Buchela, der Waldviertler und die Erpressung Deutschlands

Geschrieben von another am 24. Juni 2004 19:43:16:

Als Antwort auf: Re: Einspruch! Buchela, Textanalyse von Stephan Berndt geschrieben von Fred Feuerstein am 24. Juni 2004 17:36:23:

Hallo Fred!

>Buchela sagte 1983 aber auch mit Blick auf Deutschland: "Sucht euch eure ausländischen Freunde richtig aus. Sonst werdet ihr bald von euren gefälligen Freunden nicht nur beherrscht, sondern offen erpreßt. Euer eigener Staat wird machtlos sein. Und bringt die, die ihr als Freunde erkannt habt, näher. Ihr werdet sie während des kommenden großen Kampfes gegen die Nichtbetenden brauchen." (40/116)
>OK - stellen wir uns dumm: Das Zitat stammt von 1983, also aus der Zeit vor dem Zerfall des Ostblocks. Folglich haben wir die falschen Freunde im Westen zu suchen. Dann müsste es eine große Macht sein. Wenn uns die Dänen oder Belgier verraten - was solls?
>Vorschlag: Wie entscheiden uns zwischen Frankreich, England und den USA. - Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich tippe da auf die USA

Und ich tippe auf Russland, zumindest möchte ich das mal zur Diskussion stellen. Diese Vermutung begründe ich folgendermassen:
Die Schlussfolgerung, dass man die falschen Freunde im Westen suchen müsste, da das ja vor dem Zerfall des Ostblocks geschrieben wurde, halte ich für fehlerhaft.
Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre, also gerade in jener Zeit, als Buchela diese Aussage machte, näherte sich Deutschland zusehens an die Sowjetunion an, und zwar auf Kosten der Beziehungen zu den USA. Buchela war, wenn ich mich recht erinnere, auch Beraterin mehrerer deutscher Politiker, und so dürfte ihr die damalige deutsche Politik sehr gut bekannt gewesen sein. Erst schloss die Brandt-Regierung die Ostverträge mit Moskau ab, die eigentlich besser sowjetische Westverträge genannt werden müssten, da keiner so sehr davon profitierte wie Moskau, und dann war kurze Zeit später der Bau der sibirischen Gaspipeline ein echter Prüfstein für den Zusammenhalt der NATO. Reagan verhängte angesichts der Ereignisse in Polen (Kriegsrecht) ein Embargo gegen die Sowjetunion, während Deutschland und Frankreich eifrig Geschäfte mit Moskau machten. Das Jahr 1982 brachte die bis dahin grösste Krise für die NATO. Also wenn Anfang der 80er Jahre von neuen Freundschaften die Rede war, dann kann damit m.E. weniger die Beziehung zu den USA gemeint sein, die damals schon bessere Zeiten gesehen hatte, was erst unter Kohl wieder besser wurde, als vielmehr die neuen Beziehungen zur Sowjetunion. Auch, dass Buchela warnt, dass wir von diesen falschen Freunden bald offen erpresst werden könnten, deutet m.E. mehr darauf hin, dass damit Russland gemeint sein könnte. Gerade die erwähnte Gaspipeline sorgte ja dafür, dass Europa von Russland in der Energieversorgung abhängig wurde. Eine zukünftige russische Regierung könnte dieses Mittel zur offenen Erpressung benutzen, was sich auch beim Waldviertler wiederfindet, wenn er sagt, dass Russland vor dem Krieg die Energielieferungen einstelle und Europa oder zumindest Österreich dann ohne Brennstoff dastehe. Der Waldviertler sagte: >Es sei sinnlos, kalorische Kraftwerke zu bauen, "das bißchen Kohle, das wir haben werden, brauchen wir für Haus und Herd". Die Erdöllieferung werde eingestellt. Von den Amerikanern sei nicht viel zu erwarten. "Der RUSS" werde sich nicht an vereinbarte Verträge halten und den Gashahn zudrehen.<
Die Amerikaner, von denen nicht viel zu erwarten ist, sind die Amerikaner, über die Buchela sagt: "Die Einfachen über dem großen Wasser dürft ihr Freunde nennen, die Großen aber nicht. Schlagt in euren Büchern nach, und ihr werdet erfahren, daß die Großen bisher jeden verraten haben, der sich Freund nannte und so fühlte. Das Freundsein mit dem Erhöhten und das Vertrauen, das ihr ihnen entgegenbringt, wird euch bitter bekommen ... Die Fernen werden euch nicht beistehen, wenn ihr in Not seid und sie ruft." (40/271)
Also für mich sieht das so aus, dass die russische Führung zukünftig politisch eine harte Gangart einschlagen wird und Europa "offen erpresst", ähnlich dem Muster, das sie gegenüber Georgien in den letzten Jahren schon betrieben haben, während die Amerikaner den Schwanz einziehen und versuchen, irgendwie unbeschadet aus der Sache herauszukommen, so wie sie es z.B. auch in Vietnam gemacht haben.

Fred, was meinst du dazu?


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