Was wird in 50 Jahren passieren?
Geschrieben von SANdOR am 28. Juli 2004 21:25:11:
• Geschichte: (UN 1/99):
“Bei einem Blick in die Geschichtsbücher ist es immer wieder überraschend, wieviel Parallelen zur heutigen Zeit sich dartun, und beeindruckend, immer wieder die Erkenntnis von Hegel bestätigt zu finden:
“Aus der Geschichte der Völker können wir lernen, daß die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben.“
Wie zeitgemäß erscheint beispielsweise (um mit der Antike zu beginnen) die Aussage in der Politeia von Platon (427-347 v.Chr.) über den Weg in eine besondere Art von Tyrannei:
- “Wenn Väter ihre Kinder gewähren lassen und sich vor ihnen geradezu fürchten,
- wenn Söhne ohne Erfahrung handeln wollen wie die Väter, sich nichts sagen lassen, um selbständig zu erscheinen,
- wenn Lehrer, statt ihre Schüler mit sicherer Hand auf den richtigen Weg zu führen, sich vor ihnen fürchten und staunen, daß ihre Schüler sie verachten,
- wenn sie die Unerfahrenen den älteren Erfahrenen gleichstellen und in Wort und Tat gegen sie auftreten, die Alten sich aber unter die Jungen setzen und versuchen, sich ihnen gefällig zu machen, indem sie Ungehörigkeiten übersehen oder gar daran teilnehmen, damit sie nicht als vergreist oder autoritätsgierig erscheinen,
- wenn auf diese Weise verführte Jugend aufsässig wird, sofern man ihr auch nur
den mindesten Zwang auferlegen will, weil niemand sie lehrte, die Gesetze zu achten, ohne die keine Gemeinschaft leben kann,... dann ist Vorsicht geboten.
Dieser Weg droht in die Tyrannei zu führen.“
Bei einem Blick in die römische Geschichte stößt man auf besonders viele
Erfahrungs-Weisheiten, die aber bis heute nicht zu den deutschen Politikern
durchgedrungen sind. So forderte Cicero schon im Jahre 55 v.Chr.:
“Der Staatshaushalt muß ausgeglichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen verringert, die Arroganz der Behörden muß gemäßigt und kontrolliert wer den. Die Zahlungen an ausländische Regierungen müssen reduziert werden, wenn der Staat nicht bankrott gehen soll. Die Leute sollen wieder lernen zu arbeiten, statt auf öffentliche Rechnung zu leben.“
Marc Aurel (römischer Kaiser von 161-190 n.Chr.) erkannte bereits damals
die geistige Umweltverschmutzung im alten Rom:
“Ich nenne die Verantwortungslosigkeit der Intellektuellen eine Pest - weit gefährlicher als die Verpestung der Luft, die wir atmen.“
Friedrich der Große (Regierungszeit 1740-86), Monarch und Philosoph
mit preußischem Ethos, entdeckte 1600 Jahre nach Marc Aurel besonders unter
den “Rechtsgelehrten“ solche verantwortungslosen Intellektuellen:
“Der geringste Bauer und Bettler ist ebensowohl ein Mensch wie der König. Ein Justizkollegium, das Ungerechtigkeiten ausübt, ist gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande. Vor der kann man sich schützen. Aber vor Scheinen, die den Mantel der Justiz gebrauchen, um ihre üblen Pressionen (Druck, Nötigung, Zwang) auszuführen — vor denen kann sich kein Mensch hüten, sie sind ärger als die größten Spitzbuben der Welt und meritieren (verdienen) doppelte Bestrafung.“
Wer denkt da nicht an die “politische Justiz“ von der Weimarer Zeit bis heute?
Wegen der Parallelen zur heutigen Zeit könnte vieles aus der Schrift von Palm
zitiert werden.“
Mein Ur-Ur-Ur-Großonkel, der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Paint wurde wegen seiner Widerstandsschrift gegen Napoleon: “Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ 1806 auf Befehl Napoleons in Braunau erschossen. Seit 1945 spricht in Braunau niemand mehr von einem, der dort geboren wurde, sondern wieder - wie seit langer Zeit vorher - von Pa mit “Palm-Park“,
“Palm-Denkmal“ und “Palm-Haus“. In Feucht gibt es eine “Palm-Strasse“,
nämlich bei der Druckerei Hessel, welche 1806 diese Widerstandsschrift gedruckt hat. Sie ist auch heute noch dort in einer Glasvitrine zu sehen. (Ahnenforschung, ist wirklich interessant. Mein Ur-Ur-Ur-Großvater mütterlicherseits hieß Friedrich Kasimir Medicus und war Arzt in Mannheim, aber auch Naturforscher. Zu seiner Zeit war er anscheinend so berühmt, daß ihn Napoleon besuchte. Bei den meisten botanischen Pflanzennamen steht zum Schluß L.=Linn der die meisten Pflanzen botanisch bezeichnete. Bei 4 Pflanzen steht dahinter M., weil Fr. K. Medicus sie botanisch einordnete: Laburnum (Goldregen), Bursa capsella pastoris (Hirtentäschel) und noch zwei andere weniger bekannte.)
“Freiherr vom Stein (1757-1831), einer der größten deutschen Staatsmänner: “Wir müssen uns großenteils die Übel selber zuschreiben, die Deutschland heimsuchen, denn die Charakterlosigkeit unseres Benehmens macht uns zum Gegenstand allgemeiner Verachtung und allgemeiner Abscheu.“
Werner Nixdorf: “Wir Deutschen sind mehrheitlich zu gutgläubig, um auch nur zu ahnen, was man mit uns treibt!“
*
Aus diesem Grunde sind für mich die Parallelen zwischen Nazi-Zeit und der Gegenwart geradezu niederschmetternd. Kaum jemand merkte damals etwas und auch heute merkt kaum jemand, was auf uns zukommt. Junge Leute pflegen heute zu sagen: “Warum habt ihr keinen Widerstand geleistet?“ Man muß schon sehr naiv sein, um nicht zu wissen, daß Widerstand in einer Diktatur gleichbedeutend mit Todesurteil ist und gar nichts ändern würde (siehe Geschwister Scholl und viele andere). Und warum hätte die Mehrheit des Volkes Widerstand leisten sollen? Den Leuten ging es wegen NS-Volkswohlfahrt und Winterhilfswerk so gut wie noch nie Menschen im Lauf unserer Geschichte: Niemand mußte mehr hungern und frieren. Es gab so gut wie keine Kriminalität und keine Arbeitslosen mehr. (Von den 5,6 Millionen war nur ein kleiner Teil in der Rüstung beschäftigt, gebaut wurde z.B. die 1 Auto bahn von Berlin Richtung Berchtesgaden. Die Solidarität und Volksgemeinschaft war hervorragend. Die Leute waren ehrlich begeistert, denn was hinter den Kulissen geschah, ahnte niemand. Woher sollten sie das auch wissen?
Hätten sie vielleicht klüger sein sollen als Winston Churchill, der - obwohl großer Deutschenhasser - 1935 zugab: “Ich beneide die Deutschen um ihren Führer.“ Aber heute urteilen Menschen über eine Zeit, die sie gar nicht selbst erlebt haben.
Meine Mutter war glücklich, daß endlich keine Bettler mehr an die Haustür kamen, die eine Scheibe trockenes Brot wollten. Die Not war beendet. Nur die wenigen Leute, die sich gründlich mit Geschichte befaßt hatten wie mein sehr gescheiter, vielseitig gebildeter Vater, wußten, wie die Sache enden würde. Er hatte schon am 9.Nov. 1923 beim Marsch auf die Feldherrnhalle sorgenvoll gesagt: “Wer sich mit solchen Mitteln an die Macht bringen will, kommt auch auf diese Weise um.“ Er war zwar vorsichtig, aber wir wurden dennoch als “politisch unzuverlässig“ eingestuft, und mit dieser Begründung wurde ich 1943 mit 18 Jahren “strafweise“ nicht automatisch in die NSDAP übernommen. Was die KZs betrifft, so wußten wir in Süddeutschland, daß es eines in Dachau bei
München gab, wegen Pastor Niemöller. Auch ein Bekannter von uns kam nach Dachau, weil er einem Hausierer keine Hitler-Postkarte abkaufte. Daß es aber 1. auch noch wo anders KZs gab (übrigens keine Erfindung der Nazis, sondern der Briten 1901), davon hatten nicht mal wir “politisch Unzuverlässigen“ eine Ahnung. Wir wußten nur, daß jeder, der nicht “regimekonform“ war oder gar Feindsender hörte, “liquidiert“ wurde oder ins KZ kam. Leider war meine Mutter zu unvorsichtig. Auf die Frage einer vermeintlich guten Bekannten, weshalb sie denn das Mutterkreuz nicht trage, antwortete sie: “Ich habe meine sechs Kinder nicht wegen diesem Blech bekommen.“ Das genügte für das Urteil:
KZ Dachau! -In 50 Jahren, wenn Deutschland nicht mehr als solches existiert, werden Ihre Enkel fragen: “Warum habt ihr denn keinen Widerstand geleistet, als in Maastricht die europäische Diktatur in Brüssel beschlossen wurde und ihr für dumm verkauft wurdet, ein Europa-Parlament zu wählen, das doch keinerlei Befugnisse hatte? Habt ihr denn überhaupt nicht gemerkt, wohin das alles führt?“ Und dann werden Sie antworten: “Was sollten wir als junge, total “umerzogene“ Menschen denn gemerkt haben? Wir waren absolut “freie“ Menschen, konnten tun und lassen, was wir wollten, tobten uns jeden Abend in der Disko aus, konnten jedes Jahr im Urlaub in jedes Land der Welt fliegen, hatten nur Interesse an jeder neuen teuren Sportart und an Piercing, Tätowieren, Rauchen, Rauschgift, Sex und Partnerwechsel, wie wir es ja jeden Tag ausgiebig im Fernsehen gezeigt bekamen. Wir aßen uns bei McDonald‘s, in der Frittenbude oder beim Chinesen satt. Wieso sollten wir uns um irgendeine Zukunft kümmern? Dazu waren ja die Politiker da?“
Aus dem Buch J.Jamin "Die Lösung des Krebsproblems" Die Heilkunst von Morgen, andere Hilfen und Tabus
- Guter Beitrag (ein paar eigene Sachen dazu) Danan 28.7.2004 22:55 (0)