich als wahr
herausstellt, daß der bloße Name eine amerikanische Erfindung ist, dann
haben wir auch keinen Begriff davon - versuch einmal, ohne Sprache
zu denken, empfiehlt Wittgenstein -, und ohne Begriff keine unter
ihm zu erkenndene Sache. Die Folgerung lautet: Also keine
Terrororganisation "al-qâ‘ida".

Alles klar?

Wassalam,
Salim



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